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Movies 2013 (53) – The Great Gatsby

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Jahr: 2013
Genre: Drama
Regie: Baz Luhrmann
Drehbuch: Baz Luhrmann, Craig Pearce

Worum geht’s?
„Der große Gatsby“ erzählt von dem hoffnungsvollen Nachwuchsautor Nick Carraway: Er kommt im Frühjahr 1922 aus dem Mittelwesten nach New York City, das von lockeren Moralvorstellungen, Jazz-Glamour, mächtigen Alkoholschmugglern und ins Astronomische steigenden Aktien geprägt wird. Auf seiner Suche nach dem amerikanischen Traum wird Nick der Nachbar des geheimnisvollen, rauschende Feste feiernden Millionärs Jay Gatsby. Auf der anderen Seite der Bucht wohnt seine Cousine Daisy mit ihrem Mann, dem blaublütigen Frauenhelden Tom Buchanan. So erlebt Nick die faszinierende Welt der oberen Zehntausend und lernt ihre Illusionen, Romanzen und Täuschungsmanöver kennen. Von außen und von innen beobachtet Nick diese Welt, die ihn zu der Geschichte einer unmöglichen Liebe, unzerstörbarer Träume und eines tragischen Autounfalls inspiriert – womit er auch uns, unserer Gegenwart und unseren aktuellen Problemen den Spiegel vorhält.

Darsteller:
Leonardo DiCaprio as Jay Gatsby
Tobey Maguire as Nick Carrawa
Carey Mulligan as Daisy Buchanan
Joel Edgerton as Tom Buchanan
Isla Fisher as Myrtle Wilson
Elizabeth Debicki as Jordan Baker

Der gleichnamige Roman von F. Scott Fitzgerald ist ein Meisterwerk der Weltliteratur, der auch heute noch dieselbe Brisanz wie damals besitzt. Jahre hat es gedauert, bis der Film endlich realisiert wurde. Das Casting war schwerer als gedacht, und die Produktion hat sich wegen einer Verletzung verschoben. Man war gespannt, wie Baz Luhrmann diese Geschichte auf die Leinwand transportiert, und ob er neue Akzente setzt. Denn immerhin wurde das Buch schon fünfmal verfilmt. Das Ergebnis ist eine Offenbarung, und das in jeder Hinsicht: Visuell und storytechnisch ist der Film ein Meisterwerk. „The Great Gatsby“ gehört bisher zu den besten Filmen des Jahres.

Wenn man den Namen Baz Luhrmann hört, denkt man sofort an großartige Bilder und pompöse Kulissen. Solche hat er schon in „Moulin Rouge“ und „Australia“ gezeigt. The Great Gatsby war sein Wunschprojekt. Und nun weiß man auch, wieso. Seine Vision und Handschrift ist deutlich zu erkennen. Luhrmann benutzt viele kreative Elemente und spielt mit den Zuschauern. Der Film überzeugt durch seine schwungvolle Inszenierung und die intensive Atmosphäre. Viele Streifen nutzen das 3D, um Kohle zu machen. Luhrmann benutzt es, um seinen Film auf ein anderes Level zu bringen. Die Effekte bringen einen Mehrwert mit sich und sind super eingesetzt. Auch am Drehbuch hat der Australier mitgeschrieben, und machte auch hier einen guten Job. Die vielen verschiedenen Aspekte der vielschichtigen Geschichte werden berücksichtigt und thematisiert, und das Drama funktioniert in allen Bereichen. Emotionen, Witz und leichte Action, das Skript besitzt alles.

Leonardo DiCaprio spielt Jay Gatsby, einen geheimnisvollen Millionär, der durch seine unglaublichen Partys alle Gesellschaftsschichten vereint. Viele haben schon mal von ihm gehört, andere haben ihn gesehen und kennenlernen dürfen. Doch fast gar keiner kennt den wahren Gatsby. Die meisten denken, dass er eine oberflächliche Person ist, der nur Geld im Sinne hat. Aber was viele nicht wissen: Das einzige, was er auf der Welt haben will, ist unerreichbar für ihn. DiCaprio liefert eine grandiose Performance ab. Die fängt mit seinem ersten Auftritt an, für den man lange warten muss (Ca. 20-30 Minuten), und endet mit einem herzzerreißenden Ende. Er ist Gatsby, so wie Daniel Day-Lewis Abraham Lincoln war. DiCaprio wechselt von einer Gefühlslage zur anderen. Mal ist er charmant und witzig, und mal sieht man die andere Seite von Gatsby, die aggressive Art. Jede Facette wird von dem Schauspieler überzeugend dargestellt, er trifft immer die richtige Note. Wenn der Film im Dezember 2012 erschienen wäre, hätte DiCaprio sicherlich eine weitere Oscarnominierung einheimsen können. Da hätte ein Bradley Cooper oder Denzel Washington (Nichts gegen die beiden, sie waren auch fantastisch) einpacken können. Tobey Maguire verkörpert Nick Carraway, der sich im 1932 nach New York aufmacht, um ein neues Leben zu starten. Dabei lernt er die Welt der Reichen kennen, und lieben. Zudem entwickelt er eine Freundschaftsbeziehung zu Gatsby, der Nick in sein Leben reinlässt, und ihm als einziger vertraut. Tobey Maguire steht stets im Hintergrund und ist sozusagen der Beobachter und Erzähler im Film, aber auch die Brücke für die gesamte Geschichte. Aber dennoch legt er eine bärenstarke Leistung hin, vor allem in der zweiten Hälfte, wenn seine Figur aktiver in den Plot eingebunden wird. Die Rolle der Daisy Buchanan war sehr gefragt. Man könnte meinen, halb Hollywood wollte die Rolle für sich haben. Natalie Portman, Anne Hathaway, Eva Green um nur einige Schauspielerinnen zu nennen. Doch nur eine konnte DiCaprio und Luhrmann in ihrem ersten Casting überzeugen, und zwar Carey Mulligan. Sie geht in ihrer Rolle regelrecht auf und kann mit ihrer Mimik die Zuschauer verzaubern. Die Kamera zeigt immer Nahaufnahmen von ihr, um so die Emotionen aufzufangen, die Daisy von sich gibt. Die schwache Frau, die kein Durchsetzungsvermögen zeigen kann, wird von ihr super dargestellt. Ben Affleck sollte eigentlich Tom Buchanan mimen, doch der musste aus Termingründen absagen und so wurde Joel Edgerton gecastet, der die perfekte Wahl ist und als großkotziger reicher Mann glänzt. Die Szene mit ihm und Gatsby im Hotel ist hervorragend inszeniert.

Mit der gelungenen Anfangssequenz kann Luhrmann die Zuschauer an ihre Sitze fesseln. Man bekommt schon hier eine leise Ahnung, was einen erwartet. Ich habe das Buch nicht gelesen (Was ich definitiv nachholen werde), wusste also nichts von der Geschichte, eher kleine Bruchstücke. Zu Beginn taucht der Zuschauer in die großen spektakulären Partys ein, ohne zu wissen, was einen storytechnisch erwartet. Durch die großartigen 3D-Effekte fühlt es sich so an, als ob man hautnah an den Feiern beteiligt ist. Hier fliegen nicht Dinge auf einen zu, sondern die wahre Bedeutung des 3D Effekts kommt zum Vorschein. Doch je länger der Film läuft, desto tiefer geht er in die Dramaturgie ein. Die Charaktere, die alle etwas geheimnisvolles besitzen, insbesondere Gatsby, bekommen alle Tiefe, und man geht auf den emotionalen Storykern ein, nämlich die Lovestory zwischen Jay und Daisy. Dieser Aspekt wird mit viel Liebe zum Detail ausgeschlachtet und ist wundervoll inszeniert. Das Wiedersehen, die Momente zwischen Jay und Daisy, die die Liebe neu entfacht, erfüllen auf emotionaler Ebene ihren Zweck. Man vernachlässigt aber auch nicht die Nebencharaktere. Die Beziehung zwischen Jay und Nick, die am Anfang wie eine Nutzbeziehung aussieht, entwickelt sich im Laufe der Zeit zur wahren Freundschaft. Luhrmann hat bewusst viel Wert darauf gelegt, die Wandlung der Beziehung glaubwürdig darzustellen. Und manchmal sind die leisen Momente zwischen den beiden auch die Stärken des Films. Auch Tom Buchanan bekommt im Laufe des Films eine große Bedeutung. Doch schieben wir die vielschichtige Story mal beiseite, und konzentrieren uns auf die Optik. Was Luhrmann hier wieder fabriziert, erinnert an „Moulin Rouge“. Bunte Farben, kreative Kamera, opulente Kulissen und überzeugende Kostüme, alles ist perfekt abgestimmt und passt zum Look des Films. Der Zuschauer hat zu jederzeit das Gefühl, im Film dabei zu sein. Die 20er Jahre werden von Luhrmann neu entdeckt, die Atmosphäre wird mit der Kamera super eingefangen. Die Wahl des Soundtracks mag viele sicher nicht überzeugen, doch die Hip-Hop Songs passen einfach zur Optik des Films und die Bilder. Nachdem Jay und Daisy sich getroffen haben und ihre Liebe zueinander entdeckt haben, geht die Luft etwas raus, wird aber durch eine emotionale Schlusssequenz ausgeglichen. „The Great Gatsby“ hätte mit einem Dezember Release viele Oscarnominierungen absahnen können, so wird es vielleicht nur für die Kategorien Kostüme etc. ausreichen. Aber was bleibt ist ein Meisterwerk, der dem Romane alle Ehre macht.
9/10

Movies 2013 (17) – Zero Dark Thirty

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Jahr: 2013
Genre: Drama
Regie: Kathryn Bigelow
Drehbuch: Mark Boal

Worum geht’s?
Die Jagd nach Osama bin Laden hielt die Welt mehr als ein Jahrzehnt lang in Atem. Am Ende spürte ein kleines Team von CIA und Navy SEALs den meistgesuchten Terroristen auf. Jeder Aspekt dieser Untersuchung war geheim. Einige Details sind inzwischen veröffentlicht, die entscheidenden Aspekte der Operation werden jedoch erstmals in diesem Film enthüllt.

Darsteller:
Jessica Chastain as Maya
Kyle Chandler as Joseph Bradley
Jason Clarke as Dan
Jennifer Ehle as Jessica

Schon lange nicht mehr sorgte ein Oscarfavorit für so viel Kontroverse in Hollywood. Man warf Bigelow und den anderen Machern vor, dass sie in dem Film Folter unterstützen. Zudem kamen Gerüchte auf, dass sich Bigelow mit Insiderinformationen von Seiten der US-Regierung bereichert hat. Auch der Wahrheitsgehalt der Geschichte wurde oft angezweifelt woraufhin sich alle fragten, was wahr ist an dem Plot und was erfunden ist. Manche Punkte kann ich verstehen, aber das Gesamtwerk ist ein überzeugender, teilweise sehr packender Thriller über die Jagd nach dem meistgesuchten Mann auf der Welt.

Kathryn Bigelow hat vor drei Jahren Geschichte geschrieben, als sie den Oscar für die Beste Regie für den Film „The Hurt Locker“ gewann. Und viele sahen sie als sichere Nominierung für die diesjährigen Oscars an, doch überraschenderweise wurde sie nicht beachtet. Bedanken kann sie sich bei den Medien, aber sie hätte die Nominierung auf jeden Fall mehr verdient als Benh Zeitlin. Die Jagd nach Osama bin Laden ist, obwohl man den Ausgang kennt, spannend in Szene gesetzt, vor allem die letzten 30 Minuten besitzen eine so unglaublich dichte Atmosphäre, und die Spannungskurve steigt rasant nach oben. Doch auch die psychologischen Aspekte des Films sind gut ausgefallen. Doch die lange Laufzeit schadet dem Gesamteindruck. Mark Boal, der schon für „The Hurt Locker“ einen Oscar gewinnen konnte, und auch dieses Jahr kann er sich Hoffnungen auf einen Goldjungen machen. Der Film sollte eigentlich den Kampf um Tora Bora darstellen, doch vor dem Drehstart wurde Bin Laden getötet und man änderte das Drehbuch um. Das Ergebnis zeigt nicht nur die Suche nach Bin Laden, sondern auch das Leben von Maya, deren persönliche Jagd im Mittelpunkt steht. Die neutrale Herangehensweise weiß zu gefallen, ebenso die Charakterarbeit. Doch auch hier schwächelt die Mitte.

Jessica Chastain porträtiert die CIA-Agentin Maya, die ohne Erfahrung nach Pakistan beordert wird. Ihre Aufgabe: Sie soll Terroranschläge aufspüren und Terroristen finden. Dabei setzt sie sich als Ziel, Osama bin Laden zu finden. Trotz vielem Rückschlägen gibt sie nicht auf und will ihre Arbeit erst beenden, wenn bin Laden tot ist. Jessica Chastain gehört schon längst zur 1. Liga der Schauspielerinnen in Hollywood. Und hier liefert sie noch einen weiteren Beweis. Ihre Darstellung ist mitreißend und sie lässt tief in ihre Psyche blicken. Das Hin und Her zwischen Hoffnungslosigkeit und Optimismus wird glaubhaft von Chastain auf die Leinwand transportiert. Der Fokus liegt klar auf Maya und deren persönliche Geschichte, und ihre Leistung ist unglaublich gut. Für mich die Favoritin für den Oscar, knapp vor Jennifer Lawrence. Die Nebendarsteller Mark Strong, Joel Edgerton und Kyle Chandler füllen alle ihre Figuren überzeugend aus, doch neben Chastain sticht noch Jason Clarke hervor. Er spielt den emotionslosen, erfahrenen Ex-Soldaten mit einer erschreckenden Brutalität, und das war nötig für den Film.

„Zero Dark Thirty“ gehörte zu meinen Must-Sees in diesem Jahr, und ich wurde gut unterhalten. Der Film dauert fast drei Stunden, was man ihm zu jeder Zeit anmerkt. Bigelow lässt sich bis zu dem großen Höhepunkt viel Zeit und überlässt nichts dem Zufall. Die Geschichte ist detailliert aufgebaut und bietet eine eigene Interpretation von der Jagd nach bin Laden. Dabei schrecken die Macher auch nicht vor Folterszenen zurück, die für viel Furore sorgten. Ob verherrlichen oder nicht, Kritik an die Bush-Regierung oder nicht, genau solche Sequenzen verleihen dem Film Glaubwürdigkeit. Auch sonst ist der Film extrem realistisch. Die Jagd wird dargestellt durch Maya, die ganz als Einzige an die Mission glaubt. Man hat viel Wert auf eine exakte Darstellung der CIA-Arbeit gelegt, und diese ist sehr interessant ausgefallen. Teilweise erinnert der Film auch an eine Dokumentation. Der Thriller ist von Anfang an sehr packend dank den Vernehmungen und Maya, doch je länger der Film dauert, desto mehr Längen schleichen sich ein. Viele Szenen sind unnötig und man hätte diese weglassen können, doch Bigelow wollte anscheinend nichts auslassen. Aber genau an diesen Stellen stagniert der Film und es passiert nichts. Nach einiger Zeit wiederholt sich der Film indem sie einfach nur die Geheimdienstarbeit zeigt, die Aufmerksamkeit der Zuschauer nimmt da ab. Aber rechtzeitig zum Schluss nimmt die Spannungskurve zu. Das Ende ist dann absolut klasse ausgefallen, man hält den Atem an wenn die Navy SEALs das große Haus stürmen, diese Sequenz ist toll gefilmt und erinnert an Konsolenshooter. Insgesamt gesehen ist „Zero Dark Thirty“ ein kompromissloser Film, der neutral die Jagd nach bin Laden erzählt. Was man davon halten soll ist dann letztendlich dem Zuschauer überlassen.
7,5/10