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Movies 2015 (7) – Panic Room

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Jahr: 2002
Genre: Thriller
Regie: David Fincher
Drehbuch: David Koepp

Worum geht’s?
Ein brutaler Einbruch in ihr frisch bezogenes Sandsteinhaus in New York treibt die geschiedene Meg Altman (Jodie Foster) und ihre Tochter Sarah (Kirsten Stewart) in den Panic Room des Gebäudes, ein gepanzertes und mit allen denkbaren High-Tech-Geräten ausgestattetes Refugium, das die Bewohner vor jedweden Eindringlingen schützen soll. Die beiden können nicht ahnen, daß ausgerechnet dieser Panic Room das Ziel des genau geplanten Einbruchs von Burnham (Forest Whitaker), Raoul (Dwight Yoakam) und Junior (Jared Leto) ist. Und sie werden vor nichts Halt machen, bis sie bekommen, wonach sie suchen.

Darsteller:
Jodie Foster as Meg Altman
Kristen Stewart as Sarah Altman
Forest Whitaker as Burnham
Jared Leto as Junior
Dwight Yoakam as Raoul

Der Film hatte mit einigen Problemen zu kämpfen und fast wäre er überhaupt nicht entstanden. Eigentlich wurden Nicole Kidman & Hayden Panettiere für die Charaktere Meg und Sarah Altman gecastet, doch Fincher fand, dass Panettiere nicht die richtige Schauspielerin für die Rolle ist. Kidman war zwar einige Tage auf dem Set, konnte aber wegen einer Knieverletzung nicht weiterdrehen. Fincher war der Meinung, die Produktion komplett zu beenden, doch das Stduio wollte die Dreharbeiten fortführen. Kurzfristig konnte man Jodie Foster für die Hauptrolle gewinnen, die eigentlich schon in „The Game“ mit Fincher zusammenarbeiten sollte. Am Ende wurde der Film nach vier Monaten zu Ende gedreht und man kann glücklich sein, dass das Studio die Produktion nicht abbrechen wollte. „Panic Room“ ist ein klasse Film, der aus seinem Setting viel herausholt und aus einem simplen Konzept einen spannenden Thriller macht.

David Fincher ist für seine extrem anspruchsvollen Dreharbeiten bekannt. Dank mehreren Takes für eine Szene versucht er jede Szene zu perfektionieren und gehört nicht nur deshalb zu den besten Regisseuren in Hollywood. Seine visuellen Neigungen sowie seine Vorliebe für dunkle Stories sind bekannt und nach „Fight Club“ und „The Game“ nahm er ein weiteres Projekt mit dem selben Ton an und liefert wieder einmal einen makellosen Film an. Handwerklich ist der Film perfekt und es macht Spaß, einem Regisseur wie Fincher bei der Arbeit zuzuschauen. Er legt Wert auf die Details und das ist bemerkbar. Zudem ist es beeindruckend, wie viel Fincher aus dem Konzept herausholt. Er schöpft jede Möglichkeit aus und nutzt dabei alles aus, um Spannung aufzubauen. Besonders die Kamera ist dabei hilfreich und durch die zahlreichen Kamerafahrten entwickelt sich beim Zuschauer ein beklemmendes Gefühl und man fragt sich, wie man selbst in dieser Situation agieren würde. David Koepp, der das Drehbuch in sechs Tagen schrieb und dafür vier Millionen Dollar bekam, hat ebenfalls seine Hausaufgaben gemacht. Solche Konzepte überleben nur mit guten Ideen und genau die besitzt Koepp, der das Setting ausnutzt und sich dabei viele Szenarien ausgedacht hat. Er lässt die Zuschauer die Klaustrophobie regelrecht spüren und er schafft es, dass die Zuschauer mit den Protagonisten sympathisieren.

Jodie Foster spielt Meg Altman, die sich von ihrem reichen Mann hat scheiden lassen und nun nach einem neuen Heim Ausschau hält. Sie sucht sich ein riesiges Haus in New York aus, der auch einen Panic Room besitzt. Ein abgeschotteter Raum, der durch massive Stahlwände geschützt wird und dadurch im schlimmsten Fall Kriminelle abhalten soll, die versuchen, in diesen Raum einzudringen. Als dieses Worst-Case-Szenario eintritt, kann Meg sich mit ihrer Tochter ganz knapp in diesen Raum einschließen und versucht, gegen die Kriminellen standzuhalten. Foster ist hervorragend in diesem Film und kann die Verzweiflung, die ihr Charakter besitzt, glaubwürdig darstellen. Gleichzeitig ist auch determiniert, die Verbrecher zu stellen und diese Mischung ergibt eine fesselnde Performance. Kristen Stewart, die ihre Tochter Sarah verkörpert, überrascht mit einer reifen Leistung. Man hat das Gefühl, dass sie schon sehr lange im Business ist. Das Verbrechertrio besteht aus Forest Whitaker, der die Idee zum Raum hatte, Jared Leto, der ebenfalls das Geld möchte und Dwight Yoakam, der helfen möchte. Die wohl beste Performance des Trios bietet Whitaker, der trotz seines Charakters und seinem Vorhaben die Sympathien des Zuschauers gewinnen kann. Er ist zwar derjenige mit Ideen, versucht aber trotzdem immer die Opfer nicht zu verletzen. Jared Leto overacted in diesem Film und das ist teilweise ziemlich komisch, ist aber immer noch glaubwürdig in der Rolle. Dwight Yoakam ist eher der ruhigere der dreien, aber auch derjenige, der sich nicht davor scheut, harte Gewalt anzuwenden. Sein Charakter ist sehr geheimnisvoll und das stellt er gut dar.

Wer Lust auf einen sehr gut gemachten Thriller hat, sollte sich schleunigst „Panic Room“ anschauen. Der Film bietet alles, was das Thrillerherz begehrt: Eine simple Geschichte, die aber durch viele Ideen aufgepeppt wird, Charaktere, mit denen man mitfiebert und eine Spannungskurve, die stetig nach oben geht. Man muss erstmal darauf kommen, einen normalen Sicherheitsraum zu nehmen und drumherum eine gut erzählte Geschichte zu entwickeln. Fincher versteht es, eine beklemmende Atmosphäre zu schaffen und damit die Zuschauer in den Bann zu ziehen. Die Geschichte ist von Anfang an mitreißend, denn man hat so etwas noch gar nicht im Kino gesehen, auch wenn die Story dem Film „Warte, bis es dunkel ist“ aus dem Jahre 1967 gleicht. Dass der Film in Echtzeit abläuft, trägt zur Spannung bei. Die Kamera ist großartig und bewegt sich wie ein Tier, sie fängt die Atmosphäre sehr gut ein und erzeugt durch die komplexen Kamerafahrten ein beengendes Gefühl, so als ob man selbst in dem Panic Room eingesperrt ist. Der Konflikt zwischen Meg und den Kriminellen hätte ganz schnell langweilig werden können, doch Fincher und Koepp wissen, wie man die Handlung interessant hält und es entwickelt sich ein regelrechter Schlagabtausch zwischen den beiden Parteien. Denn Meg schafft es, trotz dem Panic Room und dem wenigen Platz, den sie besitzt, mit ihren Ideen den Männern das Leben zur Hölle zur machen. Es ist ein Hin und Her, größtenteils zwischen Meg und Burnham. Es ist überraschend, dass Burnham stets Pläne entwickelt, um den beiden zu zeigen, dass er es ernst meint, denn er ist der einzige, der Mitgefühl zeigt, was ihn am Ende auch runterzieht. Der Verlauf der Geschichte ist zwar vorhersehbar, der Film hätte ebenfalls auch etwas kürzer sein können, aber das alles fällt nicht groß auf, denn „Panic Room“ ist ein spannender Thriller mit guten Performances. Gehört definitiv zu Fincher’s underrated Filmen neben „Zodiac“.
7,5/10

Movies 2015 (3) – Enemy

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Jahr: 2013
Genre: Drama
Regie: Denis Villeneuve
Drehbuch: Javier Gullón

Worum geht’s?
Dem Geschichtsprofessor Adam erscheint das Leben wie ein endloser, nicht greifbarer Traum. Desillusioniert und gelangweilt von seiner Beziehung, lässt er Tag um Tag in Lethargie verstreichen – bis er in einem Film den Schauspieler Anthony entdeckt, der ihm bis aufs Haar gleicht. Verstört aber auch fasziniert, beschließt er seinen Doppelgänger aufzuspüren. Seine Neugier steigert sich zur Besessenheit. Je tiefer Adam in Anthonys Welt eindringt und dabei auch dessen Frau näher kommt, desto mehr scheinen die Grenzen zwischen beiden Personen und ihren Leben zu verschwimmen. Wie in einem Spinnennetz verstricken sich die Ereignisse hin zu einem schicksalhaften Ende…

Darsteller:
Jake Gyllenhaal as Adam & Anthony
Mélanie Laurent as Mary
Sarah Gadon as Helen
Isabella Rossellini as Mother

Jake Gyllenhaal hat schon in jungem Alter bewiesen, dass Hollywood in der Zukunft mit ihm rechnen muss. Seine Filmographie war vielfältig, er hüpfte von einem Drama zu einem Thriller, dann zu einem Kriegsfilm. Sein einziger Blockbuster „Prince of Persia“ war kein großer Hit und auch wenn er wie immer sehr gut war in dem Film, der Streifen selbst war es nicht. Seitdem vermeidet Gyllenhaal die großen Filme und liefert eine Karriere-Bestleistung nach der anderen ab. In „Enemy“ übernahm er eine Doppelrolle und ist der Herz des Films. Auch wenn der Thriller es nicht schafft, den Zuschauer ganz zu packen, so sind die Themen, die in dem Film behandelt werden, interessant und er lohnt sich allein wegen Jake Gyllenhaal’s intensiver Doppelperformance.

Denis Villeneuve gehört zu den interessantesten und talentiertesten Regisseuren in ganz Hollywood. Mit seinem Film „Incendies“ hat er Hollywood auf sich aufmerksam gemacht, als er verdient eine Oscarnominierung für den besten fremdsprachigen Film bekam. Nun nutzt er all die Möglichkeiten, die Hollywood ihm gibt und wenn Amy Adams mit einem arbeiten will, gehört man definitiv zu den heiß begehrten Regisseuren. Mit „Enemy“ liefert Villeneuve einen tiefgründigen und bizarren Thriller ab, der den Zuschauer mit einem Ende hinterlässt, über den man noch lange nachdenkt. Das Publikum wird überschüttet mit Symbolen und faszinierenden Bildern, Villeneuve vereint all diese Elemente und stellt daraus ein funktionierendes Ganzes her. Das Drehbuch von José Saramago ist clever und besitzt zwar keine originelle Prämisse, aber es wirkt frisch verpackt. Man wird aber das Gefühl nicht los, dass das Skript von Saramago nicht ganz durchdacht ist und die große emotionale Punchline fehlt.

Jack Gyllenhaal spielt in dem Film gleich zwei Charaktere. Zum einen gibt er Adam, ein Geschichtsprofessor, der ein ziemlich einseitiges Leben führt. Tagsüber unterrichtet er und abends schläft er mit seiner Freundin, mit der er aber nicht zusammenwohnt. Als er in einem Film seinen Doppelgänger sieht, beginnt sein Leben interessant zu werden und macht sich auf die Suche nach diesem Mann. Dieser Mann heißt Anthony, ist Schauspieler und hat eine Frau, die schwanger ist. Als Adam ihn kontaktiert, gerät sein Leben aus den Fugen. Wenn Gyllenhaal in einem Film dabei ist, kann man davon ausgehen, dass er gut ist. Nachdem „Prince of Persia“ gefloppt ist, nimmt Gyllenhaal nur noch exzellente Rollen an und wird mit jedem Film immer besser und besser. Hier nimmt er die anspruchsvolle Aufgabe an, zwei vollkommen unterschiedliche Charaktere zu spielen und meistert sie mit Bravour. Es muss schwierig sein, sich auf einen Charakter einzustellen, nur um später einen andere Person, die komplett anders ist, zu verkörpern. Das können nur die ganz großen Schauspieler, zu denen Jake Gyllenhaal definitiv gehört. Mélanie Laurent und Sarah Gadon können ebenfalls überzeugen und beide strahlen eine geheimnisvolle und anziehende Aura aus.

„Enemy“ ist ein Mindfuckthriller der guten Sorte, der dem Zuschauer das Leben schwer macht, indem er ordentlich für Verwirrung sorgt. Der Film ist ein Slow Burn, das heißt, Villeneuve baut die Spannung langsam und behutsam auf, bevor er in den letzte 15 Minuten ordentlich Gas gibt. Bis dahin versucht der Zuschauer, seine eigene Theorie zu stricken. Das ist leichter gesagt als getan, denn Regisseur Villeneuve und Drehbuchautor Gullón bauen in fast jede Szene Hinweise rein oder platzieren gezielt bizarre Symbole oder Metaphern, sodass sich der Zuschauer ständig frägt, was das nun zu bedeuten habe. Was bedeuten die Spinnen? Sind Adam und Anthony dieselbe Person? Das ist meine Vermutung. Doch das tolle an „Enemy“ ist die Tatsache, dass jede Theorie seine guten Argumente besitzt. Denn wenn man einen Hinweis bekommt, der den Zuschauer in eine Richtung lenkt, kommt im nächsten Moment eine Szene, die dieser Theorie widerspricht. Des Weiteren begeistert der Film durch eine atmosphärische Dichte, zudem weiß man nie, was als nächstes passiert, was den Film noch spannender macht. Im Mittelteil gibt es einen kleinen Hänger, wo sich die Handlung wiederholt und auch das Ende hätte ich mir etwas besser vorgestellt. Aber natürlich passt es zum gesamten Film, wenn man am Ende mit einem WTF Moment zurückgelassen wird. „Enemy“ ist ein sehr guter Film mit einem erstklassigen Jake Gyllenhaal und von Villeneuve werden wir in Zukunft noch einiges hören.
7/10

Movies 2014 (70) – Nightcrawler

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Jahr: 2014
Genre: Thriller
Regie: Dan Gilroy
Drehbuch: Dan Gilroy

Worum geht’s?
Der ehrgeizige Lou Bloom ist auf der Suche nach einem Job in Los Angeles. Als er eines Nachts Zeuge eines Autounfalls wird, beobachtet er ein Kamerateam, das Aufnahmen vom Geschehen macht. In diesem Moment hat Lou seinen Traumjob gefunden. Bei seinem Aufstieg in der Medienwelt zeigt er jedoch sein wahres Gesicht, denn Lou will gute Bilder abliefern, um erfolgreich zu sein – koste es, was es wolle

Darsteller:
Jake Gyllenhaal as Louis Bloom
Riz Ahmed as Rick
Rene Russo as Nina Romina
Bill Paxton as Joe Loder

Eigentlich sollte Jake Gyllenhaal eine Rolle in Disney’s ambitioniertem Musical „Into the Woods“ übernehmen. Doch er sagte kurzfristig ab, um in diesem Indie Thriller mitzuwirken. Viele fragten sich, wieso Gyllenhaal diese Entscheidung getroffen, denn wer will denn eigentlich nicht mit Meryl Streep gemeinsam vor der Kamera stehen? Nun ist „Nightcrawler“ draußen und die meisten werden „Aha“ sagen. In diesem atmosphärisch dichten und extrem spannenden Thriller liefert Gyllenhaal wahrscheinlich seine beste Leistung ab. Angsteinflössend, zielstrebig und krass, so kann man seine Performance und auch den Film beschreiben.

Dan Gilroy, der seine Brötchen eigentlich mit seinen Drehbüchern verdient, gibt mit diesem Thriller sein Regiedebüt. Bis dato hat er eine Reihe ganzer Genres abgeklappert, von Drama („Das schnelle Geld“) bis zu Familienabenteueractionfilm („Real Steel“). Eins steht fest; der gute Mann besitzt Talent. Doch nie zuvor hat sich Gilroy, dessen Bruder Tony Gilroy ebenfalls Drehbuchautor ist und zugegeben mehr Profil besitzt dank seinen Skripten zu den „Bourne“-Filme, an etwas so düsteres wie „Nightcrawler“ gewagt. Gilroy, der auch das Drehbuch zu seinem Debüt schrieb, liefert einen fantastischen Erstling ab. Das ist sein „Taxi Driver“ mit Gyllenhaal. Die Inszenierung ist tadellos und er versteht es, eine dichte und unheimliche Atmosphäre zu erschaffen, die den Zuschauer in den Bann zieht und nicht mehr so leicht loslässt. Kombiniert mit den Nachtbildern der Stadt Los Angeles, der Spannung, die er so gut beherrscht und den schauspielerischen Höchstleichstungen ist Gilroy’s Debüt ein voller Erfolg. Dabei pfeift er auf die typische Hollywood-Dramaturgie und seine Geschichte nimmt keine konventionellen Wendungen. Man weiß nicht, was Louis Bloom als nächstes anstellen wird, um den amerikanischen Traum weiterzuleben. Die Charakterzeichung ist in jeder Hinsicht gelungen und Gilroy schafft es, zusätzlich zu der Story einige wichtige Aspekte anzusprechen.

Jake Gyllenhaal spielt Louis Bloom, ein arbeitsloser Mann, der sich mit illegalen Geschäften so gerade noch übers Wasser hält. Das einzige, was er in seinem Leben möchte, ist eine Chance, die er dann nutzen will, um ganz groß rauszukommen. Als er zufällig auf den Job des Nightcrawler aufmerksam wird, ist sein Interesse geweckt und er versucht alles, in dem Job der beste aus der gesamten Stadt zu werden. Doch die Konkurrenz ist groß, aber wie Louis so schön sagt: Um im Lotto zu gewinnen brauchst du das Geld für einen Lottoschein! Gyllenhaals Karriere ist erstaunlich. Schon ganz früh in „Donnie Darko“ hat er der Welt gezeigt, dass mit ihm in Zukunft gerechnet werden muss. Nachdem „Prince of Persia“, sein erster großer Blockbuster als Lead nicht gut ankam, lag er seinen Fokus auf seriöse Rollen und seitdem haut er eine geniale Performance nach der anderen raus. Ich habe noch nicht alle Filme von ihm gesehen, doch hier liefert er eine seiner besten Performances ab. Die Intensität, mit der er den Wahnsinn darstellt, den Bloom ausmacht, ist erschreckend. Wenn man den Film anschaut, sieht man einen Soziopathen und nicht Jake Gyllenhaal. Die bisher beste schauspielerische Leistung eines Schauspielers in diesem Jahr. Die restliche Besetzung verblasst neben einer solch Powerhouse Performance, aber das heißt nicht, dass sie schlecht ist. Im Gegenteil. Rene Russo, die mit Dan Gilroy verheiratet ist, ist ebenfalls super und zeigt die Ängste ihres ansonsten starken Charakters überzeugend auf.

„Nightcrawler“ gehört zu den besten Filmen und auch zu den größten Überraschungen des Jahres. Wer auf einen Stand Alone Film des X-Men Charakters hofft, der im zweiten X-Men Film zu sehen war, der kann sich jetzt schon mal auf eine Enttäuschung bereit machen. Der Film schlägt einen Weg ein, der in Hollywood bisher unerforscht war. Der Thriller konzentriert sich auf Lou Bloom, der geboren wurde, um zum Nightcrawler aufzusteigen. Das sind die Menschen, die schockierende Bilder für die Lokalnachrichten aufnehmen, um sie dann den Sendern zu verkaufen. Je größer der kriminelle Akt, desto mehr Geld bekommt man. Allein vom Konzept her hebt sich der Film von anderen Thrillern ab, die Prämisse ist erfrischend originell. Der Blick in dieses Berufsfeld ist ziemlich interessant ausgefallen und das liegt am intelligenten Drehbuch. Überraschende Wendungen wo man nur hinschaut, die auch Sinn ergeben. Der Film fokussiert sich auf Lou Bloom und schafft es während der Charakterzeichnung auch den Beruf des Nightcrawlers dem Zuschauer auf spannende Art und Weise zu präsentieren. Spannend ist das richtige Stichwort, denn wenn Lou seiner Arbeit nachgeht, dann ist das extrem fesselnd inszeniert, weil Lou eben alles dafür tut, um die besten Bilder zu kriegen. Wenn er beispielsweise in ein Haus einbricht, um alle Leichen auf Band zu bekommen, obwohl er weiß, dass die Polizei bald da ist, dann kann der Zuschauer nicht anders als den Atem anzuhalten.
Der faszinierendste Aspekt des Films ist Lou Bloom. Er ist absolut verrückt und schreckt vor nichts zurück um sein Ziel zu erreichen, nämlich der Beste in seinem Feld zu sein. Er ist unberechenbar und das macht diesen Film auch aus. Man weiß nie, was als nächstes passieren wird. Was hat Lou geplant, wie will er sein „Imperium“ weiter ausbauen? Seine Beziehung zu seinem Assistenten ist intensiv und lebt von den fantastischen Dialogen. Jake Gyllenhaal verleiht dem Charakter so viele Facetten und überträgt jede einzelne meisterhaft auf die Leinwand. Einer der besten im Business, so viel steht fest.
Es ist auch herrlich mitanzusehen, wie schrecklich realistisch der Film wahrscheinlich ist. Tagtäglich sieht man schreckliche Nachrichten und die Bilder, die dazu gehören, im Fernsehen. Es ist gut möglich, dass hinter den Kulissen der Sender alles genauso abläuft wie es der Film darstellt. Die Kamera verleiht dem Film eine dichte Atmosphäre und DP Robert Elswit, der für „There Will Be Blood“ einen Oscar gewann, zeigt Los Angeles von einer ganz neuen Seite. Es fühlt sich so an, als ob die Stadt ein selbstständiger Charakter im Film ist. Der Film hätte ruhig noch länger sein können, denn das Ende war etwas enttäuschend. Dennoch ist „Nightcrawler“ einer der besten Filme des Jahres und Jake Gyllenhaal liefert einer der besten Performances des Jahres ab.
9/10

Movies 2014 (68) – The Equalizer

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Jahr: 2014
Genre: Thriller
Regie: Antoine Fuqua
Drehbuch: Richard Wenk

Worum geht’s?
McCall ist ein hervorragender Privatdetektiv und löst sogar aussichtslose Fälle. Das liegt aber nicht nur an seiner Liebe zur Gerechtigkeit und seinem Mitgefühl, sondern daran, dass er als ehemaliger Agent eines Spezialkommandos weiß, auf was es zu achten gilt. Nachdem er als Agent seinen eigenen Tod vorgetäuscht hat, lebt er sein Leben nun unter neuer Identität. Doch dann hilft er der jungen Prostituierten Teri aus der Not, und dabei droht aufzufliegen, wer er eigentlich ist.

Darsteller:
Denzel Washington as Robert McCall
Chloë Grace Moretz as Teri
Marton Csokas as Teddy
Melissa Leo as Susan Plummer
Bill Pullman as Brian Plummer

Denzel Washington gehört zu den besten Schauspielern aller Zeiten. Zwei Oscars hat er schon in seiner Tasche, und er liefert in jedem Film eine tolle Performance ab. In den letzten Jahren hat sich Washington auf (Revenge)Thriller spezialisiert, in denen er zeigen kann, dass er immer noch den Menschen die Ärsche versohlen kann. „Mann unter Feuer“ und „Safe House “ fand ich besonders stark und unterhaltsam. Mit „The Equalizer“ kann er einen weiteren gelungenen Thriller in seine Filmographie hinzufügen. Zwar hat der Film nur wenig mit der TV-Vorlage gemein, das stört aber nicht. Anschauen.

Antoine Fuqua ist ein talentierter Regisseur. Mit „Training Day“ hat er Hollywood auf sich aufmerksam gemacht. Mir gefällt sein „Dark & Gritty“ Style und bisher haben mir all seine Filme gefallen. Nachdem er in 2009 für vier Jahre keinen weiteren Film gedreht hat, beschloss er, ab 2013 wieder mehr Filme zu drehen. Nachdem er einige Jobs an Land gezogen hat, widmete er sich erst einmal der Filmversion der Serie „The Equalizer“. Ein weiterer Glücksfall, denn die Hauptrolle wird von Denzel Washington gespielt. Beide konnten schon mit „Training Day“ große Erfolge feiern, Washington gewann für seine Darbietung sogar einen Best Actor Oscar. Fuqua’s Inszenierung ist einfach lässig. Sie ist nicht ganz actiongeladen, denn er versteht es, dem Film seine ruhigen Momente zu gönnen, indem er in den Leerlauf schaltet und Washington/McCall die Möglichkeit gibt, dem Charakter Tiefe mitzugeben. Die Action ist toll inszeniert, der Zuschauer bekommt alles mit, also keine Shaky Cam, die störend auf den Zuschauer einwirkt. Richard Wenk’s Historie beweist nicht gerade, dass er ein talentierter Drehbuchautor ist. Dennoch ist das Skript für die „The Equalizer“ gelungen. Atmosphärisch dicht, schafft Wenk, Spannung aufzubauen. Dabei vergisst er aber, McCall Tiefgang mitzugeben. Hoffentlich sehen wir im zweiten Teil mehr von McCall’s Vergangenheit.

Denzel Washington verkörpert Robert McCall. Auf dem ersten Blick scheint er ein ganz normales Leben zu führen mit seinem traditionellen Tagesrhythmus. Doch der Schein trügt. McCall’s Vergangenheit macht ihn zu einem der gefährlichsten Menschen auf der Welt und keiner sollte ihn als Feind haben. Als ein Mädchen, welches er schätzt, brutal zusammengeprügelt wird, will er Rache nehmen. Denzel Washington zeigt wieder einmal, dass man nie zu alt ist, um Ärsche zu versohlen. Er macht eine sehr gute Figur und gibt seiner Darbietung noch die nötige Tiefe mit. Andere Schauspieler würden das nicht machen. Ohne viele Dialoge kann Washington mit seiner Mimik viele Emotionen zeigen und auf die Leinwand transportieren. Chloë Grace Moretz spielt Teri, ein junges Mädchen mit Ambitionen, doch leider muss sie als Prostituierte arbeiten, um über die Runden zu kommen. Die Vater-Tochter Beziehung, die im Film entsteht, ist glaubwürdig, und das liegt auch an Moretz’s verletzliche Performance. Mit 17 Jahren hat sie schon so viele Filme gedreht, ich bin gespannt, was die Zukunft für sie bereithält. Der Bösewicht Teddy wird verkörpert von Marton Csokas. Er ist der derjenige, der die Drecksarbeit für die russische Mafia erledigt und dafür besitzt er ein hohes Ansehen. Seine Methoden sind brutal und er duldet keine Fehler. Mit McCall hat er aber einen ebenbürtigen Gegner gefunden. Csokas ist ein vielseitiger Schauspieler, der in fast alle Rollen schlüpfen kann und in jedem Film stets eine überzeugende Performance abliefert. „The Equalizer“ ist auch keine Ausnahme. Mit einer bedrohlichen Aura, die er ausstrahlt, flößt er jedem Zuschauer Angst ein. Melissa Leo stellt eine alte Bekannte von McCall, die ihm immer mit Rat und Tat beiseite steht. Sie besitzt zwar nur wenig Screen Time, ist aber in den Momente mit McCall ganz stark.

„The Equalizer “ kommt zwar nicht ganz an Washington’s alte Thriller wie „Training Day “ oder „Mann unter Feuer“ ran, bietet aber immer noch Unterhaltung auf hohem Niveau. Es macht immer wieder Spaß, Washington dabei zuzuschauen, wie er böse Männer gute Manieren beibringt. Er braucht sich vor Action(oldie)helden wie Liam Neeson, Sylvester Stallone und Bruce Willis nicht zu verstecken. Man könnte sogar das Argument bringen, er könne alle locker in seine Westentasche stecken. Washington ist für sein Alter ungemein fit und ras hilft ihm ungemein in den tollen Actio szenen.
Der Film hat anscheinend nur sehr wenig mit der gleichnamigen Serie gemein, aber ich bezweifle, dass die wenigen Menschen da draußen, die die Serie mögen, diesen Film sehen werden. Die größte Stärke des Films neben Washington ist ganz klar die Inszenierung der Actionsequenzen. Wenn McCall seine Angriffe genau timt, erinnert das zwar etwas an die RDJ-Version von „Sherlock Holmes“, aber das fehlt nicht negativ auf und ist erfrischend. Fuqua, der schon in „Shooter“ dem Zuschauer klasse Actionszenen servierte, legt hier noch eine Schippe drauf. McCall geht ziemlich brutal vor und lässt keine Ungerechtigkeit unbestraft. Das hat zur Folge, dass die Action auch enorme Brutalität besitzt und das ist auch gut so. Anders wäre es schlechter gewesen, denn harmlosere Action hätte nicht zum Charakter McCall gepasst, den uns das Drehbuch hier liefert. Wenn McCall sich gegen fünf russische Mafiosi stellt und kalkuliert, wie lange er für die Tötung dieser Menschen braucht und die ganze Aktion dann durchzieht, dann ist das einfach mit der Slow Motion sehr cool in Szene gesetzt und macht Spaß.
Doch „The Equalizer “ ist kein reiner Actionfilm. Der Film nimmt sich oft Zeit und fokussiert sich auf McCall und seine Eigenschaften, die ihn ausmachen. So lernen wir den Charakter besser kennen, aber so richtig viel erfährt man auch nicht. Am Ende des Films weiß der Zuschauer, was McCall in der Vergangenheit angestellt hat, aber was genau, darüber bleiben wir im dunkeln. So sehr mir diese ruhigen Momente auch gefallen haben, einiges wiederholt sich zunehmend und bläht den Film unnötig auf. Man hätte hier locker 15 Minuten und die überflüssigen Szenen schneiden können. Der Showdown aber ist fantastisch. Ein ungewöhnlicher Schauplatz, der gut ausgenutzt wird. „The Equalizer“ ist bei den Zuschauern gut angekommen. Haben Fuqua und Washington die Neuversion von „The Magnificent Seven“ gedreht, so ist es wahrscheinlich, dass beide für einen zweiten Teil zurückkommen werden, denn Sony braucht zurzeit erfolgreiche Franchises dringender denn je. Der erste Teil hält das, was er verspricht mit einem tollen Denzel Washington.
7,5/10

Movies 2014 (67) – Training Day

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Jahr: 2001
Genre: Thriller
Regie: Antoine Fuqua
Drehbuch: David Ayer

Worum geht’s?
Der junge Polizist Jake Hoyt hat seinen ersten Tag beim LAPD und wird von dem erfahrenen Drogenfahnder Alonzo Harris in den knochenharten Job eingeführt. Alonzo Harris ist seit 13 Jahren dabei und hat für den täglichen Umgang mit den Kriminellen der Großstadt seine eigenen Methoden und Rituale entwickelt. Der idealistische Jake kann sich mit Alonzo’s Einstellung nicht ganz anfreunden und so geraten die beiden heftig aneinander.

Darsteller:
Denzel Washington as Det. Alonzo Harris
Ethan Hawke as Jake Hoyt
Scott Glenn as Roger
Cliff Curtis as Smiley

Denzel Washington gehört zu den besten Schauspielern aller Zeiten. Keiner soll sich von seinem Fokus auf harte, brutale Thriller blenden lassen, der Mann hat besonders in seiner Anfangszeit ein Drama nach dem anderen gedreht. Und auch in seinen Thrillern liefert er jedes Mal eine hervorragende Performance ab und fügt seinem Charakter stets Tiefgang hinzu, etwas, dass andere Schauspieler nicht machen können bzw. nicht willig sind, zu tun. Wenn ich seinen Namen irgendwo lese oder höre, muss ich sofort an eine Paraderolle denken: Alonzo Harris. Laut, intensiv, furchteinflößend. So kann man seinen Charakter und Performance beschreiben. Nicht nur liefert er in „Training Day“ die vielleicht beste Leistung seiner Karriere ab, der Film selbst zeichnet ein düsterer Portrait der Cops in Los Angeles und ist Fuqua’s bester Film.

Antoine Fuqua hat in seiner Karriere gezeigt, dass er eine Vorliebe für düstere (Cop)Geschichten hat. Mit „Training Day“ stellt er schonungslos dar, wie es innerhalb der LAPD aussieht. Natürlich sind nicht alle Cops korrupt wie Harris, doch der Rampart-Skandal hat gezeigt, dass die Korruption innerhalb der LAPD tief verzwurzelt ist. Mit kalten Bildern und einer dichten Atmosphäre ist seine Inszenierung mehr als gelungen, der Fokus auf die Beziehung Harris-Hoyt ist klasse und lässt den Film sehr intim wirken. Dass die Geschichte des Films sich in Echtzeit abspielt, macht den Film umso spannender. Diese Tatsache ist auch dem Drehbuchautoren David Ayer zu verdanken. Ayer, der sich primär für Polizeigeschichten interessiert, beweist mit seinem Skript eindrucksvoll, dass er auch weiß, wovon er spricht/schreibt. Die Spannungskurve steigt stetig nach oben bis zum unausweichlichen Klimax. Der Plot ist alles andere als vorhersehbar, der Zuschauer kann nicht erraten, wie die Geschichte weitergehen oder sogar enden wird, alles ist möglich. Die Dialoge sind realistisch und intensiv, wie auch der Rest des Films.

Denzel Washington ist Alonzo Harris, ein korrupter Cop, wie er im Buche steht. Er schert sich einen Dreck um Vorschriften und moralische Grundsätze und zieht sein eigenes Ding durch. Als er einen neuen Partner bekommt, zeigt er ihm seine Welt und Ansichten. Es liegt an Hoyt zu entscheiden, ob er genauso enden will wie Alonzo oder ob er sich dagegen wehrt. Denzel Washington liefert hier eine One Man Show ab, die seinesgleichen sucht. Der gute Mann, der zu den besten Schauspielern aller Zeiten gehört, hat schon einige eindrucksvolle Performances auf seinem Resüme, doch wenn es um die Frage der Paraderolle geht, dann kommt nur Alonzo Harris in Betracht. Vom ersten Moment an elektrisiert er das Publikum mit seiner Intensität und Charisma. Der Zuschauer fürchtet sich vor ihm, weil er so unbekümmert und furchtlos agiert. Ethan Hawke als Hoyt ist alles andere als schlecht und liefert ebenfalls eine überzeugende Performance ab. Allein mit seiner Mimik kann er mehr Emotionen verkörpern als so manch anderer Schauspieler, seine Leistung ist subtil und auch klasse. Der Rest der Nebendarsteller ist solide, bekommen aber wenig zu tun, weil sich der Film auf Harris und Hoyt fokussiert. Eine Erwähnung hätte noch Cliff Curtis verdient, der in seiner kleinen Rolle als Krimineller sehr gut ist.

„Training Day“ fesselt den Zuschauer von der ersten Minute an und lässt einen nicht mehr los. Die meisten Filme führen in der Anfangsphase alle wichtigen Charaktere ein und etablieren den Plot und die Konflikte, doch hier ist das nicht der Fall. Man verschwendet keine Zeit mit der Einführung, sondern man lässt die Geschichte ihren Freiraum, um sich zu entfalten. Je länger der Film läuft, desto mehr erfährt man über die Charaktere und ihren Background. Auf diese Art und Weise will der Zuschauer immer mehr Informationen über Harris und auch Hoyt erfahren, das Interesse bleibt konstant auf einem hohen Niveau. Des Weiteren läuft der Film in Echtzeit ab, es gibt keine Zeitsprünge, die Zuschauer wissen genau so viel wie die Charaktere. Das macht den Film unvorhersehbar und auch spannend. Der Thriller hat etwas von einem Psychoduell. Harris will Hoyt unbedingt das korrupte Leben schmackhaft machen, während dieser mit sich kämpft und unentschlossen ist. Einerseits will er Harris nicht wütend machen, denn sein Job ist abhängig von seiner Bewertung. Andererseits ist Hoyt alles andere als korrupt, er ist ein guter Mensch und kann Harris‘ Verhalten nur schwer mit seinem Gewissen vereinbaren. Der Film besitzt von Anfang an eine hohe Intensität und sie nimmt auch nicht ab. Die Dialoge zwischen Harris und Hoyt packen den Zuschauer, sie erinnern an einen fesselnden Schlagabtausch zwischen zwei Boxern. Es hilft, dass die Dialoge so gut geschrieben sind und beide Schauspieler, speziell Washington, sie so stark rüberbringen. Die Kamera liefert kalte Bilder von Los Angeles ab, die zur gesamten Atmosphäre des Films passt. Der Film endet nicht mit einer Moralpredigt, sondern überlässt dem Zuschauer seine eigenen Schlüsse zu ziehen. „Training Day“ ist ein Must See Film für jeden Cineasten. Allein für Washington’s überragende One Man Show ist ein Blick wert.
9/10

Movies 2014 (64) – Gone Girl

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Jahr: 2014
Genre: Drama
Regie: David Fincher
Drehbuch: Gillian Flynn

Worum geht’s?
Wie gut kennt man den Menschen, den man liebt, wirklich? Diese Frage stellt sich Nick Dunne an seinem fünften Hochzeitstag, dem Tag, an dem seine schöne Frau Amy spurlos verschwindet. Unter dem Druck der Polizei und des wachsenden Medienspektakels, bröckelt Nicks Darstellung einer glücklichen Ehe. Durch seine Lügen, Täuschungen und sein merkwürdiges Verhalten stellt sich jeder bald dieselbe unheimliche Frage: Hat Nick Dunne seine Frau ermordet?

Darsteller:
Ben Affleck as Nick Dunne
Rosamund Pike as Amy Dunne
Carrie Coon as Margo Dunne
Neil Patrick Harris as Desi Collings
Tyler Perry for Tanner Bolt
Kim Dickens as Detective Rhonda Boney

Gillian Flynn gehört zurzeit zu den bekanntesten und erfolgreichsten Autorinnen auf der Welt. Ihre ersten beiden Bücher „Cry Baby“ und „Dark Places“ waren sehr gut und haben schon früh gezeigt, dass Flynn die düstere Welt mehr als nur gut kennt. Sie versteht es, den Leser stets auf die falsche Fährte zu führen, nur um ihn dann später zu überraschen. Mit „Gone Girl“ gelang ihr endgültig der Durchbruch. 2,7 Millionen Exemplare wurden verkauft, andere berühmte Autorinnen fanden auch nur Lob für ihr Buch. Als bekannt wurde, dass das Buch verfilmt wird und kein anderer als David Fincher sich dem Projekt annahm, konnte ich es gar nicht mehr erwarten, den Film zu sehen. Und dieser ist alles andere als enttäuschend. Er kommt zwar nicht ganz an die Intensität und Qualität des Buches ran, aber nichtsdestotrotz gehört „Gone Girl“ zu den besten Filmen des Jahres.

Düstere Projekte, das ist der Stoff, aus dem große Filme gemacht werden. Das ist wohl der Gedankengang von David Fincher, der zu den besten Regisseuren in Hollywood gehört. Wenn man sich mal seine Filmographie ansieht, dann erkennt man schnell, dass der Mann aus Denver sich Drehbüchern, die eine böse Seite an sich haben, hingezogen fühlt. Zum Glück führte Fincher Regie, denn er ist der perfekte Mann für diesen Film. Die Inszenierung ist großartig und die Laufzeit von 2,5 Stunden macht sich fast nicht bemerktbar. Fincher gelingt es problemos und meisterhaft, mehrere Themen anzusprechen und sie in einen Film zu verpacken. Die Spannungskurve steigt langsam, aber mit größter Präzision nach oben, bis der Höhepunkt erreicht ist. Das Timing von Fincher stimmt und er liefert einen klasse Thriller ab. Gillian Flynn hat das Drehbuch selber verfasst und im nachhinein war das eine kluge Entscheidung, denn wer kennt ein Buch besser als der/die eigene Autor(in)? Richtig. Flynn’s Skript ist genial. Sie wusste genau, welche Stellen nicht in den Film sollten und hat genau an den richtigen Stellen den Radiergummi verwendet. Die Erzählweise, die das Buch so besonders machte, und funktioniert auch im Film sehr gut. Ich war gespannt zu sehen, wie sie das hinbekommt, aber das Wechseln der Charakterperspektiven, um die Geschichte zu erzählen, ist brilliant und notwendig, um den Zuschauer zu verwirren bzw. sie auf die falsche Fährte zu locken.

Wenn Fincher dich in der Hauptrolle haben will, dann musst du anscheinend schauspielerisches Talent besitzen. Viele aber fragten sich, wieso ausgerechnet Ben Affleck die Hauptrolle bekam und kein anderer Schauspieler. Man muss den Film sehen, um diese Frage zu beantworten. Affleck ist ein sympathischer und bodenständiger Mann, aber es ist wahr, dass er auf dem ersten Blick vielleicht arrogant rüberkommen kann (Nicht meine Meinung). Genau so etwas war für die Rolle des Nick Dunne vonnöten. Affleck liefert die beste schauspielerische Performance seiner Karriere ab. Er spielt mit einer hohen Intensität und der Zuschauer weiß nie, was er von ihm halten soll. Ist er der arrogante Typ, so wie ihn die Medien darstellen, oder ist er doch ein guter Mensch? Affleck bringt beide Aspekte seines Charakters glaubwürdig auf die Leinwand. Alle Schauspielerinnen aus Hollywood wollten Amy Dunne spielen. Charlize Theron, Rooney Mara, Emily Blunt, Natalie Portman und Reese Witherspoon, um nur einige zu nennen. Doch letztendlich ging die Rolle an Rosamund Pike, die mit dieser Leistung endlich das Stardom erreicht. Ihre Performance ist so vielschichtig und es ist bemerkenswert, wie leichtfertig sie mit damit umgeht. Sie hantiert mit ihrer gesamten Emotionspalette und wechselt bravourös von liebenswürdig zu geheimnisvoll bis zu furchteinflössend und wieder zurück. Nicht jeder hätte die Amy Dunne so spielen können wie sie. Fincher beweist wieder einmal, dass er ein Gespür fürs Casting besitzt. Eine Oscarnominierung ist Pike sicher. Affleck hätte auch eine verdient, aber das Feld ist leider viel zu stark dieses Jahr. Ein weiteres Casting hat Hollywood aufmerksam gemacht. Viele wunderten sich, wieso ausgerechnet Tyler Perry in einem Film von Fincher mitspielen sollte. Doch auch er liefert eine fantastische Leistung ab, ebenfalls die beste seiner Karriere. Schlagfertig, charismatisch und direkt, Perry ist in jeder Hinsicht überzeugend. Die restliche Nebendarstellerriege ist ebenfalls klasse. Perfektes Casting.

Buchadaptionen haben es immer schwer. Ist die Vorlage gelungen, dann wird ein Vergleich gezogen, bei dem der Film oft den kürzeren zieht. Zugegeben, in diesem Fall ist das Buch von Gillian Flynn besser als der Film. Doch nichtsdestotrotz gehört die Verfilmung von Fincher zu den besten Filmen des Jahres und ist bisher mein persönliches Highlight von 2014. Der Film ist unglaublich spannend und er führt dich mit all seinen Wendungen stets in die falsche Fährte. Ich habe das Buch gelesen und dennoch habe ich jede Minute mitgefiebert. Fincher versteht es wie kein anderer Spannung aufzubauen. Er nimmt sich schön viel Zeit, um eine dichte Atmosphäre zu erschaffen und konzentriert sich auf die Charaktere, primär Nick Dunne. Der gesamte Thriller ist wie eine lange Episode einer Crime Show, nur mit viel besserem Writing und einem Regisseur, der es versteht, die Spannungskurve langsam ansteigen zu lassen, um dann im Klimax die Zuschauer vollkommen zu überrollen. Das war schon in „Verblendung“ so und hier ist es nicht anders.
Das Buch besitzt eine interessante Erzählstruktur; die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Zum einen von Nick, der in der Gegenwart ist, und zum anderen von Amy, die mit ihren Tagebucheinträgen ihr Leben und ihre Ehe mit Nick festhält. Dementsprechend war ich gespannt, wie Fincher und Flynn das umsetzen würden. Und das Ergebnis ist hervorragend. Fincher weiß genau, wie viel Informationen er in einem Erzählabschnitt preisgeben muss und durch das hervorragende Editing fühlt sich die Erzählstruktur schön smooth an.
Doch der Film ist mehr als nur ein spannender Thriller. Er zeichnet eine Ehe, in der nichts ist, so wie es scheint. Es ist lange her, dass das Kino eine solch abgefuckte Ehe gesehen hat. Zudem blickt er in menschliche Abgründe, die den Zuschauer schockieren werden. Der Film zeigt, wie weit ein Mensch gehen kann, um seine eigene Haut zu retten. Und als ob das nicht schon zu viel Stoff für einen Film wäre, haut Fincher noch einen drauf und kritisiert auf amüsante Art und Weise unsere Medien und ihr Problem. Das Problem ist, dass die Medien nicht mehr vernünftig recherchieren und sich gleich auf Behauptungen stürzt, nur um als erstes eine Story zu ergattern. Dass sie eventuell das Leben der Menschen im Mittelpunkt zerstören ist egal, Hauptsache die Quote stimmt. Hinzu kommt noch der chillige Score von Trent Reznor, der jede Szene noch zusätzliche Würze gibt. Es gibt keine unnötige Szene, alles ist handwerklich perfekt. Einziger Nachteil: Das Ende kam viel zu abrupt. Hier hätte sich der Film ruhig etwas mehr Zeit nehmen können, so wie das Buch. Aber ansonsten ist „Gone Girl“ ein fantastischer Film mit super Schauspielern, genialem Score und Editing. Fincher did it again.
9/10

Movies 2014 (54) – Runner Runner

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Jahr: 2013
Genre: Thriller
Regie: Brad Furman
Drehbuch: Brian Koppelman, David Levien

Worum geht’s?
Als junger und fast mittelloser College-Student verdient sich Richie Furst beim Online-Pokern recht erfolgreich Geld für sein Studium dazu. Bis er eines Tages bei einem Spiel alles verliert. Richie ist sich sicher, dass er betrogen wurde und reist nach Costa Rica, um den Betreiber der Pokerseite zur Rede zu stellen. Als er jedoch auf Ivan Block und dessen Partnerin Rebecca Shafran trifft, muß Richie feststellen, dass das Charisma und die Macht von Ivan weiter reichen als gedacht. Ein gefährliches Spiel beginnt…

Darsteller:
Ben Affleck as Ivan Block
Justin Timberlake as Richie Furst
Gemma Arterton as Rebecca Shafran
Anthony Mackie as Agent Shavers
Oliver Cooper as Andrew Cornin

Früher wurde Ben Affleck wegen seiner Rollenauswahl und seinen schauspielerischen Qualitäten lustig gemacht, und wer tat das nicht? Wer Filme wie „Gigli“ dreht, der hat eigentlich auch nur Spott verdient. Doch in den letzten Jahren hat sich Ben Affleck zu den besten Regisseuren in ganz Hollywood gemausert. All seine drei Filme waren gut bis fantastisch und er ist jetzt der Goldjunge von Warner Bros. Das heißt, er kann drehen was er will. Die Tatsache, dass er auch Batman ist, hilft ihm auch. Nach all den anspruchsvollen Filmen wollte Affleck wohl einen entspannten Urlaub machen, in dem er auch noch leicht Geld verdienen konnte, sonst hätte er wohl „Runner Runner“ nicht gedreht. Der Film ist nicht schlecht, schöpft aber sein Potenzial nicht aus.

Dem Regisseur Brad Furman gelang erst im Jahre 2011 mit „Der Mandant“ der große Durchbruch. Dieser Film ist allen Filmfans ein Begriff, denn nicht nur war er ein unterhaltsamer Justizthriller, mit diesem Werk begann auch Matthew McConaughey’s McConaissance, der bis heute noch anhält und wahrscheinlich auch nicht mehr enden wird. Schon damals zeigte Furman den Zuschauern, dass er es versteht, die Spannung bis zum Höhepunkt anzuhalten. Davon ist aber in diesem Film nur wenig zu sehen. Das Thema erinnert an Filme wie „Rounders“ oder „21“, auch weil in diesen Streifen der Betrug thematisiert wird. Furman schafft es zwar, Onlinepoker dem Zuschauer, der damit nicht bekannt ist, näherzubringen, aber dem Film fehlt die nötige Substanz. An der Inszenierung ist aber nichts zu bemeckern, die Schwächen liegen in dem Skript. Koppelman und Levien, die zufälligerweise „Rounders“ schrieben haben sich einem Thema angenähert, welches nicht oft benutzt wird, um daraus einen Film zu machen, umso interessanter war das Konzept. Viele Menschen spielen Online Poker, doch nur wenige wissen, was sich hinter den Bildschirmen abspielt, wie das mit dem Geld geregelt wird. Den Konflikt zwischen Block und Furst hätte man intesiver schreiben können.

Justin Timberlake ist Richie Furst und studiert in Princeton. Er will das ganz große Geld und macht bei einem Online Pokerturnier mit, nur um sein ganzes Geld zu verlieren. Als er den Betreiber der Seite aufsucht, Ivan Block, um sein Geld zurückzuverlangen und auf den Betrug aufmerksam zu machen, bietet der ihm einen Job an. Von da an verdient Furst viel Geld und ist umzingelt von hübschen Frauen. Doch als Arbeiter von Block gibt es auch Schattenseiten. Timberlake gehört zu der Sorte Stars, die zwei Sachen richtig gut drauf haben. Er kann super singen und ist zudem ein solider Schauspieler. Er wird zwar kein neuer De Niro, aber in keinem seiner Filme ist er je negativ aufgefallen (Zur Info: Hab noch nicht alle Filme von ihm gesehen). Ben Affleck übt sich hier schon mal irgendwie als Bruce Wayne und gibt auf überzeugende Art und Weise einen skrupellosen Geschäftsmann ab. Schauspielerisch ist Affleck viel besser geworden und kann hier allein mit seiner Statur die Rolle glaubwürdig spielen. Gemma Arterton verkörpert die Kollegin von Block, Rebecca Shafran, und braucht ihr ganzes Talent nicht auszupacken, denn ihr Charakter bekommt nicht viel zu tun. Ihre Schönheit reicht hier vollkommen aus. Anthony Mackie spielt den FBI Agenten, der für Ordnung sorgen will und bekommt leider nur sehr wenig zu tun, was schade ist.

Ich habe mich schon immer für Poker interessiert und spiele auch gelegentlich mit meinen Freunden, aber ich bin jetzt kein Gambler. Umso gespannter war ich auf diesen Film, denn die Story hat mich interessiert und ich wollte schon immer wissen, wie es so ist, eine große Pokerseite mit Millionen von Mitgliedern zu leiten, denn das muss sicher schwierig sein. Dafür verdient man jede Menge Kohle, wie auch der Film zeigt. „Runner Runner“ sieht sehr schön aus und die Schauspieler hatten definitiv einen tollen Urlaub, doch leider ist der Film kein gelungener Thriller. Die Prämisse klang zwar interessant und man bekommt Einblicke in die Welt des Online Poker, doch dem Film fehlt es etwas an Substanz und Intensität. Auf den psychologischen Aspekt der Beziehung zwischen Ivan und Richie wurde nicht näher eingegangen und die Geschichte geht unglaubwürdige Wege ein und zerstört fast komplett den überzeugenden Beginn, dabei gehören aber die Szenen zwischen den beiden Protagonisten immer noch zu den Highlights des Films, auch weil Affleck einen wirklich guten Arschloch spielt. Die Charaktere hätten auch ruhig eine Schicht Tiefe verdient, denn sie bleiben alle ziemlich eindimensional. Was ebenfalls schade ist, ist die Tatsache, dass Gemma Arterton hier völlig verbraucht wird und nur in dem Film ist, um ihre Schönheit darzustellen. Dennoch hat „Runner Runner“ trotz vorhersehbarer Story einen gewissen Unterhaltungswert und es gibt genug gute Momente in dem Film, um aus ihm einen soliden Thriller zu machen.
6/10

Movies 2014 (52) – Frozen Ground

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Jahr: 2013
Genre: Thriller
Regie: Scott Walker
Drehbuch: Scott Walker

Worum geht’s?
Seit Jahren führt Robert Hansen ein bizarres Doppelleben: Auf der einen Seite ist er ein fürsoglicher Vater und rücksichtsvoller Ehemann für seine Familie, doch auf der anderen Seite ist er ein bestialischer Serienmörder, der in der Wildnis von Alaska Jagd auf hilflose Frauen macht. Als State Trooper Jack Halcombe zufällig Cindy auf ihrer verzweifelten Flucht begegnet, nimmt sich Jack ihrer an und beginnt die letzten Mordfälle von jungen Frauen genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Katz-und-Maus-Spiel nimmt somit eine gefährliche Wendung für Robert, da Jack von nun an nur noch ein Ziel hat: den grausamen Killer zur Strecke zu bringen…

Darsteller:
Nicolas Cage as Jack Halcombe
Vanessa Hudgens as Cindy Paulson
John Cusack as Robert Hansen
Kanye West as Sgt. Lyle Haugsven

Nicolas Cage gehörte früher zu den besten Schauspielern auf der Welt, doch diese Zeiten sind schon längst vorbei. Heutzutage hat man das Gefühl, dass Cage jedes Drehbuch, welches er von seinen Agenten bekommt, nicht mal liest und einfach beschließt, in dem Film mitzuspielen. Dies hat zur Folge, dass er in den letzten Jahren eine Menge Stinker gedreht hat, die er früher nicht einmal beachtet hätte. Der Thriller „Frozen Ground“ gehört zum Glück nicht zu diesen Reinfällen, ihm fehlt aber auch ein gutes Stück, um ein starker Thriller zu sein.

Scott Walker, der bis dato nur einen Kurzfilm geschrieben und gedreht hat, gab mit diesem Thriller sein richtiges Debüt. Er zeigt, dass er definitiv Talent besitzt und in den nächsten Jahren Arbeit bekommen wird. Zudem beweist Walker ein Gespür für die Erschaffung einer dichten Atmosphäre. Mit kalten Bildern verdeutlicht er die düstere Story, die der Film besitzt. Er hat aber Probleme mit dem Tempo, denn dieses ist uneben und man wartet nur darauf, dass der Film endlich das Tempo anzieht und etwas spannender wird. Walker hat ebenfalls das Drehbuch geschrieben und sich eine wahre Begebenheit ausgesucht, die wirklich furchteinflößend ist. Geschichten um Serienkiller und Vergewaltiger sind immer düster, dieser Ton begleitet den ganzen Film und überzeugt. Ich hätte mir aber etwas mehr Tiefgang gewünscht. Warum mordet Robert Hansen, was sind seine Motive? All diese Fragen bleiben unbeantwortet, weshalb die Intimität fehlt.

Nicolas Cage spielt Detective Jack Halcombe, ein zuverlässiger Cop, der verlässlich ist und seine Arbeit stets ernst nimmt. Als ein junges totes Mädchen gefunden wird, versucht er, Hansen zu Fall zu bringen, denn er ist von seiner Schuld überzeugt. Doch das ist kein leichtes Unterfangen, denn Hansen ist nicht blöd. Die Leistung von Nicolas Cage ist besser als gedacht und definitiv besser als seine letzten Performances. Man kauft ihm die Entschlossenheit und Seriösität ab. John Cusack mimt den Serienkiller Robert Hansen, der von außen ganz harmlos aussieht und eine Bäckerei führt, doch abends macht er Jagd auf unschuldige, junge Frauen, die er dann vergewaltigt und dann in einem abgelegenen Wald tötet. Cusack gibt eigentlich immer nur sympathische Personen, doch hier kann er seine andere Seite zeigen und er beweist, dass er zu den talentiertesten Schauspielern zählt. In jedem Film liefert er eine gute Leistung ab, wie auch hier. Vanessa Hudgens verkörpert die Prostituierte Cindy Paulson, sie ist das einzige Mädchen, welches von Hansen fliehen konnte. Hudgens kennt man primär aus den „High Scool Musical“-Filmen, aber hier zeigt sie, dass sie doch mehr kann als nur gut aussehen und singen.

Nach all den schlechten Filmen, die Cage in den letzte Jahren gedreht hat, war ich der Meinung, dass auch „Frozen Ground“ nicht gerade gut werden würde, doch ich wurde getäuscht. Man sollte keinen hochklassigen Serienkillerthriller erwarten, aber wer einen ordentlichen Krimi haben möchte, ist hier genau richtig. Wenn man sich den Fall des Robert Hansen mal ganz genau durchliest, dann stellt man fest, dass der Mann ziemlich krank war und fürchterliche Dinge angestellt hat. Wenn man sich seine Biographie durchliest und danach den Film anschaut, dann ist man ein klein wenig enttäuscht, dass soviel Potenzial verschwendet wurde. Ich hätte mir gerne gewünscht, dass man sich mehr auf die Person Hansen konzentriert hätte und die schlimmen Taten, die er ausgeführt wird. Man sieht zwar einige Aspekte von seinem Leben, doch die sind nur kurz und werden nicht weiter thematisiert. Am Ende des Films weiß man immer noch nicht, wer genau diese Person ist und wieso er all diese unschuldigen Mädchen ermordet hat. Der Film fokussiert sich eher auf die Ermittlungen von Jack Halcombe und seinen (inneren) Konflikten. Die sind nicht schlecht inszeniert und Cage’s Leistung wertet den Film ebenfalls auf, aber mit der Zeit wird es doch langsam öde. Zum Glück bekommt Hansen gegen Ende mehr Screen Time und man sieht wirklich, was für eine Person er wirklich ist. Ein solider Crime Film mit guten schauspielerischen Leistung, mehr aber auch leider nicht.
6/10

Movies 2014 (47) – Killing Them Softly

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Jahr: 2012
Genre: Thriller
Regie: Andrew Dominik
Drehbuch: Andrew Dominik

Worum geht’s?
Zwei nicht allzu hellen Gangstern gelingt es, ein illegales Pokerspiel zu überfallen, die Spieler um ihr Geld zu erleichtern und unerkannt zu entkommen. Das hat Folgen: Denn die Kartenspiele werden vom organisierten Verbrechen ausgerichtet, das eigentlich für die Sicherheit der Zocker geradestehen sollte. Solange die Diebe nicht geschnappt sind, müssen die Spiele ausgesetzt werden.
Um schnell wieder Normalität einkehren zu lassen, wird Jackie Cogan engagiert, ein Profikiller, der Beste seines Fachs. Ihm wird es aber nicht leicht gemacht. Die Bürokratie und Unentschlossenheit des Syndikats rauben ihm den letzten Nerv, ein einst todsicherer Kollege entpuppt sich als unzuverlässiger Säufer, und Cogans Angewohnheit, seine Ziele nur „weich“ zu töten, also aus sicherer Entfernung, ohne ihnen in die Augen blicken zu müssen, ist ein zusätzliches Hindernis bei der Durchführung seines Jobs…

Darsteller:
Brad Pitt as Jackie
Scoot McNairy as Frankie
Ben Mendelsohn as Russell
James Gandolfini as Mickey
Richard Jenkins as Driver
Ray Liotta as Markie Trattman

Viele Filmkritiker haben sich schon oft gefragt, wann Brad Pitt endlich seinen ersten Oscar gewinnen würde. Dieses Jahr hat er es geschafft, er gewann den Goldjungen – fürs Produzieren. Einen Schauspieloscar braucht er noch, doch den wird er auch bald gewinnen. Seine Rollenauswahl ist immer kalkuliert, schlechte Drehbücher sind ihm eigentlich fremd. Eigentlich. Denn „Killing Them Softly“ ist eine langweilige Gangsterballade, in der nicht viel passiert und zu viele Dialoge die Atmosphäre killen. Nicht schlecht, sondern interessant, aber nicht gut.

Andrew Dominik ist ein sehr begabter Regisseur. Er saß vor diesem Film zwar nur zweimal auf dem Regiestuhl, doch sein letzter Film „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ war ein fantastischer Western und schon da zeigte er ein Gespür für tolle Bilder, die zur Atmosphäre beitragen. Diese Fähigkeit ist auch in diesem Thriller zu sehen, einige Aufnahmen sehen wieder einmal glänzend aus, doch der Plot nimmt zu keiner Zeit Fahrt auf und sie führt auch nirgendwohin. Am Ende fragt sich der Zuschauer, welche Botschaft der Film eigentlich vermitteln wollte und in dieser Hinsicht hat er der Film eindeutig versagt. Andrew Dominik hat ebenfalls das Drehbuch beigesteuert und sein Skript ist sehr dialoglastig, dadurch wirkt das Gesamtwerk viel zu träge. Dabei sind die Dialoge nicht mal so brilliant geschliffen wie beispielsweise in einem Film von Tarantino, von dem Dominik für diesen Film einiges abgekupfert hat. Die Charakterentwicklung ist ebenfalls nicht zufriedenstellend.

Scoot McNairy spielt den Kleinkriminell Frankie, der zusammen mit seinem Kumpel Russell, verkörpert von Ben Mendelsohn, eine Pokerrunde ausraubt, um an etwas Kohle ranzukommen. Alles läuft gut, bis sie erfahren, dass jemand einen Auftragskiller auf die beiden angesetzt hat. Scoot McNairy ist gut in der Rolle, bleibt aber etwas limitiert. Das liegt aber nicht an ihm, sondern am Drehbuch, das ihm nicht genug Tiefgang mitgibt. Ben Mendelsohn als Kiffer ist herrlich und er zeigt wieder einmal, wie vielseitig er ist. Ray Liotta wird hier etwas verbraucht und ist wurde nur engagiert, um Tracht Prügel einzustecken. Brad Pitt gibt den Killer Jackie, der mit Mickey, verkörpert von James Gandolfini, Frankie und Russell erledigen soll. Brad Pitt ist wie gewohnt sehr souverän in der Rolle, muss aber nicht sein ganzes Talent auspacken, um zu überzeugen. Im Gegenteil, er bleibt unterfordert.

„Killing Them Softly“ ist eine Gangsterballade, die nicht weiß, den Fokus auf ein bestimmtes Thema zu legen. Der Fokus wird nicht auf die primäre Gangstergeschichte gelegt, was meiner Meinung nach ein Fehler ist. Mit so einer hochkarätigen Besetzung hätte man ein packendes Katz- und-Maus Spiel inszenieren können, dass viel besser gewesen wäre als das Endprodukt. Doch man hielt sich an die Vorlage und der Ansatz war auch nicht schlecht, im Gegenteil, eine Gangstergeschichte mit der Finanzkrise als Hintergrund ist eine ziemlich interessante Idee, doch es bleibt bei dem attraktiven Konzept. Es gibt viele Filme, die die Finanzkrise thematisieren, weshalb sich der Film nicht von anderen Streifen der gleichen Art abhebt. Das Ergebnis wirkt außerdem unausgegoren und kann zu keiner Zeit richtig Spannung oder Interesse vermitteln. Die vielen Dialoge, die natürlich gut geschrieben sind, sind stellenweise nicht notwendig und trüben die Unterhaltung. Die Charaktere sind zwar interessant, doch man erfährt nur oberflächliches, es ist nur wenig Tiefe vorhanden. Die Bilder sind aber wirklich schön und tragen zur dichten Atmosphäre bei, Greig Fraser hat tolle Arbeit geleistet, der mit „Foxcatcher“ im nächsten Oscarrennen mitmachen wird. Alles in allem ist „Killing Them Softly“ nur ein solides Werk mit einigen guten Momenten, aber nach dem Film bleibt man etwas enttäuscht zurück.
6/10

Movies 2014 (33) – Das perfekte Verbrechen

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Jahr: 2007
Genre: Thriller
Regie: Gregory Hoblit
Drehbuch: Daniel Pyne, Glenn Gers

Worum geht’s?
Als Ted Crawford (Anthony Hopkins) entdeckt, dass seine wunderschöne, junge Frau Jennifer (Embeth Davidtz) eine Affäre hat, plant er ihren Tod – den perfekten Mord. Unter den Polizisten, die am Tatort erscheinen, ist Detective Rob Nunally (Billy Burke), ein Verhandlungsspezialist bei Geiselnahmen. Ihm wird als Einziger Zugang zum Haus gewährt, wo Crawford überraschenderweise sofort zugibt, seine Frau erschossen zu haben. Doch Nunally beachtet ihn kaum. Wie betäubt starrt er auf die Frau, die in einer riesigen Blutlache liegt. Es ist seine Geliebte, deren wahre Identität er nie kannte. Obwohl auf Jennifer aus kurzer Distanz geschossen wurde, erkennt Nunally, dass sie noch lebt. Crawford wird sofort verhaftet und nach seinem Geständnis angeklagt – so einen todsicheren Fall wickelt Willy Beachum (Ryan Gosling), Gehilfe des Bezirksstaatsanwalts (David Strathairn), vermeintlich mit links ab. Beachum ist ein junger Karriere-Überflieger, den längst ein lukrativer Job in einer großen Kanzlei erwartet.

Darsteller:
Anthony Hopkins as Ted Crawford
Ryan Gosling as Willy Beachum
Rosamund Pike as Nikki Gardner
David Strathairn as DA Joe Lubruto
Embeth Davidtz as Jennifer Crawford

Deine Frau betrügt dich und aus Rache tötest du sie. Alle Indizien sprechen gegen dich, nur du warst im Haus, als der Schuss fiel. Aber die Polizisten können dich trotzdem nicht einbuchten, denn du hast dich perfekt auf diese Situation vorbereitet. Doch gibt es wirklich ein perfektes Verbrechen? Damit beschäftigt sich der gleichnamige Film und bietet ein spannendes Duell zweier Protagonisten, die bis zum Äußersten gehen. Nicht originell, aber unterhaltsam.

Fernsehjunkies kennen den Namen des Regisseures. Gregory Hoblit, der neun Emmys gewann und die erfolgreichste Zeit seiner Karriere im Fernsehen verbrachte, widmet sich auch gelegentlich Filmen und beweist hin und wieder, dass er auch mit Spielfilmen klarkommt. Dass er sich in dem Gren wohlfühlt, bewies Hoblit schon mit „Zwielicht“ und liefert einen weiteren hochwertigen Thriller ab. Das Duell der Charaktere in „Das perfekte Verbrechen“ ist interessant gestaltet und fesselt das Publikum. Das Konstrukt der Geschichte ist sehr solide gestrickt und der Plot wirkt nicht zu konstruiert. Hoblit versteht es ebenfalls, eine dichte Atmosphäre zu schaffen. Man weiß nie, welche Wendung als nächstes aus dem Ärmel geschüttelt wird. Das Drehbuch ist intelligent geschrieben, aber das wundert nicht, wenn man erstmal bemerkt hat, dass Daniel Pyne am Mitwirken beteiligt war. Der hat schon mit „Der Manchurian Kandidat“ bewiesen, dass er realistische und clevere Thriller aus dem Hut zaubern kann.

Ryan Gosling stellt Willy Beachum dar, einen ehrgeizigen Staatsanwalt, dem ein attraktiver Job bei einer Elite-Kanzlei in Aussicht gestellt wird. Er nimmt nur noch einen letzten Fall an, Formsache, wie Beachum denkt. Doch der Fall entwickelt sich zu einem Alptraum und gefährdet sogar seinen neuen Job. Gosling gehört zu den talentiertesten Schauspielern in Hollywood. Warum das so ist, zeigt er in dieser Rolle. Die Verzweiflung und der Ehrgeiz, den Fall zu lösen, koste es was es wolle, werden von ihm überzeugend porträtiert. Willy Beachum ist eigentlich eine unsympathischer Charakter, doch Gosling ist der Grund, wieso er einige Sympathiepunkte erntet. Anthony Hopkins spielt Ted Crawford, einen reichen Mann, der es nicht ertragen kann, dass seine Frau ihn betrügt, also wendet er eine drastische Maßnahme an, um dies alles zu beenden. Doch dies tut er natürlich nicht ohne alles durchgeplant zu haben. Gosling hat enorm viel Talent, aber so gut wie Hopkins ist er noch nicht. In jeder gemeinsamen Szene wird der Jungspund vom Altmeister gegen die Wand gespielt und man fürchtet sich vor Hopkins. Diese Mimik ist großartig. Rosamund Pike, die dieses Jahr hoffentlich mit Gone Girl ihren echten Durchbruch feiern wird, verkörpert die neue Chefin von Beachum. Beide verlieben sich, doch der neue Fall von Beachum macht beiden das Leben schwer. Pike kann nur ansatzweise zeigen, dass sie eine gute Schauspielerin ist, denn die Story konzentriert sich primär um den Fall und Beachum’s Entwicklung. Dennoch überzeugt sie in ihren Szenen.

Gute, spannende Thriller gibt es heutzutage nicht sehr oft, auch weil sie meistens dem Genre nichts neues abgewinnen können und altbekannte Elemente benutzen und somit das Filmerlebnis erheblich eingeschränkt wird. Ich habe aber nichts dagegen, wenn Filme einen Plot haben, den man schon in anderen Streifen gesehen hat, solange er gut verpackt ist und Spannung bietet. Genau das ist der Fall mit „Das perfekte Verbrechen“. Der Film ist zu jeder Zeit fesselnd und bietet ein (schauspielerisches) Duell auf allerhöchstem Niveau. Die dichte Atmosphäre vermittelt das Gefühl, dass zu jeder Zeit etwas unerwartetes passieren könnte, und das ist hier eindeutig der Fall. Ted Crawford ist ein interessanter und extrem cleverer Charakter, der mit Willy Beachum ein Spannungsverhältnis bildet und das macht den Film so sehenswert. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein, nicht nur wegen ihren verschiedenen Zielen. Wenn sie aufeinandertreffen, dann knistert es im Raum, ganz einfach weil sie sich hassen. Ich hätte mir aber etwas mehr Szenen mit den beiden gewünscht. Der Zuschauer kann sich zwar denken, wie der Film ausgeht, dennoch ist das Ende sehr zufriedenstellend und gelungen. Im Mittelteil gibt es einen Hänger und plotmäßig drückt der Film auf die Bremse, bevor er wieder Gas gibt. Die Lovestory zwischen Will und Nikki hätte auch nicht sein müssen, sie wirkt einfach nicht glaubwürdig und weit hergeholt. Alles in allem ist „Das perfekte Verbrechen“ ein unterhaltsamer Thriller mit zwei starken Leads und einer spannenden Story.
7,5/10