Schlagwort-Archive: Paul Rudd

Movies 2013 (44) – Our Idiot Brother

our-idiot-brother

Jahr: 2012
Genre: Komödie
Regie: Jesse Peretz
Drehbuch: Evgenia Peretz, David Schisgall

Worum geht’s?
Hippie Ned Rochlin ist einfach zu gut für diese Welt. Da verkauft er aus lauter Menschenliebe einem uniformierten Polizisten Haschisch – und was ist der Dank? Er landet im Knast. Seine Freundin Janet behandelt ihn auch nicht besser. Nach gemütlichen Jahren auf ihrem Biobauernhof setzt sie Ned kaltschnäuzig vor die Tür und behält sogar seinen geliebten Hund. So viel Undank ist der Arme einfach nicht gewöhnt. Er flüchtet zu seiner Mutter nach Long Island. Beim wöchentlichen Familiendinner zeigen seine Schwestern Liz, Miranda und Natalie viel Mitgefühl, können es sich aber auch nicht verkneifen, den Unglücksraben aufzuziehen. Der Spaß hat ein Ende, als Ned bei Liz eine Ehekrise auslöst und auch das scheinbar geordnete Leben von Miranda und Natalie auf den Kopf stellt. So viel Arglosigkeit und bedingungslose Ehrlichkeit vertragen die Beziehungen seiner Schwestern und ihrer Freunde einfach nicht. Der Bruder wird von Liz über Miranda an Natalie weitergereicht und stürzt ihr Leben wieder und wieder ins Chaos. Und Bruder Ned ist natürlich an allem schuld…

Darsteller:
Paul Rudd as Ned
Zooey Deschanel as Natalie
Emily Mortimer as Liz
Elizabeth Banks as Miranda

Jeder hat ein Familienmitglied, der einen nervt oder mit dem man nur wenig anfangen kann. Er/Sie ist zwar ganz nett und witzig, aber der Nervfaktor ist einfach zu hoch und man will so wenig Zeit wie möglich mit diesem Familienmitglied verbringen. In „Our Idiot Brother“ spielt Paul Rudd den lieben Ned, der in seiner eigenen kleinen Welt lebt und in dem Film genau so ein Familienmitglied verkörpert. Das Ergebnis ist ein netter Independentfilm mit vielen guten Momenten.

Jesse Peretz hat bisher nur einen recht bekannten Film gedreht, und zwar „Dein Ex“ mit Zach Braff und Amanda Peet. Ansonsten dreht er viele Episoden für Comedyserien. Mit seinem zweiten guten Film bewirbt er sich für weitere Indie-Projekte. Er schafft es, trotz langsamer Erzählweise und ohne derbe Gags den Zuschauer zu unterhalten. Dabei sammelt er vor allem durch die Charakterdarstellungen Pluspunkte. Das Drehbuch wurde von seiner Schwester Evgenia Peretz geschrieben, und auch sie überzeugt mit ihrem gelungenen Skript. Nicht die Geschichte überzeugt, sondern vielmehr die vielen sympathischen Charaktere, insbesondere Ned, die liebevoll gezeichnet sind. Der Film hätte aber definitiv mehr Witz vertragen können.

Paul Rudd spielt Ned, ein Lebensmittelverkäufer, der in seiner eigenen Welt lebt. Er gehört nicht zu den klügsten Menschen auf der Erde, aber wenn es darum geht, Herz zu zeigen, kann ihm keiner das Wasser reichen. Als er auf der Straße landet, beschließt er, den engen Kontakt zu seiner Familie zu suchen. Doch diese, vor allem seine drei Schwestern, haben so ihre Probleme mit Neds Lebensstil. Paul Rudd war bisher eigentlich nur der Typ für komische Nebenrollen, doch in der Hauptrolle blüht er richtig auf und gibt einen perfekten gutherzigen Naivling ab. Die drei Schwestern werden verkörpert von Zooey Deschanel (Natalie), Elizabeth Banks (Liz) und Emily Mortimer(Miranda), die unterschiedlicher nicht sein könnten. Natalie ist lesbisch und kämpft gegen ihre Gefühle für einen Mann an, Liz ist auf ihre Karriere fokussiert und Miranda hat schon eine Familie gegründet. Alle dre Schauspielerinnen hinterlassen einen guten Eindruck, leider kratzen ihre Figuren nur an der Oberfläche.

„Our Idiot Brother“ ist ein netter kleiner Independentfilm, der über die gesamte Laufzeit zu unterhalten vermag. Der Streifen lebt von seiner Hauptfigur Ned. Die Geschichte konzentriert sich auf ihn. Alle anderen Nebenstorylines sind mit Ned verknüpft, er ist sozusagen der Dreh- und Angelpunkt der Komödie. Die Komödie besitzt aber keinen richtigen roten Faden, man sieht nur, wie Ned und seine Familie zurechtkommen, aber genau das ist das Schöne am Film, die Entwicklung der Familie. Ned ist am Endes des Films immer noch derselbe, aber seine Schwestern wissen ihn jetzt zu schätzen. Zum Glück konnte man Paul Rudd für den Film gewinnen, der hervorragend ist und eine gute Chemie mit den anderen Darstellerinnen besitzt. Der Film jongliert zwischen zwei verschiedenen Genres hin und her. Mal ist der Film witzig und im nächsten Moment ist eine dramatische Szene zu sehen. Das stört zwar nicht groß, aber eine klare Tendenz zu einem Genre wäre gut gewesen. Die komischen Szenen kommen zum Glück nicht zu kurz und sind das Ergebnis von Neds naivem Verhalten. Die Nebencharaktere hätten aber etwas mehr Profil vertragen können, und der Humor etwas präsenter sein können. Dennoch ist „Our Idiot Brother“ ein schöner Film, mit einem super Paul Rudd.
7/10

Movies 2013 (28) – Wanderlust

wanderlust-teaser

Jahr: 2012
Genre: Komödie
Regie: David Wain
Drehbuch: David Wain, Ken Marino

Worum geht’s?
Endlich eine Wohnung in Manhattan! Für George und Linda ist ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen. Doch ihr Glück ist leider nur von kurzer Dauer. Denn als George seinen Job verliert, müssen sie ihre Traumwohnung räumen und zu Georges Bruder Seth nach Atlanta ziehen. Doch der entpuppt sich als echter Kotzbro-cken. Nach wenigen Tagen halten es George und Linda nicht mehr aus – und sind wieder „on the road“. Zufällig treffen sie auf eine Kommune, die einen alternativen Lebensstil ausprobiert und dabei sehr happy zu sein scheint. Geld? Macht nicht wirklich glücklich! Karriere? Reine Zeitverschwendung! Kleidung? Nur wenn es unbedingt sein muss! Eröffnet das Hippie-Paradies den beiden Aussteigern tatsächlich eine neue, frische Lebensper-spektive? Oder gehört zur Selbstverwirklichung doch mehr dazu als „bewusstseinserwei-ternder Tee“ und „freie Liebe“?

Darsteller:
Jennifer Aniston as Linda Gergenblatt
Paul Rudd as George Gergenblatt
Justin Theroux as Seth
Malin Akerman as Eva
Alan Alda as Carvin

Paul Rudd und Jennifer Aniston kennen sich schon länger, die beiden standen für „Friends“ vor der Kamera. Nun vereint sie dieser Film wieder. In der Komödie traf Aniston auch ihren neuen, jetzigen Partner in Justin Theroux. Die 35 Mio. US-Dollar teure Filmkomödie floppte zwar an den Kinokassen (Ich verstehe immer noch nicht wieso der Film so teuer war), aber schlecht ist er nicht. Für einen witzigen Filmabend kann man sich die Komödie ansehen.

David Wain ist ein vielbeschäftigter Regisseur. Wenn er mal nicht für eine Serie auf dem Regiestuhl sitzt, inszeniert er einen Spielfilm. Die meisten Cineasten kennen ihn bestimmt aus „Vorbilder?!“, der die Zuschauer zum Lachen brachte. Nach 4 Jahren Pause kehrt er mit einer weiteren Komödie zurück, kann aber nicht an seinen damaligen Erfolg anknüpfen. Die Inszenierung wirkt ist überzAus der Prämisse hätte man mehr machen können. Wain schrieb auch am Drehbuch mit, der Co-Autor ist Ken Marino. Die Autoren nehmen mit Humor das Kommunenleben auf die Schippe, aber ich hätte mir etwas mehr Biss Gags gewünscht. Die Charaktere hatten auch das Potential, wenn sie denn mehr Lines bekommen hätten.

Jennifer Aniston und Paul Rudd verkörpern das Ehepaar Linda und George, die sich entschlossen haben, in der Stadt eine kleine Wohnung zu kaufen. Aber beruflich läuft es bei beiden nicht voran, und so beschließen sie, das gekaufte Apartement wieder zu verkaufen und für eine Weile bei George’s Bruder zu wohnen. Doch sie landen bei einer Kommune, und finden Gefallen am Leben. Aniston und Rudd haben eine überzeugende Chemie, auch wenn sie als Paar etwas komisch wirken. Die Leistungen sind aber jetzt nicht weltklasse, wobei Rudd definitiv mehr Lacher auf seiner Seite hat und mit seiner Gleichgültigkeit, die er ab der Mitte annimmt, die Zuschauer zum Lachen bringt. Justin Theroux spielt Seth, der irgendwie alles kann. Die Performance von ihm ist herrlich komisch, vor allem die kleinen Neckereien mit George wissen zu gefallen. Malin Akerman besitzt nicht so viel Screen Time, kann aber mit ihrer Hotness punkten.

„Wanderlust“ ist nicht nur eine Komödie, sondern er versucht auch, auf spiritueller Ebene zu überzeugen und die Zuschauer zu inspirieren. Hier wird die Gesellschaft
mit großen Worten kritisiert. Man stehe unter permanentem Druck, kann seine Persönlichkeit nicht entfalten und wird von anderen zurechtgebogen. Diese Kritik wird mit viel Humor verpackt und kommt auch bei den Zuschauern an. Anders sieht in der Kommune im Film aus. Hier kann jeder das tun, wonach er Lust, ohne von anderen kritisiert zu werden. So kommt es in der Komödie zu vielen witzigen Szenen, zum Beispiel baut ein Mann, so wie Gott ihn erschaffen hat, Wein an und schreibt Bücher. Dabei sind die ersten Begegnungen und die Reaktionen von Linda und George am witzigsten. Die Nebencharaktere machen eigentlich den Film aus, denn die sind alle auf eigene Art und Weise schräg drauf. Die eine ist eine Ex-Pornodarstellerin und würde es gerne mit jedem treiben, und der andere leiht gerne Sachen aus, ohne diese auch zurückzugeben. Nach starken 45 Minuten wird der Film aber deutlich schlechter, auch weil die Gags verbraucht sind. Einige Lacher sind zwar immer noch vorhanden, doch der Fokus auf die Eheprobleme von Linda und George verschlechtern den Gesamteindruck. Am Ende bleibt aber ein witziger Film mit super Nebencharakteren.
6,5/10

Movies 2013 (4) – Jungfrau (40), männlich, sucht…

poster_lg03

Jahr: 2005
Genre: Komödie
Regie: Judd Apatow
Drehbuch: Judd Apatow, Steve Carell

Worum geht’s?
Der 40-jährige Andy Stitzer führt ein schönes Leben mitsamt seiner Actionfigur-Sammlung und einem langweiligen Job in einem Elektrogeschäft. Doch da ist eine Sache, die ihm noch fehlt. Andy hatte noch nie Sex. Nicht einmal aus Versehen. Andy hat sich damit arrangiert, aber seine Kollegen können das nicht einfach auf sich beruhen lassen. Sie versuchen alles, um Andy aus seiner „Situation“ zu befreien, und treten damit eine Lawine von misslungenen Verabredungen los. Doch dann trifft Andy die alleinerziehende Mutter Trish, und alles deutet darauf hin, dass „es“ nun endlich passiert.

Darsteller:
Steve Carell as Andy
Catherine Keener as Trish
Paul Rudd as David
Romany Malco as Jay
Seth Rogen as Cal
Elizabeth Banks as Beth

Steve Carell gehört zu den vielseitigsten Schauspielern in Hollywood. Er begann seine Karriere als Korrespondent der satirischen Nachrichtensendung „Daily Show“ des US-Kabelkanals Comedy Central. 2005 beendete er sein Engagement und fokussierte sich auf seine Filmkarriere. Damals wurden die Stimmen laut, dass ein Mann in seinem Alter kein Filmstar mehr werden könne. Doch in demselben Jahr wollte Apatow, dass Carell die Hauptrolle in der Komödie „Jungfrau (40), männlich, sucht…“ übernimmt. Der akzeptierte und wurde über Nacht zum Filmstar, dessen Karriere bis heute noch andauert. Für seine Rolle des paranoiden Milliardärs John E. du Pont in Bennett Millers Filmdrama „Foxcatcher“ wurde er 2015 für den Golden Globe Award und den Oscar nominiert, als nächstes wird er in der Apple+ Serie „The Morning Show“ neben Jennifer Aniston und Reese Witherspoon zu sehen sein. Von Komödie bis Drama, der Mann kann alles. Und seine Karriere verdankt er dem Film „Jungfrau (40), männlich, sucht…“, eine extrem amüsante Komödie mit einer hohen Gagdichte. Hier kommt fast jeder Witz an, und Gefühle stehen ebenfalls an der Tagesordnung.

Judd Apatow, der vor diesem Film als Erfinder, Autor und Produzent von Serien arbeitete, konnte mit dieser Komödie endlich durchstarten. Bei einem Budget von 26 Millionen Dollar Kosten spielte der Film weltweit 177 Millionen Dollar ein. Handwerklich ist der Film einwandfrei inszeniert und man merkt Apatow gar nicht an, dass dies sein erster Film ist. Apatow hat mit Carell das Drehbuch geschrieben und dieses ist ebenfalls gut gelungen. Die Mischung der Gags ist schön abwechslungsreich, mal bekommt der Zuschauer derben Humor zu sehen, dann aber gibt es wieder Dialogwitz vom Feinsten. Vieles an dem Film ist improvisiert, was der Komödie sichtlich gut tut. Der Film kann mit einer unterhaltsamen Geschichte punkten, die über weite Strecken des Films amüsant ist. Des Weiteren hat man mit Andy einen Charakter, mit dem man mitfühlen kann, weil er einem ziemlich leidtut. Auch die Nebencharaktere sind extrem witzig und tragen zur Unterhaltung bei.

Steve Carell ist Andy, der einen langweiligen Job in einem Technikmarkt besitzt und ansonsten ein langweiliges Leben mit seinen Videospielen und Actionfiguren führt. Doch etwas fehlt: Sex. Seine Arbeitskollegen versuchen, Andy eine Frau zu besorgen. Aber irgendwie klappt es nicht so recht mit den Frauen und Andy, bis er auf Trish trifft. Steve Carrell füllt die Rolle mit seinem komödiantischen Talent sehr gut aus. Er ist witzig und weiß wie er die Gags rüberbringen muss, ein besseres Casting hätte man sich nicht vorstellen können. Sei es Situationskomik oder seine Mimiken, Carell ist einfach extrem talentiert. Dabei überzeugt er auch in den ruhigen Momenten mit Trish. Diese wird wunderbar dargestellt von Catherine Keener. Ihre Chemie mit Carell ist glaubwürdig und beide geben ein komisches und schönes Paar ab. Auch seine Arbeitskollegen wurden gut ausgewählt. Paul Rudd, Romany Malco und Seth Rogen haben allesamt ihre Momente und bringen die Zuschauer zum Lachen. Ich hätte den Jungs gerne noch länger dabei zugesehen, wie sie einen witzigen Spruch nach dem anderen raushauen. Leslie Mann hat eine kleine verrückte Gastrolle, die es in sich hat. Außerdem kann man einen jungen Jonah Hill und Kevin Hart bewundern, bevor sie groß rausgekommen sind.

Steve Carrell konnte mit dieser Komödie endlich in Hollywood durchstarten, und das zurecht, denn „The 40 Year Old Virgin“ gehört definitiv zu den lustigsten Komödien der letzten Jahre. Storytechnisch bewegt man sich nicht auf einem neuen Territorium, dennoch liegt es auch an dem aberwitzigen, bodenständigen Plot, dass der Film so amüsant ausgefallen ist, und die Besetzung ist gut genug um die Geschichte etwas aufzuwerten. Dabei benutzt man nicht nur eine Humorrichtung, sondern findet eine gute Balance zwischen Fäkalhumor, Situationskomik und Dialogwitz. Die improvisierten Szenen im Film kommen gut an und man sollte Apatow danken, dass er sie nicht rausgeschnitten hat. Carrell trägt den Film ohne Probleme und ohne ihn wäre der Film nur halb so gut ausgefallen. Trotz den Witzen auf Kosten der Jungfrau Andy ist der Film im Kern eine Liebesgeschichte, die wunderbar authentisch geschrieben ist mit pointierten Dialogen. Der Film funktioniert also auch als RomCom. Der Film an sich besitzt keinen richtigen Plot, aber das Fehlen eines echten Handlungsfadens führt zu einer Aneinanderreihung von einer amüsanen Szene nach der anderen, die alle das gleiche Thema variieren: Der verklemmte Andy muss aufgetaut werden. Sei es die Waxing-Szene oder der Pokerabend mit den Arbeitskollegen und Freunden, diese Situationen sind einfach komisch und bringen einen zum Lachen, und mehr kann man nicht von einer Komödie erwarten. Die lange Laufzeit macht sich nach einiger Zeit aber bemerkbar und die Komödie zieht sich gegen Ende. Auch gibt es Durststrecken, in denen überhaupt nichts lustiges passiert, aber diese kommen nicht so oft vor.

„The 40 Year Old Virgin“ verbreitet aber insgesamt gute Laune, die spielfreudige Besetzung weiß zu überzeugen und mit Steve Carell wurde ein Star geboren.
8/10

Bildqualität: Die Neuauflage bietet ein gutes Bild, auch wenn das Schwarz hätte besser sein können.

Tonqualität: Am Ton gibt es nichts zu bemängeln.

Bonusmaterial: Die Neuauflage bietet einen Audiokommentar von Judd Apatow & Seth Rogen, geschnittene Szenen und zahlreiche Featurettes. Für eine simple Komödie mehr als genug. Besonders der Audiokommentar ist extrem unterhaltsam. Wer den Film genauso mochte wie ich sollte ihn sich mal mit den Kommentaren von Apatow und Rogen anschauen, es ist erstaunlich, wie viel improvisiert worden ist. Zudem sind Hintergrundinformationen immer ganz cool. Die geschnittenen Szenen sind ebenfalls unterhaltsam.