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Movies 2014 (70) – Nightcrawler

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Jahr: 2014
Genre: Thriller
Regie: Dan Gilroy
Drehbuch: Dan Gilroy

Worum geht’s?
Der ehrgeizige Lou Bloom ist auf der Suche nach einem Job in Los Angeles. Als er eines Nachts Zeuge eines Autounfalls wird, beobachtet er ein Kamerateam, das Aufnahmen vom Geschehen macht. In diesem Moment hat Lou seinen Traumjob gefunden. Bei seinem Aufstieg in der Medienwelt zeigt er jedoch sein wahres Gesicht, denn Lou will gute Bilder abliefern, um erfolgreich zu sein – koste es, was es wolle

Darsteller:
Jake Gyllenhaal as Louis Bloom
Riz Ahmed as Rick
Rene Russo as Nina Romina
Bill Paxton as Joe Loder

Eigentlich sollte Jake Gyllenhaal eine Rolle in Disney’s ambitioniertem Musical „Into the Woods“ übernehmen. Doch er sagte kurzfristig ab, um in diesem Indie Thriller mitzuwirken. Viele fragten sich, wieso Gyllenhaal diese Entscheidung getroffen, denn wer will denn eigentlich nicht mit Meryl Streep gemeinsam vor der Kamera stehen? Nun ist „Nightcrawler“ draußen und die meisten werden „Aha“ sagen. In diesem atmosphärisch dichten und extrem spannenden Thriller liefert Gyllenhaal wahrscheinlich seine beste Leistung ab. Angsteinflössend, zielstrebig und krass, so kann man seine Performance und auch den Film beschreiben.

Dan Gilroy, der seine Brötchen eigentlich mit seinen Drehbüchern verdient, gibt mit diesem Thriller sein Regiedebüt. Bis dato hat er eine Reihe ganzer Genres abgeklappert, von Drama („Das schnelle Geld“) bis zu Familienabenteueractionfilm („Real Steel“). Eins steht fest; der gute Mann besitzt Talent. Doch nie zuvor hat sich Gilroy, dessen Bruder Tony Gilroy ebenfalls Drehbuchautor ist und zugegeben mehr Profil besitzt dank seinen Skripten zu den „Bourne“-Filme, an etwas so düsteres wie „Nightcrawler“ gewagt. Gilroy, der auch das Drehbuch zu seinem Debüt schrieb, liefert einen fantastischen Erstling ab. Das ist sein „Taxi Driver“ mit Gyllenhaal. Die Inszenierung ist tadellos und er versteht es, eine dichte und unheimliche Atmosphäre zu erschaffen, die den Zuschauer in den Bann zieht und nicht mehr so leicht loslässt. Kombiniert mit den Nachtbildern der Stadt Los Angeles, der Spannung, die er so gut beherrscht und den schauspielerischen Höchstleichstungen ist Gilroy’s Debüt ein voller Erfolg. Dabei pfeift er auf die typische Hollywood-Dramaturgie und seine Geschichte nimmt keine konventionellen Wendungen. Man weiß nicht, was Louis Bloom als nächstes anstellen wird, um den amerikanischen Traum weiterzuleben. Die Charakterzeichung ist in jeder Hinsicht gelungen und Gilroy schafft es, zusätzlich zu der Story einige wichtige Aspekte anzusprechen.

Jake Gyllenhaal spielt Louis Bloom, ein arbeitsloser Mann, der sich mit illegalen Geschäften so gerade noch übers Wasser hält. Das einzige, was er in seinem Leben möchte, ist eine Chance, die er dann nutzen will, um ganz groß rauszukommen. Als er zufällig auf den Job des Nightcrawler aufmerksam wird, ist sein Interesse geweckt und er versucht alles, in dem Job der beste aus der gesamten Stadt zu werden. Doch die Konkurrenz ist groß, aber wie Louis so schön sagt: Um im Lotto zu gewinnen brauchst du das Geld für einen Lottoschein! Gyllenhaals Karriere ist erstaunlich. Schon ganz früh in „Donnie Darko“ hat er der Welt gezeigt, dass mit ihm in Zukunft gerechnet werden muss. Nachdem „Prince of Persia“, sein erster großer Blockbuster als Lead nicht gut ankam, lag er seinen Fokus auf seriöse Rollen und seitdem haut er eine geniale Performance nach der anderen raus. Ich habe noch nicht alle Filme von ihm gesehen, doch hier liefert er eine seiner besten Performances ab. Die Intensität, mit der er den Wahnsinn darstellt, den Bloom ausmacht, ist erschreckend. Wenn man den Film anschaut, sieht man einen Soziopathen und nicht Jake Gyllenhaal. Die bisher beste schauspielerische Leistung eines Schauspielers in diesem Jahr. Die restliche Besetzung verblasst neben einer solch Powerhouse Performance, aber das heißt nicht, dass sie schlecht ist. Im Gegenteil. Rene Russo, die mit Dan Gilroy verheiratet ist, ist ebenfalls super und zeigt die Ängste ihres ansonsten starken Charakters überzeugend auf.

„Nightcrawler“ gehört zu den besten Filmen und auch zu den größten Überraschungen des Jahres. Wer auf einen Stand Alone Film des X-Men Charakters hofft, der im zweiten X-Men Film zu sehen war, der kann sich jetzt schon mal auf eine Enttäuschung bereit machen. Der Film schlägt einen Weg ein, der in Hollywood bisher unerforscht war. Der Thriller konzentriert sich auf Lou Bloom, der geboren wurde, um zum Nightcrawler aufzusteigen. Das sind die Menschen, die schockierende Bilder für die Lokalnachrichten aufnehmen, um sie dann den Sendern zu verkaufen. Je größer der kriminelle Akt, desto mehr Geld bekommt man. Allein vom Konzept her hebt sich der Film von anderen Thrillern ab, die Prämisse ist erfrischend originell. Der Blick in dieses Berufsfeld ist ziemlich interessant ausgefallen und das liegt am intelligenten Drehbuch. Überraschende Wendungen wo man nur hinschaut, die auch Sinn ergeben. Der Film fokussiert sich auf Lou Bloom und schafft es während der Charakterzeichnung auch den Beruf des Nightcrawlers dem Zuschauer auf spannende Art und Weise zu präsentieren. Spannend ist das richtige Stichwort, denn wenn Lou seiner Arbeit nachgeht, dann ist das extrem fesselnd inszeniert, weil Lou eben alles dafür tut, um die besten Bilder zu kriegen. Wenn er beispielsweise in ein Haus einbricht, um alle Leichen auf Band zu bekommen, obwohl er weiß, dass die Polizei bald da ist, dann kann der Zuschauer nicht anders als den Atem anzuhalten.
Der faszinierendste Aspekt des Films ist Lou Bloom. Er ist absolut verrückt und schreckt vor nichts zurück um sein Ziel zu erreichen, nämlich der Beste in seinem Feld zu sein. Er ist unberechenbar und das macht diesen Film auch aus. Man weiß nie, was als nächstes passieren wird. Was hat Lou geplant, wie will er sein „Imperium“ weiter ausbauen? Seine Beziehung zu seinem Assistenten ist intensiv und lebt von den fantastischen Dialogen. Jake Gyllenhaal verleiht dem Charakter so viele Facetten und überträgt jede einzelne meisterhaft auf die Leinwand. Einer der besten im Business, so viel steht fest.
Es ist auch herrlich mitanzusehen, wie schrecklich realistisch der Film wahrscheinlich ist. Tagtäglich sieht man schreckliche Nachrichten und die Bilder, die dazu gehören, im Fernsehen. Es ist gut möglich, dass hinter den Kulissen der Sender alles genauso abläuft wie es der Film darstellt. Die Kamera verleiht dem Film eine dichte Atmosphäre und DP Robert Elswit, der für „There Will Be Blood“ einen Oscar gewann, zeigt Los Angeles von einer ganz neuen Seite. Es fühlt sich so an, als ob die Stadt ein selbstständiger Charakter im Film ist. Der Film hätte ruhig noch länger sein können, denn das Ende war etwas enttäuschend. Dennoch ist „Nightcrawler“ einer der besten Filme des Jahres und Jake Gyllenhaal liefert einer der besten Performances des Jahres ab.
9/10

Movies 2014 (63) – Das schnelle Geld

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Jahr: 2005
Genre: Drama
Regie: D.J. Caruso
Drehbuch: Dan Gilroy

Worum geht’s?
Nach einer schweren Knie-Verletzung ist Brandon Langs glänzende Karriere als Football-Profi vorbei. Doch sein einzigartiges Insiderwissen bringt ihn wieder ganz nach oben – in der äußerst lukrativen Welt der Sportwetten. Bald entdeckt ihn Walter Abrams, der Brandon zu seinem Nachfolger an der Spitze eines exklusiven Wettunternehmens erzieht. Dort gilt nur eine Regel: Je größer das Risiko, desto größer der mögliche Gewinn. Während Brandon mit dem Geld seiner Kunden riesige Vermögen erwettet, verfällt Abrams einem zerstörerischen Lebensstil, vor dem ihn nicht einmal die Liebe seiner Frau Toni Morrow bewahren kann. Aber auch Brandon gerät in höchste Gefahr: Seine unersättliche Gewinnsucht führt ihn direkt in kriminelle Zockerkreise, aus denen es für ihn scheinbar kein Entkommen mehr gibt.

Darsteller:
Al Pacino as Walter
Matthew McConaughey as Brandon
Rene Russo as Toni
Jeremy Piven as Jerry

Matthew McConaughey gehört heute zu den größten und besten Schauspielern der Welt. In jedem Film liefert er eine packende Performance ab, und auch die Filme selbst sind gut bis fantastisch. Das war aber nicht immer so. Vor einigen Jahren drehte McConaughey nur RomComs und sammelte seine Paychecks ein, ohne sich groß anzustrengen. Aber in der Zeit nahm er hin und wieder auch eine anspruchsvolle Rolle an, wie zum Beispiel in „Das schnelle Geld“. Hier konnte er der Welt zeigen, dass er eigentlich immenses Talent besitzt, auch wenn Pacino ihn im Film um Längen schlägt. Das Drama selbst ist bis zum dritten Akt ganz interessant, nimmt dann aber die vorhersehbare Route und endet nicht ganz so stark wie der Beginn dies vermuten lässt.

Regisseur D.J. Caruso hat mit seinen letzten ersten beiden Filmen bewiesen, dass er ein Händchen für gute Geschichten besitzt. Nun knüpft er sich die Welt der Sportwetten vor und konnte gleich auch zwei große Stars für sein Unterfangen gewinnen. Seine überzeugende Inszenierung kann den Film vor der Oberflächlichkeit nicht retten, obwohl er stark dagegen ankämpft. Die schnellen Schnitte passt zum Film und der Thematik, und auch der Look des Films weiß zu gefallen. Nach 11 Jahren Pause gab Dan Gilroy sein Comeback mit diesem Drehbuch. Der Blick in die Welt eines Sportwettenmoguls und seine Arbeiter ist ganz interessant und man lernt vieles dazu. Doch den Charakteren fehlt es an Tiefe und Gilroy schafft es nicht, aus der vielversprechenden Beziehung zwischen Walter und Brandon mehr rauszuholen. Gegen Ende des Films nimmt das Skript an Intensität zu, doch da ist der Moment schon verflogen. Die Ähnlichkeit zu Oliver Stone’s „Wall Street“ ist nicht zu leugnen. Nur eine Feststellung, keine Schwäche des Films.

Matthew McConaughey verkörpert Brandon Lang, ein ehemaliger Quarterback mit immensem Talent. Er galt als sicherer Profi, doch eine Knieverletzung zwingte ihn die Karriere an den Nagel zu hängen. Als er sein Talent für Sportwetten entdeckt, wird er von Walter engagiert und gefördert. Doch Lang ahnt nicht, dass diese Welt auch seine Schattenseiten hat und man nicht immer richtig legen kann. McConaughey hätte schon viel früher anfangen sollen, solche Filme zu drehen. Jahrelang hat er sein großes Talent vergeudet. Hier gibt er eine grundsolide und überzeugende Performance ab. Man kauft ihm jede Emotion ab und auch die zwei Seiten seiner Persönlichkeit werden gut dargestellt. Bei den Beratungen könnte er nicht lebendiger sein. Sein Boss Walter wird gespielt von Al Pacino. Er will nur das beste für sich und seine Mitarbeiter, doch er ist nicht ganz der nette Kerl und besitzt so seine dunklen Geheimnisse. Al Pacino zeigt in diesem Film, dass er einfach ein klasse Schauspieler ist, einer der besten aller Zeiten. An seine Klasse kommt in diesem Film niemand ran, jeder verblasst neben seiner starken Präsenz. Er zeigt Emotionen und durchlebt in diesem Film mehr Emotionen als eine Frau in einer Woche. Knapp an der Grenze vom Overacting, ist Pacino der MVP des Films. Rene Russo als Ehefrau von Salter bekommt leider nicht so viel zu tun, hinterlässt als Stützpunkt Walter’s aber eine gute Figur.

Wer gerne mal wettet oder einen Blick hinter die Kulissen einer Sportwettenfirma werfen möchte, dem wird „Das schnelle Geld“ gefallen. Der Film widmet sich einem interessanten Thema, welches in Hollywood nicht allzu oft in den Mittelpunkt gerät. Ich bin kein Fan von Sportwetten, wollte aber schon immer mal wissen, wie die Beratung im Business gehandhabt wird. Der Film hat viele Antworten und ist in dem Aspekt definitv interessant. Der Film selbst lebt von der Dynamik zwischen Walter und Brandon. Ihre Beziehung ähnelt einer Vater-Sohn Beziehung und ist ziemlich intensiv. Immer wenn beide aufeinandertreffen, spürt man förmlich den Machtkampf und die Gefühle der Protagonisten, die den Raum elektrisieren. Nach einem starken Beginn stagniert der Film etwas, es geht nicht so recht mit der Handlung voran. Die Szenen, in der Brandon mit seinen Tipps schwächelt, wiederholen sich und mit der Zeit hat auch der dümmste Zuschauer verstanden, dass Brandon tief in der Scheiße steckt. Wenn Brandon aber all in geht und die Situation noch retten will, steigt die Dramatik und hier wird das Tempo wieder angezogen. Man hätte locker 10-15 Minuten schneiden können und das Endprodukt wäre knackiger gewesen, oder die 15 Minuten hätte man einfach besser verwenden können. Des Weiteren fehlt dem Film der Tiefgang. Wenn Brandon’s Misere immer schlimmer wird, fokussiert sich der Film mit schnellen Cuts auf Walter’s Reaktion und Innenleben, anstatt Brandon näher zu beobachten, es bleibt oberflächlich. Das Liebesdreieck hätte auch nicht sein müssen, bedient nur das Klischee solcher Filme. Interessanter wäre es gewesen, wenn die Frau eine Art Femme Fatale wäre. Insgesamt ist „Das schnelle Geld“ ein mehr als solides Drama, das mit zwei hochklassigen Schauspielern aufwartet. Ohne die konventionelle Linie wäre hier sicherlich mehr drin gewesen.
7/10