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Movies 2014 (1) – Donnie Brasco

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Jahr: 1997
Genre: Drama
Regie: Mike Newell
Drehbuch: Paul Attanasio

Worum geht’s?
New York, Ende der 70er Jahre: Der kleine Gangster Lefty Ruggiero arbeitet als Auftragskiller für die Mafiafamilie Bonanno. Als er den jungen Donnie Brasco kennen lernt, imponiert ihm vor allem dessen Unerschrockenheit. Doch er ahnt nicht, dass Donnie in Wirklichkeit Joe Pistone heißt und Agent des FBI ist, der einen Weg sucht, um als verdeckter Ermittler in die Kreise der Mafia einzudringen. Lefty und Donnie freunden sich an, und es gelingt Lefty tatsächlich, die „Familie“ zu überzeugen, Donnie aufzunehmen.

Darsteller:
Al Pacino as Benjamin ‚Lefty‘ Ruggiero
Johnny Depp as Donnie Brasco/Joseph D. ‚Joe‘ Pistone
Michael Madsen as Sonny Black
Bruno Kirby as Nicky
James Russo as Paulie
Anne Heche as Maggie Pistone

Ich liebe ja alle Filmgenres. Drama, Komödie, Action oder Sci-Fi, ich bin immer dabei. Aber wenn ein guter Gangsterfilm erscheint, dann werde ich besonders hellhörig, denn mich faszinieren einfach die Geschichten aus diesem Milieu. Meisterregisseur Martin Scorsese prägte das Genre mit „Goodfellas“ und „Casino“, Francis F. Coppola drückte dem Genre mit „Der Pate“-Trilogie seinen Stempel auf. Doch neben diesen bekannten Vertretern gibt es noch so einige andere Gangsterfilme, die wahnsinnig gelungen sind und Spaß machen. Und dazu zählt auch „Donnie Brasco“, der mit Johnny Depp und Al Pacino eine Killer-Combo besitzt.

Der britische Regisser Mike Newell konnte, bevor er die Regie zu „Donnie Brasco“ übernahm, mit seinen britischen Komödien glänzen. „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ ist wohl sein bekanntester Film, der auch ziemlich unterhaltsam ist. Doch mit dieser starken Biographie liefert er seine bisher beste Leistung ab. Besonders brilliant inszeniert ist die Beziehung zwischen Joe und Lefty, deren Dynamik allein den Film sehenswert macht. Genau dieser Aspekt unterscheidet Newell’s Film von anderen Klassikern des Genres. Er konzentriert sich primär auf die Beziehung und nicht auf die Machenschaften der Mafia. Drehbuchautor Paul Attanasio wurde zurecht für einen Oscar nominiert, denn sein Skript ist klasse geschrieben und überzeugt als Charakterstudie eines Mannes, dem das Leben eines Kriminellen anspricht und ihn auch so auslebt, indem es sein eigentliches Leben vernachlässigt. Die Beziehung zwischen Lefty und Joe ist sehr gut geschrieben und das Highlight des Films.

Al Pacino ist Benjamin ‚Lefty‘ Ruggiero, ein kleiner Gangster, der als Auftragskiller für die Mafiafamilie Bonanno arbeitet. Schon seit Jahren versucht er, im Business aufzusteigen, doch andere Kollegen werden immer bevorzugt. Als er Donnie kennenlernt und ihn in die Familie einführt, steigt so allmählich sein Ansehen. Aber Donnie macht ihm den Platz in der Familie streitig. Al Pacino ist ganz stark in diesem Film als Kleingangster. Seine inneren Konflikte werden subtil und wahnsinnig gut von ihm dargestellt. Johnny Depp spielt den Agenten Joe Pistone, der undercover für die FBI ermittelt. Seine Aufgabe ist es, sich in die Mafiafamilie von Bonanno einzuschleusen. Ist ihm das aber erstmal gelungen, findet er Gefallen an seinem neuen Lifestyle. Solche Rollen muss Depp öfters spielen. Klar, als tuntiger Pirat ist er auch toll, aber solche lebensnahen Rollen können sein wahres Talent offenbaren. Als Donnie Brasco liefert er eine tolle Performance ab und bildet mit Pacino ein starkes Duo, das sich gegenseitig perfekt ergänzt. Für mich ist er sogar einen Ticken stärker als Pacino. Der Supporting Cast kann ebenfalls überzeugen, allen voran Michael Madsen. Anna Heche ging mir teilweise auf die Nerven, aber daran ist wohl das Drehbuch schuld.

Wenn ich an starke Gangsterfilme denke, dann muss „Donnie Brasco“ einfach erwähnt werden. Er ist kein Meisterwerk wie beispielsweise „Goodfellas“ oder „Der Pate“, aber er ist nah dran, eines zu sein. Der Film lebt von seiner realitätsnahen Darstellung der Unterwelt, speziell der Familie Bonanno. Die kalte und dreckige Atmosphäre werden von der Kamera sehr gut aufgefangen und die Auswahl der Kostüme ist ebenfalls gelungen, sodass man das Gefühl bekommt, tatsächlich eine Mafia-Welt vor seinen Augen zu haben. Die größte Stärke des Films liegt aber in der Darstellung der Beziehung Brasco und Lefty. Man übertreibt es nie, die Entwicklung läuft glaubwürdig ab und die Charaktere sind toll geschrieben. Man kauft dem Film ab, dass Pistone alias Brasco sich in der Unterwelt wohlfühlt und dementsprechend eine größere Rolle in der Familie Bonanno besitzen will. Die kleine Nebenhandlung und Szenen mit seiner Frau verstärken dieses Gefühl und ergänzen wunderbar die Hauptstory und dient ihrem Zweck. Es fehlen aber die großen Momente, Überraschungen, die den Film sonst zu einem Meisterwerk gemacht hätten. Das Ende wird nicht allen gefallen, aber für mich war das ein gelungener Abschluss. Wer also auf Mafia-Filme steht, darf sich „Donnie Brasco“ nicht entgehen lassen.
8,5/10

Movies 2013 (78) – The Watch

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Jahr: 2012
Genre: Comedy
Regie: Akiva Schaffer
Drehbuch: Jared Stern, Seth RogenEvan Goldberg

Worum geht’s?
Vier Durchschnittstypen aus der Vorstadt gründen für ihre Nachbarschaft eine nächtliche Bürgerwache. Dabei dient sie den Männern zunächst als willkommene Entschuldigung, an einem Abend pro Woche ihrem eintönigen Alltagstrott zu Hause zu entfliehen. Als sie jedoch zufällig entdecken, dass die gesamte Stadt von Aliens besetzt ist, die sich als gewöhnliche Menschen tarnen, schreiten sie notgedrungen zur Tat, um ihre Stadt bzw. die ganze Welt zu retten.

Darsteller:
Ben Stiller as Evan
Vince Vaughn as Bob
Jonah Hill as Franklin
Richard Ayoade as Jamarcus
Rosemarie DeWitt as Abby
Will Forte as Sgt. Bressman

„The Watch“ musste mit vielen Problemen kämpfen. Eigentlich sollte David Dobkin die Regie führen und Will Ferrell die Hauptrolle übernehmen. Keine schlechte Kombination, denn beide waren schon in „Die Hochzeits-Crasher“ involviert und der Film besaß eine hohe Gagdichte. Nach einigem Hin und Her fand das Studio einen geeigneten Filmemacher und konnte auch eine namhafte Besetzung für die Komödie gewinnen. Lasst euch von den schlechten Box Office Ergebnissen nicht beeinflussen, „The Watch“ ist eine unterhaltsame Komödie mit spielfreudigen Comedy Stars, die aus einer schwach ausgearbeiteten Story das beste rausholen.

Akiva Schaffer hat vor dieser Komödie nur einen einzigen Film gedreht, nämlich „Hot Rod – Mit Vollgas durch die Hölle“, und der kam bei den Kritikern gemixt an. Doch seine Arbeit in diesem Film ist nicht schlecht. Seine Inszenierung ist stimmig, jeder Charakter bekommt genug Screen Time, um beim Publikum anzukommen und Schaffer schafft es, die Schwächen des Drehbuchs zu kaschieren. Der Zuschauer schert sich nach einiger Zeit nicht mehr um die Story, sondern genießt die tolle Chemie der Darsteller. Das Drehbuch vom Dreamteam Seth Rogen und Evan Goldberg, die die Zuschauer beispielsweise mit „Superbad“ an den Rande eines Lachtods brachten, können ihren Humor wieder einmal voll aufs Skript transportieren. Auch hier kommen ihre Gags voll zur Geltung, leider hinkt die Geschichte hinterher. Die ist nämlich vom Ansatz her interessant, doch man macht zu wenig draus, denn man konzentriert sich primär auf die Reise der lustigen Miliz. Schade, denn mit einer stärkeren Ausarbeitung der Story wäre der Film sicher noch besser geworden.

Ben Stiller spielt Evan, der nach einem Mord Panik bekommt und als Konsequenz davon eine Nachbarschaftswache gründen will. Leider melden sich nur drei Männer an, und das auch nur, um aus ihrem Alltag zu entfliehen. Doch als die vier entdecken, dass es in ihrer Umgebung nur von Aliens wimmelt, versuchen sie, ihre Nachbarschaft zu retten. Ben Stiller hat die undankbarste Rolle erwischt. Er ist als bodenständiger Typ zwar überzeugend, doch die ganz großen Lacher kann er nicht verbuchen, weil seine Rolle nicht so viel hergibt. Wenigstens kann er gegen Ende immer mehr überzeugen, ganz einfach weil seine Figur aus sich herausgeht. Vince Vaughn mimt den Bob, der die Schnauze voll hat, zuhause nur Stress zu haben, weswegen er mit den anderen in der Wache einen draufmachen will. Vaughn spielt sich eigentlich nur selbst, macht das aber ziemlich gut und ist sehr amüsant. Jonah Hill stellt Franklin dar, der immer irgendwie bisschen bekifft wirkt, aber dennoch muss man ihn gern haben. Hill sahnt hier die meisten Lacher ab und zeigt, dass er trotz dramatischen Rollen im Comedygenre zuhause ist. Richard Ayoade ist der vierte im Bunde und ich kannte ihn davor überhaupt nicht. Nach diesem Film wird er aber sicherlich einige Rollenangebote bekommen, denn obwohl seine Figur nicht heraussticht aus der Menge, so kann er in den wenigen Szenen, die ihm gehören, brillieren. Will Forte als dusseliger Cop sorgt auch für einige Lacher.

Wenn die Macher eines Filmes eine solche Besetzung für ihre Komödie gewinnen können, dann muss das Skript hervorragend sein, oder? Kann auch natürlich sein, dass einfach nur die Schecks gestimmt haben. Bei „The Watch“ war wohl beides der Fall. Obwohl die Komödie nicht das stärkste Drehbuch besitzt, so machen die Darsteller das beste daraus und herauskam ein sehr unterhaltsamer Film mit vielen Gags, die zündeten. Die Idee, dass die Welt (Oder in diesem Falle die Nachbarschaft) von Aliens belagert wird, ist nicht originell und hat man schon in vielen anderen Variation in anderen Filmen gesehen. Doch oft nehmen Filme dieses Plotelement zu ernst, nicht aber „The Watch“. Man akzeptiert, dass Aliens auf der Erde leben, und dann zieht man weiter. Allein wegen der Tatsache, dass der Film diesen Aspekt nicht ernst nimmt, macht ihn so viel besser als andere Komödien. Der Film braucht etwas zu viel Anlaufzeit, aber dann, wenn die Akteure endlich realisiert haben, dass es Aliens gibt, feuert die Komödie einen Gag nach dem anderen aus Kanone. Die Gags gehen oft unter die Gürtellinie, aber wen stört’s? Niemanden, denn sie sind lustig. Außerdem weiß die Art und Weise, wie der Film das bürgerliche Leben auf den Arm nimmt, zu gefallen. Die lustigen Nebencharaktere stören nicht und können auch zur Unterhaltung beitragen. Gegen Ende nimmt der Film zwar konventionelle Züge an und endet mit einem Happy End, aber das stört nicht groß und passt ins Gesamtbild. „The Watch“ ist ein lustiger Streifen mit tollen Darstellern, ohne sie wäre der Film sicher nur halb so gut gewesen.
7/10

Movies 2013 (65) – Now You See Me

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Jahr: 2013
Genre: Thriller
Regie: Louis Leterrier
Drehbuch: Boaz Yakin, Ed Solomon, Edward Ricourt

Worum geht’s?
Wie raubt man eine Bank aus, ohne selbst anwesend zu sein? Ganz einfach: Man ist Magier und lässt die Dinge für sich arbeiten. Ganz so simpel ist es dann allerdings doch nicht, denn das Illusionisten-Quartett „The Four Horsemen“ verblüfft das Publikum mit jeder Menge High-Tech in seinen Live-Shows. Bereits ihr erster Auftritt in Las Vegas ist spektakulär: Sie lassen einen Zuschauer verschwinden und Sekunden später in einem Banktresor in Paris wieder auftauchen. Dort lösen sich vor seinen Augen mehrere Millionen Euro in Luft auf und prasseln als plötzlicher Geldregen in Robin-Hood-Manier im Zuschauersaal nieder. Reine Illusion oder was steckt dahinter? FBI-Agent Rhodes und seine französische Interpol-Kollegin Alma Dray, die die Truppe stoppen sollen, stehen vor einem großen Rätsel. Erst Bradley, der mit dem Entzaubern von Illusionen gutes Geld verdient, scheint es lösen zu können. Doch längst planen die Horsemen, die ihren Verfolgern immer einen Schritt voraus sind, einen weiteren sensationellen Coup. Dieser wird sie endgültig zur Legende machen, ihre wahren Motive enthüllen und rücksichtslosen Manipulatoren, die glauben, alles kontrollieren zu können, eine bittere Lektion erteilen…

Darsteller:
Jesse Eisenberg as J. Daniel Atlas
Mark Ruffalo as Dylan Rhodes
Woody Harrelson as Merritt McKinney
Isla Fisher as Henley Reeves
Dave Franco as Jack Wilder
Mélanie Laurent as Alma Dray
Morgan Freeman as Thaddeus Bradley
Michael Caine as Arthur Tressler

Filme über die Magie kommen beim Publikum nicht mehr so gut an wie früher, die Zeiten von David Copperfield sind vorbei. „The Incredible Burt Wonderstone“ beispielsweise floppte in den USA trotz der Beteiligung von Jim Carrey und Steve Carell. Doch es gibt auch positive Ausnahmen. „The Prestige“ von Nolan konnte das doppelte einspielen. Und der neue Film „Now You See Me“ schaffte es sogar, mehr einzuspielen als „After Earth“, dem neuen Film von Will Smith. Und das auch verdient, denn der Streifen schafft es, das Publikum über die gesamte Laufzeit mit dem spielfreudigen Cast zu unterhalten.

Regisseur Louis Leterrier hat in seiner Karriere schon oft einen super Film rausgehauen, wie “ The Transporter“ mit Jason Statham zum Beispiel. Sein letzter Film „Kampf der Titanen“ war nicht der große Knaller, doch mit „Now You See Me“ hat er die Zuschauer wieder für sich gewonnen. Leterrier war darauf bedacht, die Magie in den Mittelpunkt zu stellen. Und das gelingt ihm auch, denn man fokussiert sich auf die Tricks der Magier, die wirklich prächtig inszeniert worden sind. Die Tricks sind geheimnisvoll und fesseln das Publikum. Außerdem schafft es Leterrier, jedem Charakter im Ensemble genügend Screen Time zu verschaffen, jede Figur hat seinen Moment zum Glänzen. Das Drehbuch ist wirklich gut geschrieben, aber ich hätte mir gewünscht, dass das Skript auch etwas an der Oberfläche kratzt, doch vielleicht sehen wir im Sequel mehr vom Gesellschaft „Der Auge“, genügend Material dafür ist definitiv vorhanden.

Was haben Daniel Atlas (Eisenberg), McKinney (Harrelson), Henley Reeves (Fisher) und Jack Wilder (D. Franco) gemeinsam? Diese vier Personen sind Magier, aber mit verschiedenen Fähigkeiten, die sie auch unterschiedlich einsetzen. Während Atlas gerne mit seinen Tricks angibt, um Bräute aufzureißen, verdienen McKinney und Wilder Geld damit. Reeves versucht mit riskanten Tricks das Publikum zu begeistern. Diese vier trommeln sich zusammen, um mit großen Heists Aufmerksamkeit zu beziehen. Kudos an den Casting Director, der hier ein wirklich tolles Ensemble gecastet hat. Alle vier Darsteller besitzen eine super Chemie und zeigen verschieden Facetten auf, sodass die Figuren sich nicht ähneln. Zum Glück castete man jüngere Darsteller, den Film mit Jim Carrey, Hugh Grant und Sacha Baron Cohen kann ich mir irgendwie nur schwer vorstellen. Mark Ruffalo spielt den FBI-Agenten Dylan Rhodes, der mit seiner Partnerin Dray (Die wunderschöne Mélanie Laurent) versucht, die Gruppe einzubuchten. Mit Ruffalo macht man nie etwas falsch, er ist wie immer sehr souverän in seiner Rolle und seine Szenen mit Laurent haben mir gut gefallen. Morgan Freeman und Michael Caine können ebenfalls glänzen.

„Now You See Me“ schlug an seinem Opening Weekend den neuen Film von Will Smith, und das aus gutem Grund. Während „After Earth“ Scientology promotet, bemüht sich der Thriller um eine Gruppe von Magiern die Zuschauer zu unterhalten, und das schafft er auch. Mit einer knackigen und gelungenen Einführung werden die Charaktere samt ihrem Talent vorgestellt, ohne dass der Film unnötig die Einleitung in die Länge zieht. Der Film kann mit seiner Geschichte überzeugen. Die ist nicht eindimensional und ist dank dem roten Faden immer spannend. Der Zuschauer fragt sich permanent, warum die fünf eine Bank ausrauben und für wen sie das machen. Der Thriller schafft es noch, all die Aufgaben der Gruppe schön geschmeidig mit der Polizeijagd zu kombinieren. Hier kommt das hohe Tempo gut zur Geltung und die Action ist ebenfalls ziemlich knackig inszeniert, die auch wohl dosiert ist. Das Publikum fragt sich zwar oft, wie diese Tricks der Gruppe funktionieren, doch sie sind unterhaltsam und da stören diese Logikfehler nicht. Auch stört die Tatsache nicht, dass Mark Ruffalos Charakter oft schlampig agiert, aber der Twist um ihn war unvorhersehbar und hat auch dadurch Raum für einen Sequel offenbart. „Now You See Me“ macht Spaß mit seinem spielfreudigen Cast und bietet gute Unterhaltung. Ich freue mich schon aufs Sequel.
7,5/10

Movies Reviews 2013 (64) – Back in the Game

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Jahr: 2012
Genre: Drama
Regie: Robert Lorenz
Drehbuch: Randy Brown

Worum geht’s?
Gus Lobel zählt seit Jahrzehnten zu den besten Baseball-Talentsuchern – allein anhand des Schlägergeräuschs kann er die Qualität eines Schlags beurteilen. Doch obwohl er es nicht wahrhaben will – sein Alter lässt sich mittlerweile nicht mehr verleugnen. Aber er will sich partout nicht auf die Reservebank abschieben lassen. Dabei hat er gar keine Wahl. Die Verhandlungen um den phänomenalsten Nachwuchs-Schlagmann der USA stehen an, und die Teamleitung der Atlanta Braves wundert sich zunehmend über seine Entscheidungen. Helfen könnte in dieser Situation nur die einzige Person, die Gus niemals bitten würde – seine Tochter Mickey: Die dynamische und ehrgeizige Anwältin steht kurz davor, in ihrer hochkarätigen Kanzlei zur Partnerin aufzusteigen. Mickey hat sich mit ihrem Vater nie verstanden, denn nach dem Tod seiner Frau hat er als alleinerziehender Vater kläglich versagt. Selbst jetzt, bei ihren seltenen Treffen, lässt er sich ständig ablenken – Mickey glaubt den Grund zu kennen: Baseball geht ihm eben über alles.

Darsteller:
Clint Eastwood as Gus Lobel
Amy Adams as Mickey Lobel
Justin Timberlake as Johnny
John Goodman as Pete Klein

Oscar Predictions machen Spaß, vor allem wenn man im Frühling beginnt, also gleich nach den Oscars. Viele Oscarexperten machen sich gleich nach der Oscarverleihung Gedanken über das nächste Jahr. „Back in the Game“ war damals der heiße Contender für die kommende Award Season. Kein Wunder, denn man besaß mit Altmeister Clint Eastwood und Amy Adams zwei regelmäßige Gäste der Oscarverleihung. Und außerdem erfreut sich die Sportart Baseball großer Beliebtheit, siehe „Moneyball“ mit Brad Pitt. Doch „Back in the Game“ konnte die Erwartungen nicht erfüllen und das liegt am unausgegorenen Drehbuch, der nicht die richtige Balance besitzt.

Produzent Robert Lorenz arbeitet schon seit 1995 mit Clint Eastwood zusammen. Für sein Regiedebüt konnte er seinen guten Freund Clint auch für die Hauptrolle gewinnen, der erste Auftritt von Eastwood in einem Film seit „Gran Torino“. Man könnte meinen, dass Lorenz vieles vom Altmeister abgeguckt und gelernt hat, und sein Debüt ist auch gar nicht schlecht. Die Inszenierung erinnert an die Filme von Eastwood, kommt aber nicht an seine Klasse ran. Er schafft es selten, das richtige Tempo zu finden, und oft fehlt ihm die richtige Richtung. Das Debüt von Randy Brown ist auch nicht gerade stark, denn das Skript weiß oft nicht, welchen Handlungsstrang er nun verfolgen soll. Dafür hat man eine gute Vater-Tochter Dynamik gezeichnet.

Clint Eastwood spielt den Scout Gus, der unter seinen Kollegen als Legende gilt. Doch dank seiner Sehschwäche ist er nicht mehr richtig drin in seinem Job, lässt sich das aber nicht anmerken. Doch er bekommt überraschende Hilfe von seiner Tochter, mit der er aber kein gutes Verhältnis hat. Gus ist ein grimmiger, alter Mann, und Eastwood ist die perfekte Besetzung. Schauspielerisch überzeugt er, ohne ans Limit zu gehen. Seine Tochter Mickey wird von Amy Adams verkörpert, die zwar im Beruf erfolgreich ist, aber liebestechnisch läuft dadurch bei ihr nichts. Als sie sich dafür entscheidet, ihrem Vater beizustehen, kommen alte Erinnerungen wieder hoch und beide müssen sich den ihren Dämonen stellen. Adams besitzt eine tolle Chemie mit dem Altmeister Eastwood, wobei ich mehr intensive Szenen gewünscht hätte. Justin Timberlake, ein junger Scout, der sich an Mickey ranmacht, macht seinen Job ziemlich gut. Seine Chemie mit Adams ist überzeugend und man kauft deren Beziehung ab. John Goodman hat nur eine kleine Nebenrolle, macht aber wie immer das beste daraus.

„Back in the Game“ ist ein solides Familiendrama mit guten schauspielerischen Leistungen, mehr aber auch nicht. Vielleicht habe ich, als ich die Besetzung las, meine Erwartungen etwas hochgeschraubt, aber der Film konnte sie letztendlich nicht erfüllen. Die Geschichte hatte definitiv das Potential, mehr zu werden. An den Charakteren liegt es nicht, denn sie sind interessant und die Dynamik ist einer der Gründe, wieso der Zuschauer am Ball bleibt. Doch wenn ein Film mehrere Handlungsstränge verfolgt, ist die Gefahr groß, dass nicht jede Storyline dieselbe Menge an Aufmerksamkeit bekommt, und das war hier der Fall. Die Vater-Tochter-Momente gehören zu den Stärken des Films. Man kauft die Beziehung der beiden zu jederzeit ab, die Höhen und die Tiefen. Außerdem zeichnet der Film eine glaubwürdig Beziehung, alle Szenen sind authentisch. Doch ich hätte mir mehr Fokus gewünscht. Die Liebesbeziehung hat mir zwar auch gefallen, war aber definitiv schwächer, denn es wirkte gezwungen, auch wenn die Harmonie stimmte. Was aber überhaupt nicht gut zur Geltung kam, war der Baseballaspekt. Der Blick in das Scoutinggeschäft ist informativ und man lernt einiges dazu. Voraussetzung ist aber eine gewisses Interesse am Sport. Ich hätte aber gerne mehr davon gesehen. Das Ende ist vorhersehbar, hat sich aber nicht richtig angefühlt. Fast der gesamte Film handelt von Beziehungen, nur um am Ende den Fokus auf Baseball zu richten? Das Ende war zwar schön gemacht, dennoch etwas billig. Was aber bleibt ist ein solides Drama mit einer guten Besetzung.
6,5/10

Movie Reviews 2013 (63) – World War Z

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Jahr: 2013
Genre: Thriller
Regie: Marc Forster
Drehbuch: Matthew Michael Carnahan, Drew Goddard, Damon Lindelof

Worum geht’s?
Das Ende steht unaufhaltsam bevor. Eine tödliche Pandemie breitet sich über Kontinente hinweg aus. Das Ausmaß der weltweiten Katastrophe mit unzähligen Toten und Infizierten ist kaum fassbar. Keine Regierung kann dem alltäglichen Chaos und Sterben noch etwas entgegensetzen. Eine Welt, wie wir sie kannten, gibt es nicht mehr und die gesamte Zivilisation steht am Rande des Untergangs: Es herrscht ein globaler Krieg – es herrscht der „World War Z“!

Darsteller:
Brad Pitt as Gerry Lane
Mireille Enos as Karin Lane
Fana Mokoena as Thierry Umutoni
David Morse as Ex CIA-Agent

„World War Z“ hatte mit wahnsinnig vielen Produktionsproblemen zu kämpfen. Das Budget war am Ende doch höher als gedacht. Außerdem wurde das Drehbuch mehrfach geändert, nie war man mit einer Fassung zufrieden. Zusätzlich dazu wurde das Ende umgeschrieben, um die Tür für weitere Sequels offen zu halten. Die ganze Welt erwartete einen Flop, doch es kam alles ganz anders. „World War Z“ gehört zu den besten Filmen des Sommers und ist ein anspruchsvoller Zombiefilm, der nicht auf übertriebene Action setzt.

Der deutsche Regisseur Marc Forster hat schon so einige gute Filme inszeniert. In „Monster’s Ball“ verhalf er Halle Berray zu ihrem erstem Oscar. Doch mit seinen letzten Filmen hat er sich keinen Gefallen getan. „Ein Quantum Trost“ war eine herbe Enttäuschung, nachdem der Vorgänger „Casino Royale“ so exzellent war. Und „Machine Gun Precher“ war zwar nicht schlecht, aber man ist besseres von Forster gewöhnt. Mit diesem Zombiethriller meldet er sich lautstark zurück und zeigt, was für ein guter Regisseur in ihm steckt. Die Suche nach der Ursache ist mit viel Tempo inszeniert, die Übergänge sind flüssig und die Bilder der Epidemie sind beeindruckend. Auch die Zombies können überzeugen, auch wenn ich mir hier mehr erhofft habe. Das Drehbuch kann ebenfalls punkten, trotz der Involvierung von sagenhaften fünf Autoren. Man verfolgt eine klare Linie und die episodenhafte Struktur hilft dem Film die nötige Spannung zu verleihen.

Brad Pitt spielt Gerry Lane, der von der Regierung auserwählt wird, den Ursprung eines Virus herauszufinden. Er ist ihre einzige Hoffnung, denn das Virus ist gefährlich und lässt die Menschen zu Zombies zu verwandeln, und es verbreitet sich rasend schnell. Lane reist um die ganze Welt und kommt der Lösung immer näher, doch er riskiert dabei auch sein Leben. Brad Pitt muss nicht sein ganzes Talent auspacken, damit das Publikum ihm die Rolle abkauft. Pitt ist gewohnt souverän und trägt den Film locker alleine. Die Nebenrollen bekommen nicht so viel Screen Time, um sich zu profilieren. Daniella Kertesz als Soldatin kann vor allem in der zweiten Hälfte überzeugen, und David Morse ist leider nur sehr kurz zu sehen.

Zombiefilme setzen sehr oft (oder eigentlich fast immer) auf Blut, damit man die Jugendlichen anlockt und somit viel Geld einnimmt. Nicht aber „World War Z“. Natürlich hätte etwas Blut nicht geschadet, aber man hat den Film „familienfreundlicher“ gestaltet, damit er von allen gesehen werden kann. Das hohe Budget muss ja irgendwie wieder eingenommen werden, oder? Zurück zum Film, denn der ist wirklich gelungen. Der Streifen verbraucht nur sehr wenig Zeit und fängt mit einem sehr hohen Tempo an, den er auch über die gesamte Laufzeit beibehält. In erster Linie geht es dem Film darum, dem Publikum Angst einzujagen. Und durch den realistischen Anstrich schafft „World War Z“ das auch. Der Zuschauer bekommt das Gefühl, dass eine solche Epidemie möglich ist, und dadurch wird der Film noch besser. Die verschiedenen Locationwechsel sind ebenfalls stimming und die Kamera bietet tolle Bilder der Katastrophe. Das Chaos ist wirklich ausgezeichnet eingefangen. Der Score stimmt ebenfalls und dadurch erhält der Film nur mehr Dramatik. Doch es gibt auch nette Actionmomente. Wenn beispielsweise in Israel alles drunter und drüber geht, ist das packend inszeniert. Doch Highlight des Films ist ganz klar die Szene im Labor. Diese zehn Minuten gehörten zu den besten Momenten die das Filmjahr zu bieten hatte. Doch der Film ist natürlich nicht perfekt. Ich hätte mir etwas mehr Hintergrundwissen gewünscht. Das Virus kam so plötzlich und nur wenig darüber zu wissen, war etwas schade. Aber vielleicht thematisiert man das beim Sequel, denn das Ende ist nicht gerade rund. Außerdem hoffe ich auf eine Uncut-Version, denn hier war zu wenig Blut im Spiel, was bei einem Zombiethriller schon dabei sein muss. Alles in allem ist „World War Z“ die große Überraschung des Kinosommers.
8,5/10

Movies 2013 (61) – Premium Rush

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Jahr: 2012
Genre: Action
Regie: David Koepp
Drehbuch: David Koepp, John Kamps

Worum geht’s?
Schnellen Autos, verrückten Taxifahrern, geöffneten Fahrzeugtüren und acht Millionen übel-launigen Fußgängern ausweichen zu müssen, gehört zum ganz normalen Arbeitsalltag von Wilee – denn er ist der beste und flinkste Fahrradkurier von New York. Man muss schon von einem gewissen Schlag sein, um das Fixie fahren zu können – ein superleichtes Fahrrad mit nur einem Gang und keiner Bremse. Alle, die damit fahren, haben zwei Dinge gemeinsam: Sie sind überaus begabte Fahrradfahrer und selbstmörderische Spinner. Denn jedes Mal, wenn sie sich auf diesem Rad in den Verkehr stürzen, riskieren sie, als Schliere auf der Straße zu enden. Fahrradkuriere sind es also gewohnt, ständig ihr Leben aufs Spiel zu setzen, doch für Wilee kommt es eines Tages kurz vor Feierabend ganz besonders dick: Was wie eine ganz normale „Premium Rush“-Routinelieferung beginnt, endet in einer Hetzjagd auf Leben und Tod quer durch die Straßen von Manhattan.

Darsteller:
Joseph Gordon-Levitt as Wilee
Michael Shannon as Bobby Monday
Dania Ramirez as Vanessa
Jamie Chung as Nima
Wolé Parks as Manny

Actionfilme sind oft nach demselben Muster gestrickt, und auf Dauer wird das ziemlich langweilig. Natürlich ist das unterhaltsam, aber der Zuschauer sehnt sich manchmal nach etwas originellem, nach etwas, was nicht so oft verwendet wurde in der Filmwelt. David Koepp hat die passende Lösung für das Problem gefunden: Fahrradkurriere!

David Koepp hat seit dem Thriller „Das geheime Fenster“, der 2004 in die Kinos kam, nichts von sich hören lassen, jedenfalls nicht als Regisseur. Doch mit „Premium Rush“ meldet sich Koepp eindrucksvoll zurück. Der Film glänzt durch ein sehr hohes Tempo, dadurch bekommt das Publikum keine Verschnaufpause und man bleibt immer am Ball. Außerdem sind die Verfolgungsjagden stets abwechslungsreich gestaltet und toll gefilmt, ohne großartige Wackelkamera, sodass der keine Probleme damit hat. Koepp, der mit John Kamps das Drehbuch verfasste, orientierten sich an eine simple Story, die zwar etwas schwach konstruiert wird, aber dafür mit einer sympathischen Hauptfigur aufwarten kann. Action und Humor ergeben außerdem eine gelungene Mischung.

Joseph Gordon-Levitt spielt Wile, der wahrscheinlich beste Fahrradkurier in ganz New York. Jeder Auftrag wird von ihm zuverlässig erledigt. Als er kurzfristig ein Päckchen bekommt, lauert ihm ein Cop nach, der auf diese Lieferung aus ist, eine Katz-und-Maus-Jagd beginnt. Levitt ist der Typ Schauspieler, der in jedem Film abliefert. Und „Premium Rush“ macht da keine Ausnahme. Man kauft ihm die Rolle sofort ab, und mit seinem typischen Charme gewinnt er auch die Zuschauer für sich. Michael Shannon stellt den Polizisten Bobby Monday dar, der tief in der Scheiße steckt. Sein einziger Ausweg: Dieses eine Päckchen beschaffen. Erstaunlich, und zugleich ein Segen, dass Shannon sich für diesen Film entschieden hat. Shannon gibt einen herrlich witzigen Polizisten ab, der manchmal auch ziemlich bedrohlich sein kann. Die restlichen Nebencharaktere sind zu vernachlässigen, nur Dania Ramirez könnte man noch wegen ihrem heißen Body erwähnen.

„Premium Rush“ ist ein frischer und unterhaltsamer Beitrag, der das in die Einfallslosigkeit gefallene Actiongenre wachrüttelt. Die kurze Laufzeit von 90 Minuten waren einfach perfekt für den Film. Der Film läuft in Echtzeit ab, die Erzählweise und das Voice-Over passen zum Film wie die Faust aufs Auge. Zudem nimmt sich der Streifen keine Auszeit, pausenlose Verfolgungsjagden halten den Zuschauer gebannt auf ihrem Sessel. Genau diese Verfolgungsjagden sind die Highlights des Films. Wenn Wilee sich mit dem Fahrrad durch die Autos schlängelt und Bobby ihn mit einem Auto verfolgt, dann kann man nicht anders als gebannt zuzuschauen. Diese Actionszenen unterscheiden sich auch untereinander, sodass es nie langweilig wird, Kudos an Koepp. Der Element mit der Entscheidung, die immer in Wilee abläuft, war auch eine coole Idee. Leider ist die Story zu dünn geraten, ein bisschen Substanz und Kreativität in der Hinsicht hätte nicht geschadet. Der Blick in das Leben eines Fahrradkurriers ist aber gelungen ausgefallen, ebenfalls funktioniert der Film als nette Hommage an die Stadt New York. Alles in allem ist „Premium Rush“ ein simpler, aber effektiver Streifen, mit einem gut aufspielenden Levitt.
7,5/10

Movies 2013 (56) – American Pie

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Jahr: 2000
Genre: Komödie
Regie: Paul Weitz
Drehbuch: Adam Herz

Worum geht’s?
Die vier Freunde Jim, Kevin, Oz und Finch gelten an ihrer High School als Verlierer und werden ständig als sexuelle Loser verspottet. Als dann auch noch der hässliche Möchtegern-Macho Sherman begeistert von seinem ersten Mal erzählt, schließt das jungfräuliche Quartett einen Pakt. Bis spätestens zum Schul-Abschlussball in wenigen Wochen müssen sie alle ihre Unschuld verloren haben. Doch wenn das mal so leicht wäre.

Darsteller:
Jason Biggs as Jim Levenstein
Alyson Hannigan as Michelle Flaherty
Seann William Scott as Steve Stifler
Eugene Levy as Jim’s Dad
Chris Klein as Chris ‚Oz‘ Ostreicher
Eddie Kaye Thomas as Paul Finch
Thomas Ian Nicholas as Kevin Myers

Ein Mädchen für das erste Mal zu finden kann sich als schwierige Aufgabe entpuppen, vor allem wenn man ein Außenseiter ist, so wie es die Protagonisten in dieser Komödie sind. Die vier besten Freunde beschließen, bis zur Abschlussfeier ihre Unschuld zu verlieren, Leichter gesagt als getan. Es gibt viele Teenie-Komödien, doch „American Pie“ gehört wohl zu den unterhaltsamsten Produkten des Genres. Reihenweise Gags, sympathische Charaktere und legendäre Momente, so kann man diesen Film beschreiben.

Nicht oft erlebt man, dass der erste Film eines Filmemachers zu einem großen Erfolg wird. Regisseur Paul Weitz gab mit dieser Komödie sein Regiedebüt und landete damit einen Riesenhit, der den Weg frei machte für eine lange Karriere. Ohne große Technik liefert Weitz eine amüsante Komödie ab. Man zwingt die Gags den Zuschauern nicht auf, sondern die Lacher sind Teil der Geschichte. Es gibt nur selten eine langatmige Szene dank dem Tempo, dass Weitz dem Film aufsetzt. Vieles aus dem Film basiert auf den Jugenderlebnissen des Drehbuchautors Adam Herz, der ein geniales Gagfeuerwerk schrieb. Die Ideen kommen an und bringen den Zuschauer zum Lachen, die Charaktere sind liebenswürdig und man identifziert sich mit ihnen.

Jason Biggs ist Jim, der anstatt Mädchen anzubaggern, um mit ihnen Action zu erleben, lieber mit sich spielt und hier und da von seinen Eltern erwischt wird. Keine Lust mehr aufs Masturbieren, beschließt er mit seinen besten Freunden, bis zum Abschlussball das erste Mal erlebt zu haben. Doch der Weg bis dahin besitzt Höhen und Tiefen. Die Rolle wurde Jason Biggs auf den Leib geschrieben. Er besitzt perfektes komödiantisches Talent und kann in der Hauptrolle glänzen. Die restlichen Schauspieler füllen ihre Rollen glaubwürdig aus und die gesamte Besetzung besitzt eine überzeugende Chemie und harmonieren prächtig miteinander. Seann William Scott bleibt noch im Gedächtnis und erschuf in Stifler eine Kultfigur.

„American Pie“ gehört zu den unterhaltsamsten Komödien aller Zeiten. Kein Wunder, dass die Leser des Magazins „Total Film“ im Jahr 2000 American Pie zum sechstbesten Comedyfilm aller Zeiten wählten. Die Komödie macht so vieles richtig. Das Publikum besitzt gleich eine Bindung mit den Hauptfiguren und man fiebert regelrecht mit ihnen mit, dass sie ein Mädchen abkriegen. Sie sind witzig, sympathisch und chaotisch, genau wie viele andere Jugendliche. Die Gagdichte ist sehr hoch, der Film lässt einen genialen Witz nach dem anderen raus. Man lacht über den einen Joke, obwohl der nächste Gag einen mit voller Wucht trifft und man dann anfängt, über ihn zu schmunzeln. Die Komödie fängt mit einer denkwürdigen Masturbationsszene an, und es reihen sich weitere unvergessliche Szenen ein. Man denke an den Live-Strip oder, mein Highlight, der Apfelkuchen. Die Interaktionen zwischen den Charakteren, wie zum Beispiel wenn Jims Vater seinem Sohn alles über den Sex verrät, wissen auch zu gefallen. Den Film in drei Parts zu teilen war eine kluge Idee, und jede Geschichte überzeugt. Am besten und überzeugendesten war die Lovestory zwischen Oz und Heather. Es gibt aber auch einige langatmige Momente im Mittelteil, in der die Story stagniert und nichts passiert. Dennoch, „American Pie“ ist ein wahnsinnig lustiger Film.
8,5/10

Movies 2013 (55) – Hangover 3

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Jahr: 2013
Genre: Komödie
Regie: Todd Phillips
Drehbuch: Todd Phillips, Craig Mazin

Worum geht’s?
Zwei Jahre sind vergangen. Phil, Stu und Doug genießen daheim ihr beschauliches Leben. Die Tattoos sind entfernt, die Videos gelöscht. Als die Jungs zuletzt vom Katastrophenmagnet Leslie Chow gehört haben, saß er in einem thailändischen Gefängnis. Seit er ihnen nicht mehr in die Quere kommt, haben sich die Jungs vom K.-o.-Tropfen-Nebel auf dem Streifzug durch die finstersten Viertel von Las Vegas und auch von der Entführung und der bleihaltigen Flucht vor dem Drogendealersyndikat quer durch Bangkok recht gut erholt.
Nur ein Mitglied des Wolfsrudels ist nach wie vor unzufrieden: Das schwarze Schaf Alan hat immer noch kein Ziel vor Augen – er pfeift auf seine regelmäßige Dosis Medikamente und lässt seinen Impulsen freien Lauf… was bei Alan nur bedeuten kann, dass er wider besseres Wissen total ausflippt, bis ihn eine persönliche Krise schließlich doch dazu bringt, die Hilfe zu akzeptieren, auf die er dringend angewiesen ist.
Und damit Alan den ersten Schritt zur Besserung auch wirklich vollzieht, braucht er die Unterstützung seiner drei besten Freunde. Dieses Mal gibt es keinen Junggesellenabschied. Keine Hochzeit. Was soll also schiefgehen? Doch wenn sich das Wolfsrudel auf den Weg macht, sollte man lieber keine Wetten abschließen.

Darsteller:
Bradley Cooper as Phil
Ed Helms as Stu
Zach Galifianakis as Alan
Justin Bartha as Doug
Ken Jeong as Mr. Chow
John Goodman as Marshall
Melissa McCarthy as Cassie

Der erste Film der „Hangover“-Reihe war ein voller Erfolg und machte den Weg frei für weitere R-Rated Comedies. Da verwunderte es niemanden, dass zwei Jahre später ein zweiter Film erschien. Der aber war ein Abklatsch des ersten Streifens und kopierte die Idee, ohne wirklich originelle Ideen einzubringen. Mit dem Abschluss der Trilogie wollte man den Fans ein versöhnliches Ende bereiten. Zwar ist der Film an sich ganz unterhaltsam, aber die Komödie hätte ruhig mehr Witz vertragen können.

Nach jedem „Hangover“-Film hat sich Todd Phillips einem anderen Projekt gewidmet. Nach dem zweiten Teil produzierte Phillips den Partystreifen „Project X“, und nun kam endlich der dritte Film, das Ende mit den Abenteuern des Wolfsrudels, raus. Nach dem unoriginellen Vorgänger gelobte Phillips Besserung. Dementsprechend ist die Geschichte anders gestaltet und der Film differenziert sich von den ersten beiden Streifen. Das Tempo des Films ist gut, nur die Mischung aus Action und Komödie hätte ausgewogener sein können. Das Drehbuch wurde mit Spannung erwartet. Man wollte wissen, wie man sich von dem Storykonstrukt der ersten beiden Filme distanziert, ohne die Grundidee des Films zu verlieren. Diese Aufgabe war wohl nicht lösbar. Die Geschichte ist zwar ganz witzig, wirkt aber zu konstruiert. Manche Ideen sind aber wirklich gelungen und amüsant.

Bradley Cooper (Phil), Zach Galifianakis (Alan), Ed Helms (Stu), oder besser bekannt als der Wolfsrudel, schlüpfen zum letzten Mal in diese Rollen. Der Vater von Alan stirbt, und der kommt damit überhaupt nicht klar. Doch die restlichen Mitglieder des Wolfsrudels überzeugen ihn, in einer Kur sich heilen zu lassen. Sie wollen ihn auch fahren, doch natürlich treten Komplikationen auf, die etwas mit Mr. Chow zu tun haben. Die Schauspieler füllen ihre Rollen wieder einmal super aus, doch Bradley Cooper und Ed Helms werden zu Sidekicks degradiert, von Justin Bartha fange ich erst gar nicht an. Im Mittelpunkt stehen Zach Galifianakis und Ken Jeong, die den Film alleine locker tragen und einfach wahnsinnig komisch sind. Die anderen hätten aber mehr Screen Time verdient gehabt.

„Hangover 3“ versucht, die vergraulten Zuschauer wiederzugewinnen, und geht dabei neue Wege. Man setzt nicht nur auf Comedy, sondern benutzt auch Thriller-Elemente und es gibt einige Actionszenen. Das ist ein guter Ansatz, um etwas Abwechslung in das Franchise zu bringen, doch der Mix wirkt nicht ganz durchdacht. Die Comedy kommt zu kurz, obwohl es wirklich denkwürdige Momente gibt, beispielsweise wenn Mr. Chow „I believe I can fly“ singt, dennoch wird das Potenzial nicht ausgeschöpft. Dadurch wirkt auch die Story zu konstruiert, denn Phillips wollte unbedingt das große Rätsel lösen und biegte die Geschichte so um, dass alles passt, außerdem fehlt das Hangover-Gefühl. Apropos Hangover, der fehlt auch im Film. Wirklich schade, machte dieser ja die Vorgänger aus. Wie schon zuvor erwähnt, haben Alan und Mr. Chow deutlich mehr Screen Time als zuvor, und das ist ein wahrer Segen für den Film. Die beiden sind einfach verrückte Charaktere, die egal was sie tun, die Zuschauer zum Lachen bringen können. Das Wiedersehen mit den alten Gesichtern (Black Doug, Jade) haben mir auch gut gefallen, wobei sie wirklich sehr kurz zu sehen sind. Vor allem Jade hätte ruhig mehr in die Story involviert werden können. Die neuen Gesichter Melissa McCarthy und John Goodman machen einen super Job und hinterlassen einen guten Eindruck. Als Abschluss der Trilogie ist der Film gelungen, er enthält viele Lacher und erinnerungswürdige Momente. Dennoch wäre mehr drin gewesen. Das Ende macht aber so einiges wett.
7/10

Movies 2013 (54) – Fast & Furious 6

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Jahr: 2013
Genre: Action
Regie: Justin Lin
Drehbuch: Chris Morgan

Worum geht’s?
Der immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt geratene Dom Toretto und der ehemalige Cop Brian O’Conner stehen einmal mehr vor der Frage: Wer sind die Guten? Wer die Bösen? Denn wieder bekommen sie es mit dem ruppigen US-Agenten Luke Hobbs zu tun. Hobbs ist nämlich einem Team halsbrecherisch-skrupelloser Elite-Fahrer unter der Leitung des genialen Owen Shaw auf der Spur, und nach einer Jagd durch zwölf Länder wird klar, dass Shaws brutale Stellvertreterin niemand anderes als Doms große Liebe Letty ist, die er für tot gehalten hatte. Diese Kriminellen kann man nur aufhalten, indem man sie auf dem Straßenpflaster mit ihren eigenen Waffen schlägt. Also fordert Hobbs Dom auf, seine unschlagbare Crew in London zusammenzurufen. Als Lohn winkt den Superpiloten die Löschung aller Vorstrafen – ein attraktives Angebot, denn Dom und seine Freunde haben beim letzten Coup in Rio zwar 100 Millionen Dollar abgesahnt, werden aber nach wie vor von der Polizei verfolgt und können nicht in die Heimat zurückkehren. Letztlich ist also kein Einsatz zu hoch, wenn sie dadurch ihre Familien wiedersehen dürfen.

Darsteller:
Vin Diesel as Dominic Toretto
Dwayne Johnson as Hobbs
Paul Walker as Brian O’Conner
Luke Evans as Shaw
Gina Carano as Riley
Jordana Brewster as Mia
Tyrese Gibson as Roman
Ludacris as Tej

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Alle Autofans waren aus dem Häuschen, als der erste „Fast & Furious“-Film erschien. Getunte Autos mit Nitro-Antrieb, knackig inszenierte Autorennen, also alles, was das Herz eines Autofans begehrt. Doch nach drei Teilen sah es so aus, als ob das Franchise tot ist. Justin Lin konnte für den vierten Film die Originalbesetzung zurückholen, und damit begann die „neue Trilogie“. Mit dem fünften Teil erreichte das Franchise mit der Verpflichtung von Dwayne Johnson neue Höhen und versucht, mit dem aktuellen sechsten Film alles zu toppen. Und das gelingt den Machern. „Fast & Furious 6“ ist bigger, actionlastiger und besser als alle anderen Teile.

Justin Lin inszenierte die letzten vier Filme des Franchises, und er ist der Mann der dieses Franchise mit dem vierten Teil neues Leben eingehaucht hat. Der fünfte Film hob dann die Reihe auf ein noch höheres Level mit der Verpflichtung von Dwayne The Rock Johnson und der erstklassigen Action. Mit dem neuesten Streifen geht Lin etwas weiter, was die Action angeht. Noch größer, noch spektakulärer und auch unlogischer. Die Story muss man hier nicht weiter beachten, auch wenn sie sehr ambitioniert ist. Doch in einem solchen Popcornfilm geht es um die Actionsequenzen, die wieder rasant inszeniert sind. Natürlich darf auch nicht der Humor fehlen, und die Witze kommen alle an. Chris Morgan, der schon den fünften Film schrieb, versucht sich selbst zu überbieten und ihm gelingt das auch. Humor und Action ergeben auch hier eine bunte Mischung, die überzeugt.

Vin Diesel gibt wieder den berühmten Dom Toretto, und Paul Walker spielt wieder Brian O’Connor. Nach ihrem letzten großen Coup haben sich die beiden mit ihren Partnern zur Ruhe gesetzt und schwelgen in ihren Millionen. Doch ein Besuch von Hobbs bringt die Crew zurück auf den Boden der Realität. Er bietet ihnen an, ihm bei einem Fall zu helfen. Dafür würde er alle Anklagepunkte fallen lassen. Dom willigt ein. Doch der Feind scheint dem Team immer ein Schritt voraus zu sein. Vin Diesel und Paul Walker sind gewohnt klasse in ihren Rollen, und auch die Einführung von The Rock ins Team tut dem Film gut. Könnte mich damit anfreunden, aber im nächsten Film wird er wohl wieder auf der anderen Seite spielen. The Rock besitzt wieder eine tolle Präsenz, bekommt aber nur im letzten Schlussakt etwas zu vermöbeln. Für den Humor im Film sorgen die Interaktionen zwischen Roman und Tej. Han und Gisele werden auf romantische Momente reduziert. Es ist aber wieder schön, Michelle Rodriguez zu sehen. Gina Carano gibt als Kampfsau eine sehr gute Figur ab. Luke Evans verkörpert den Böswicht Shaw und er ist sehr überzeugend in der Rolle. Er sprüht Gefahr und Charisma gleichzeitig aus. Man hätte seine Figur locker für 1-2 beibehalten können, hätte dagegen nichts einzuwenden gehabt.

Das Makeover im fünften Teil half dem Franchise. Zwar ist in den aktuellen „Fast & Furious“ -Streifen nichts von den ersten Filmen zu sehen, aber das stört fast niemanden. Mit dem sechsten Teil wollte man die Action von dem letzten Film toppen, was sich als schwierig herausgestellt hat. Man erinnere sich an die Verfolgungsjagd mit dem Safe, die einfach nur spektakulär war. Doch der sechste Film schafft es, die Messlatte noch höher zu legen, was die Action angeht. Justin Lin präsentiert den Zuschauern wieder einmal ein Actionspektakel vom feinsten. Zwar sind diesmal einige Sequenzen wirklich zu over the top, aber who cares? Die Actionszenen sind rasant inszeniert und unterhaltsam, vor allem das Ende auf dem Flugplatz macht einfach Spaß. Die Neuzugänge passen sich gut and, insbesondere Luke Evans stellt den besten Bösewicht des Franchises dar. Schade das die Feinde in dem Franchise immer nur in einem Film zu sehen sind, hätte Luke Evans gerne noch für einen weiteren Film gesehen. Die Szenen mit Shaw sind alle sehr stark. Der Humor darf natürlich auch nicht fehlen, und dafür sind wieder Roman und Tej zuständig, die das Publikum ziemlich oft zum Lachen bringen können. Hobbs wurde leider zu einer Nebenfigur degradiert und bekam nur im Flugzeug etwas zu tun, was schade ist. Einen Darsteller wie Dwayne Johnson darf man so nicht verbrauchen. Mit einem cleveren Ende macht man die Zuschauer jetzt schon heiß auf Teil 7, der hoffentlich auf einem so hohen Niveau wie Teil 5 & 6 ist.
8/10

Movies 2013 (53) – The Great Gatsby

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Jahr: 2013
Genre: Drama
Regie: Baz Luhrmann
Drehbuch: Baz Luhrmann, Craig Pearce

Worum geht’s?
„Der große Gatsby“ erzählt von dem hoffnungsvollen Nachwuchsautor Nick Carraway: Er kommt im Frühjahr 1922 aus dem Mittelwesten nach New York City, das von lockeren Moralvorstellungen, Jazz-Glamour, mächtigen Alkoholschmugglern und ins Astronomische steigenden Aktien geprägt wird. Auf seiner Suche nach dem amerikanischen Traum wird Nick der Nachbar des geheimnisvollen, rauschende Feste feiernden Millionärs Jay Gatsby. Auf der anderen Seite der Bucht wohnt seine Cousine Daisy mit ihrem Mann, dem blaublütigen Frauenhelden Tom Buchanan. So erlebt Nick die faszinierende Welt der oberen Zehntausend und lernt ihre Illusionen, Romanzen und Täuschungsmanöver kennen. Von außen und von innen beobachtet Nick diese Welt, die ihn zu der Geschichte einer unmöglichen Liebe, unzerstörbarer Träume und eines tragischen Autounfalls inspiriert – womit er auch uns, unserer Gegenwart und unseren aktuellen Problemen den Spiegel vorhält.

Darsteller:
Leonardo DiCaprio as Jay Gatsby
Tobey Maguire as Nick Carrawa
Carey Mulligan as Daisy Buchanan
Joel Edgerton as Tom Buchanan
Isla Fisher as Myrtle Wilson
Elizabeth Debicki as Jordan Baker

Der gleichnamige Roman von F. Scott Fitzgerald ist ein Meisterwerk der Weltliteratur, der auch heute noch dieselbe Brisanz wie damals besitzt. Jahre hat es gedauert, bis der Film endlich realisiert wurde. Das Casting war schwerer als gedacht, und die Produktion hat sich wegen einer Verletzung verschoben. Man war gespannt, wie Baz Luhrmann diese Geschichte auf die Leinwand transportiert, und ob er neue Akzente setzt. Denn immerhin wurde das Buch schon fünfmal verfilmt. Das Ergebnis ist eine Offenbarung, und das in jeder Hinsicht: Visuell und storytechnisch ist der Film ein Meisterwerk. „The Great Gatsby“ gehört bisher zu den besten Filmen des Jahres.

Wenn man den Namen Baz Luhrmann hört, denkt man sofort an großartige Bilder und pompöse Kulissen. Solche hat er schon in „Moulin Rouge“ und „Australia“ gezeigt. The Great Gatsby war sein Wunschprojekt. Und nun weiß man auch, wieso. Seine Vision und Handschrift ist deutlich zu erkennen. Luhrmann benutzt viele kreative Elemente und spielt mit den Zuschauern. Der Film überzeugt durch seine schwungvolle Inszenierung und die intensive Atmosphäre. Viele Streifen nutzen das 3D, um Kohle zu machen. Luhrmann benutzt es, um seinen Film auf ein anderes Level zu bringen. Die Effekte bringen einen Mehrwert mit sich und sind super eingesetzt. Auch am Drehbuch hat der Australier mitgeschrieben, und machte auch hier einen guten Job. Die vielen verschiedenen Aspekte der vielschichtigen Geschichte werden berücksichtigt und thematisiert, und das Drama funktioniert in allen Bereichen. Emotionen, Witz und leichte Action, das Skript besitzt alles.

Leonardo DiCaprio spielt Jay Gatsby, einen geheimnisvollen Millionär, der durch seine unglaublichen Partys alle Gesellschaftsschichten vereint. Viele haben schon mal von ihm gehört, andere haben ihn gesehen und kennenlernen dürfen. Doch fast gar keiner kennt den wahren Gatsby. Die meisten denken, dass er eine oberflächliche Person ist, der nur Geld im Sinne hat. Aber was viele nicht wissen: Das einzige, was er auf der Welt haben will, ist unerreichbar für ihn. DiCaprio liefert eine grandiose Performance ab. Die fängt mit seinem ersten Auftritt an, für den man lange warten muss (Ca. 20-30 Minuten), und endet mit einem herzzerreißenden Ende. Er ist Gatsby, so wie Daniel Day-Lewis Abraham Lincoln war. DiCaprio wechselt von einer Gefühlslage zur anderen. Mal ist er charmant und witzig, und mal sieht man die andere Seite von Gatsby, die aggressive Art. Jede Facette wird von dem Schauspieler überzeugend dargestellt, er trifft immer die richtige Note. Wenn der Film im Dezember 2012 erschienen wäre, hätte DiCaprio sicherlich eine weitere Oscarnominierung einheimsen können. Da hätte ein Bradley Cooper oder Denzel Washington (Nichts gegen die beiden, sie waren auch fantastisch) einpacken können. Tobey Maguire verkörpert Nick Carraway, der sich im 1932 nach New York aufmacht, um ein neues Leben zu starten. Dabei lernt er die Welt der Reichen kennen, und lieben. Zudem entwickelt er eine Freundschaftsbeziehung zu Gatsby, der Nick in sein Leben reinlässt, und ihm als einziger vertraut. Tobey Maguire steht stets im Hintergrund und ist sozusagen der Beobachter und Erzähler im Film, aber auch die Brücke für die gesamte Geschichte. Aber dennoch legt er eine bärenstarke Leistung hin, vor allem in der zweiten Hälfte, wenn seine Figur aktiver in den Plot eingebunden wird. Die Rolle der Daisy Buchanan war sehr gefragt. Man könnte meinen, halb Hollywood wollte die Rolle für sich haben. Natalie Portman, Anne Hathaway, Eva Green um nur einige Schauspielerinnen zu nennen. Doch nur eine konnte DiCaprio und Luhrmann in ihrem ersten Casting überzeugen, und zwar Carey Mulligan. Sie geht in ihrer Rolle regelrecht auf und kann mit ihrer Mimik die Zuschauer verzaubern. Die Kamera zeigt immer Nahaufnahmen von ihr, um so die Emotionen aufzufangen, die Daisy von sich gibt. Die schwache Frau, die kein Durchsetzungsvermögen zeigen kann, wird von ihr super dargestellt. Ben Affleck sollte eigentlich Tom Buchanan mimen, doch der musste aus Termingründen absagen und so wurde Joel Edgerton gecastet, der die perfekte Wahl ist und als großkotziger reicher Mann glänzt. Die Szene mit ihm und Gatsby im Hotel ist hervorragend inszeniert.

Mit der gelungenen Anfangssequenz kann Luhrmann die Zuschauer an ihre Sitze fesseln. Man bekommt schon hier eine leise Ahnung, was einen erwartet. Ich habe das Buch nicht gelesen (Was ich definitiv nachholen werde), wusste also nichts von der Geschichte, eher kleine Bruchstücke. Zu Beginn taucht der Zuschauer in die großen spektakulären Partys ein, ohne zu wissen, was einen storytechnisch erwartet. Durch die großartigen 3D-Effekte fühlt es sich so an, als ob man hautnah an den Feiern beteiligt ist. Hier fliegen nicht Dinge auf einen zu, sondern die wahre Bedeutung des 3D Effekts kommt zum Vorschein. Doch je länger der Film läuft, desto tiefer geht er in die Dramaturgie ein. Die Charaktere, die alle etwas geheimnisvolles besitzen, insbesondere Gatsby, bekommen alle Tiefe, und man geht auf den emotionalen Storykern ein, nämlich die Lovestory zwischen Jay und Daisy. Dieser Aspekt wird mit viel Liebe zum Detail ausgeschlachtet und ist wundervoll inszeniert. Das Wiedersehen, die Momente zwischen Jay und Daisy, die die Liebe neu entfacht, erfüllen auf emotionaler Ebene ihren Zweck. Man vernachlässigt aber auch nicht die Nebencharaktere. Die Beziehung zwischen Jay und Nick, die am Anfang wie eine Nutzbeziehung aussieht, entwickelt sich im Laufe der Zeit zur wahren Freundschaft. Luhrmann hat bewusst viel Wert darauf gelegt, die Wandlung der Beziehung glaubwürdig darzustellen. Und manchmal sind die leisen Momente zwischen den beiden auch die Stärken des Films. Auch Tom Buchanan bekommt im Laufe des Films eine große Bedeutung. Doch schieben wir die vielschichtige Story mal beiseite, und konzentrieren uns auf die Optik. Was Luhrmann hier wieder fabriziert, erinnert an „Moulin Rouge“. Bunte Farben, kreative Kamera, opulente Kulissen und überzeugende Kostüme, alles ist perfekt abgestimmt und passt zum Look des Films. Der Zuschauer hat zu jederzeit das Gefühl, im Film dabei zu sein. Die 20er Jahre werden von Luhrmann neu entdeckt, die Atmosphäre wird mit der Kamera super eingefangen. Die Wahl des Soundtracks mag viele sicher nicht überzeugen, doch die Hip-Hop Songs passen einfach zur Optik des Films und die Bilder. Nachdem Jay und Daisy sich getroffen haben und ihre Liebe zueinander entdeckt haben, geht die Luft etwas raus, wird aber durch eine emotionale Schlusssequenz ausgeglichen. „The Great Gatsby“ hätte mit einem Dezember Release viele Oscarnominierungen absahnen können, so wird es vielleicht nur für die Kategorien Kostüme etc. ausreichen. Aber was bleibt ist ein Meisterwerk, der dem Romane alle Ehre macht.
9/10