Jahr: 2012
Genre: Komödie
Regie: Jesse Peretz
Drehbuch: Evgenia Peretz, David Schisgall
Worum geht’s?
Hippie Ned Rochlin ist einfach zu gut für diese Welt. Da verkauft er aus lauter Menschenliebe einem uniformierten Polizisten Haschisch – und was ist der Dank? Er landet im Knast. Seine Freundin Janet behandelt ihn auch nicht besser. Nach gemütlichen Jahren auf ihrem Biobauernhof setzt sie Ned kaltschnäuzig vor die Tür und behält sogar seinen geliebten Hund. So viel Undank ist der Arme einfach nicht gewöhnt. Er flüchtet zu seiner Mutter nach Long Island. Beim wöchentlichen Familiendinner zeigen seine Schwestern Liz, Miranda und Natalie viel Mitgefühl, können es sich aber auch nicht verkneifen, den Unglücksraben aufzuziehen. Der Spaß hat ein Ende, als Ned bei Liz eine Ehekrise auslöst und auch das scheinbar geordnete Leben von Miranda und Natalie auf den Kopf stellt. So viel Arglosigkeit und bedingungslose Ehrlichkeit vertragen die Beziehungen seiner Schwestern und ihrer Freunde einfach nicht. Der Bruder wird von Liz über Miranda an Natalie weitergereicht und stürzt ihr Leben wieder und wieder ins Chaos. Und Bruder Ned ist natürlich an allem schuld…
Darsteller:
Paul Rudd as Ned
Zooey Deschanel as Natalie
Emily Mortimer as Liz
Elizabeth Banks as Miranda
Jeder hat ein Familienmitglied, der einen nervt oder mit dem man nur wenig anfangen kann. Er/Sie ist zwar ganz nett und witzig, aber der Nervfaktor ist einfach zu hoch und man will so wenig Zeit wie möglich mit diesem Familienmitglied verbringen. In „Our Idiot Brother“ spielt Paul Rudd den lieben Ned, der in seiner eigenen kleinen Welt lebt und in dem Film genau so ein Familienmitglied verkörpert. Das Ergebnis ist ein netter Independentfilm mit vielen guten Momenten.
Jesse Peretz hat bisher nur einen recht bekannten Film gedreht, und zwar „Dein Ex“ mit Zach Braff und Amanda Peet. Ansonsten dreht er viele Episoden für Comedyserien. Mit seinem zweiten guten Film bewirbt er sich für weitere Indie-Projekte. Er schafft es, trotz langsamer Erzählweise und ohne derbe Gags den Zuschauer zu unterhalten. Dabei sammelt er vor allem durch die Charakterdarstellungen Pluspunkte. Das Drehbuch wurde von seiner Schwester Evgenia Peretz geschrieben, und auch sie überzeugt mit ihrem gelungenen Skript. Nicht die Geschichte überzeugt, sondern vielmehr die vielen sympathischen Charaktere, insbesondere Ned, die liebevoll gezeichnet sind. Der Film hätte aber definitiv mehr Witz vertragen können.
Paul Rudd spielt Ned, ein Lebensmittelverkäufer, der in seiner eigenen Welt lebt. Er gehört nicht zu den klügsten Menschen auf der Erde, aber wenn es darum geht, Herz zu zeigen, kann ihm keiner das Wasser reichen. Als er auf der Straße landet, beschließt er, den engen Kontakt zu seiner Familie zu suchen. Doch diese, vor allem seine drei Schwestern, haben so ihre Probleme mit Neds Lebensstil. Paul Rudd war bisher eigentlich nur der Typ für komische Nebenrollen, doch in der Hauptrolle blüht er richtig auf und gibt einen perfekten gutherzigen Naivling ab. Die drei Schwestern werden verkörpert von Zooey Deschanel (Natalie), Elizabeth Banks (Liz) und Emily Mortimer(Miranda), die unterschiedlicher nicht sein könnten. Natalie ist lesbisch und kämpft gegen ihre Gefühle für einen Mann an, Liz ist auf ihre Karriere fokussiert und Miranda hat schon eine Familie gegründet. Alle dre Schauspielerinnen hinterlassen einen guten Eindruck, leider kratzen ihre Figuren nur an der Oberfläche.
„Our Idiot Brother“ ist ein netter kleiner Independentfilm, der über die gesamte Laufzeit zu unterhalten vermag. Der Streifen lebt von seiner Hauptfigur Ned. Die Geschichte konzentriert sich auf ihn. Alle anderen Nebenstorylines sind mit Ned verknüpft, er ist sozusagen der Dreh- und Angelpunkt der Komödie. Die Komödie besitzt aber keinen richtigen roten Faden, man sieht nur, wie Ned und seine Familie zurechtkommen, aber genau das ist das Schöne am Film, die Entwicklung der Familie. Ned ist am Endes des Films immer noch derselbe, aber seine Schwestern wissen ihn jetzt zu schätzen. Zum Glück konnte man Paul Rudd für den Film gewinnen, der hervorragend ist und eine gute Chemie mit den anderen Darstellerinnen besitzt. Der Film jongliert zwischen zwei verschiedenen Genres hin und her. Mal ist der Film witzig und im nächsten Moment ist eine dramatische Szene zu sehen. Das stört zwar nicht groß, aber eine klare Tendenz zu einem Genre wäre gut gewesen. Die komischen Szenen kommen zum Glück nicht zu kurz und sind das Ergebnis von Neds naivem Verhalten. Die Nebencharaktere hätten aber etwas mehr Profil vertragen können, und der Humor etwas präsenter sein können. Dennoch ist „Our Idiot Brother“ ein schöner Film, mit einem super Paul Rudd.
7/10