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Movies Reviews 2013 (64) – Back in the Game

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Jahr: 2012
Genre: Drama
Regie: Robert Lorenz
Drehbuch: Randy Brown

Worum geht’s?
Gus Lobel zählt seit Jahrzehnten zu den besten Baseball-Talentsuchern – allein anhand des Schlägergeräuschs kann er die Qualität eines Schlags beurteilen. Doch obwohl er es nicht wahrhaben will – sein Alter lässt sich mittlerweile nicht mehr verleugnen. Aber er will sich partout nicht auf die Reservebank abschieben lassen. Dabei hat er gar keine Wahl. Die Verhandlungen um den phänomenalsten Nachwuchs-Schlagmann der USA stehen an, und die Teamleitung der Atlanta Braves wundert sich zunehmend über seine Entscheidungen. Helfen könnte in dieser Situation nur die einzige Person, die Gus niemals bitten würde – seine Tochter Mickey: Die dynamische und ehrgeizige Anwältin steht kurz davor, in ihrer hochkarätigen Kanzlei zur Partnerin aufzusteigen. Mickey hat sich mit ihrem Vater nie verstanden, denn nach dem Tod seiner Frau hat er als alleinerziehender Vater kläglich versagt. Selbst jetzt, bei ihren seltenen Treffen, lässt er sich ständig ablenken – Mickey glaubt den Grund zu kennen: Baseball geht ihm eben über alles.

Darsteller:
Clint Eastwood as Gus Lobel
Amy Adams as Mickey Lobel
Justin Timberlake as Johnny
John Goodman as Pete Klein

Oscar Predictions machen Spaß, vor allem wenn man im Frühling beginnt, also gleich nach den Oscars. Viele Oscarexperten machen sich gleich nach der Oscarverleihung Gedanken über das nächste Jahr. „Back in the Game“ war damals der heiße Contender für die kommende Award Season. Kein Wunder, denn man besaß mit Altmeister Clint Eastwood und Amy Adams zwei regelmäßige Gäste der Oscarverleihung. Und außerdem erfreut sich die Sportart Baseball großer Beliebtheit, siehe „Moneyball“ mit Brad Pitt. Doch „Back in the Game“ konnte die Erwartungen nicht erfüllen und das liegt am unausgegorenen Drehbuch, der nicht die richtige Balance besitzt.

Produzent Robert Lorenz arbeitet schon seit 1995 mit Clint Eastwood zusammen. Für sein Regiedebüt konnte er seinen guten Freund Clint auch für die Hauptrolle gewinnen, der erste Auftritt von Eastwood in einem Film seit „Gran Torino“. Man könnte meinen, dass Lorenz vieles vom Altmeister abgeguckt und gelernt hat, und sein Debüt ist auch gar nicht schlecht. Die Inszenierung erinnert an die Filme von Eastwood, kommt aber nicht an seine Klasse ran. Er schafft es selten, das richtige Tempo zu finden, und oft fehlt ihm die richtige Richtung. Das Debüt von Randy Brown ist auch nicht gerade stark, denn das Skript weiß oft nicht, welchen Handlungsstrang er nun verfolgen soll. Dafür hat man eine gute Vater-Tochter Dynamik gezeichnet.

Clint Eastwood spielt den Scout Gus, der unter seinen Kollegen als Legende gilt. Doch dank seiner Sehschwäche ist er nicht mehr richtig drin in seinem Job, lässt sich das aber nicht anmerken. Doch er bekommt überraschende Hilfe von seiner Tochter, mit der er aber kein gutes Verhältnis hat. Gus ist ein grimmiger, alter Mann, und Eastwood ist die perfekte Besetzung. Schauspielerisch überzeugt er, ohne ans Limit zu gehen. Seine Tochter Mickey wird von Amy Adams verkörpert, die zwar im Beruf erfolgreich ist, aber liebestechnisch läuft dadurch bei ihr nichts. Als sie sich dafür entscheidet, ihrem Vater beizustehen, kommen alte Erinnerungen wieder hoch und beide müssen sich den ihren Dämonen stellen. Adams besitzt eine tolle Chemie mit dem Altmeister Eastwood, wobei ich mehr intensive Szenen gewünscht hätte. Justin Timberlake, ein junger Scout, der sich an Mickey ranmacht, macht seinen Job ziemlich gut. Seine Chemie mit Adams ist überzeugend und man kauft deren Beziehung ab. John Goodman hat nur eine kleine Nebenrolle, macht aber wie immer das beste daraus.

„Back in the Game“ ist ein solides Familiendrama mit guten schauspielerischen Leistungen, mehr aber auch nicht. Vielleicht habe ich, als ich die Besetzung las, meine Erwartungen etwas hochgeschraubt, aber der Film konnte sie letztendlich nicht erfüllen. Die Geschichte hatte definitiv das Potential, mehr zu werden. An den Charakteren liegt es nicht, denn sie sind interessant und die Dynamik ist einer der Gründe, wieso der Zuschauer am Ball bleibt. Doch wenn ein Film mehrere Handlungsstränge verfolgt, ist die Gefahr groß, dass nicht jede Storyline dieselbe Menge an Aufmerksamkeit bekommt, und das war hier der Fall. Die Vater-Tochter-Momente gehören zu den Stärken des Films. Man kauft die Beziehung der beiden zu jederzeit ab, die Höhen und die Tiefen. Außerdem zeichnet der Film eine glaubwürdig Beziehung, alle Szenen sind authentisch. Doch ich hätte mir mehr Fokus gewünscht. Die Liebesbeziehung hat mir zwar auch gefallen, war aber definitiv schwächer, denn es wirkte gezwungen, auch wenn die Harmonie stimmte. Was aber überhaupt nicht gut zur Geltung kam, war der Baseballaspekt. Der Blick in das Scoutinggeschäft ist informativ und man lernt einiges dazu. Voraussetzung ist aber eine gewisses Interesse am Sport. Ich hätte aber gerne mehr davon gesehen. Das Ende ist vorhersehbar, hat sich aber nicht richtig angefühlt. Fast der gesamte Film handelt von Beziehungen, nur um am Ende den Fokus auf Baseball zu richten? Das Ende war zwar schön gemacht, dennoch etwas billig. Was aber bleibt ist ein solides Drama mit einer guten Besetzung.
6,5/10