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Movies 2014 (66) – Die Tribute von Panem – Mockingjay Part 1

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Jahr: 2014
Genre: Fantasy
Regie: Francis Lawrence
Drehbuch: Danny Strong, Peter Craig

Worum geht’s?
Nachdem ihr Distrikt 12 völlig zerstört wurde, lebt Katniss nun im Distrikt 13. Die dortigen Bewohner leben im Untergrund und sind entschlossen, die Regierung zu stürzen. Sie nutzen Katniss als Gesicht für ihre Revolution. Diese weigert sich jedoch zunächst, an den Propaganda-Aktionen teilzunehmen, da ihr Freund Peeta als Lockvogel von der Regierung missbraucht wird.

Darsteller:
Jennifer Lawrence as Katniss Everdeen
Elizabeth Banks as Effie Trinket
Liam Hemsworth as Gale Hawthorne
Josh Hutcherson as Peeta Mellark
Woody Harrelson as Haymitch Abernathy
Donald Sutherland as President Snow
Philip Seymour Hoffman as Plutarch Heavensbee
Julianne Moore as President Alma Coin

Das „Hunger Games“-Franchise ist ein wichtiger Baustein für Lionsgate. Seit 2012 erwartet die Aktieninhaber jedes Jahr ein Geldregen. Das Budget und die Einnahmen wurden mit jedem Film immer größer. Das dritte Buch wurde in zwei Filme geteilt, genauso wie WB es mit „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ tat. Doch der dritte Film, „Mockingjay Part 1“, wird wahrscheinlich nicht so viel Geld einspielen wie „Catching Fire“, das Einspielergebnis am Startwochenende in den USA war ein bisschen enttäuschend. Zwar wurden immer noch 121 Millionen Dollar eingespielt, aber das deutlich weniger als „Catching Fire“ (158 Millionen Dollar). Über die Gründe kann man streiten, fest steht, dass „Mockingjay Part 1“ mit seiner Qualität nicht an den Vorgänger ankommt.

Wie auch in „Catching Fire“ saß Francis Lawrence auf dem Regiestuhl. Lawrence, der schon mit „I am Legend“ gezeigt hat, dass er mit der Atmosühäre gut umgehen kann, erschafft auch hier eine bedrückende Atmosphäre. Der Zuschauer spürt die angespannte Lage, in der sich Katniss, die Rebellen und das Kapitol befinden. Der Film lebt von seinen character driven Momenten, besonders Katniss steht im Mittelpunkt. Ihr inneres, zwiespältiges Leben wird glaubwürdig zur Schau gestellt, doch auch Lawrence kann nicht verhindern, dass die Handlung an manchen Stellen stagniert. Die Kritik, dass in diesem Teil nicht viel passiert, kann ich nicht nachvollziehen. Aber dass der Film viel Leerlauf enthält, ist auch nicht zu leugnen. Das Drehbuch ist nicht schlecht und hat einige starke Momente auf Lager, die dem Publikum Gänsehaut bereiten. Doch vieles wiederholt sich und manchmal passiert nichts. Die neuen Charaktere werden aber gut eingeführt und fügen sich nahtlos in die Handlung ein.

Jennifer Lawrence schlüpft wieder einmal in die Rolle der Katniss und befindet sich in einer schlimmen Situation. Sie wird von Alpträumen geplagt und macht sich Sorgen um Peeta, der vom Kapitol gefangen gehalten wird. Einerseits will sie die Rebellion anführen, weil sie den ganzen Elend nicht mehr ertragen kann, doch andererseits will sie Peeta retten, und dafür müsste sie aufhören, gegen das Kapitol zu kämpfen. Jenner Lawrence liefert in diesem Franchise bisher ihre beste Leistung ab. Dank den vielen intimen Momenten kann sie viele Emotionen zeigen, die sie natürlich und glaubwürdig rüberbringt. Man kauft ihr einfach ab, dass sie sich nicht entscheiden kann und mit sich selbst ringt. Liam Hemsworth spielt Gale Hawthorne, der auf der Seite der Rebellen steht und alles dafür setzt, dass Kapitol ein für alle mal zu stürzen. Doch ihm ist bewusst, dass sie Katniss für dieses Vorhaben brauchen und versucht ihr, in jeder Situation beiseitezustehen. Hemsworth bekommt in diesem Teil deutlich mehr Screen Time, wird aber durch das Drehbuch limitiert. Er ist zwar gut, kann aber hoffentlich in dem letzten Film zeigen, was wirklich in ihm steckt. Dafür hatte Josh Hutcherson in Part 1 sehr wenig Leinwandzeit, konnte aber in den wenigen Szenen seine Creepiness überzeugend darstellen. Neuzugang Julianne Moore als Präsidentin Alma Coin ist wie immer hervorragend und liefert eine glaubwürdige Darstellung ab. Die Zuschauer mögen sie auf Anhieb, doch irgendwas an dem Charakter ist etwas faul, und diese Seite kann Moore ebenfalls gut zur Schau stellen. Es war traurig Philip Seymour Hoffman auf der Leinwand zu sehen, nachdem er vor einigen Monaten verstorben ist, denn er zeigt auch hier, dass er eine unglaubliche Leinwandpräsenz besitzt. Jedes Mal, wenn sein Charakter auftaucht, reißt er die Szene an sich und spielt jeden gegen die Wand. Ich hoffe, dass wir im nächsten und letzten Teil mehr von Woody Harrelson, Donald Sutherland und Stanley Tucci sehen werden. Alle drei sind solide, aber bekommen wenig zu tun. Elizabeth Banks sorgt für den Humor und ist herrlich als Effie.

„Mockingjay Part 1“ unterscheidet sich von den Vorgängern des Franchises. Während der erste Film die Zuschauer in die Welt eingeführt hat, war „Catching Fire“ acionlastiger und die politische Seite wurde erforscht, indem Katniss und Peeta sich gegen das Kapitol aufbegehrten. Der dritte Teil des Franchises fokussiert sich primär auf Katniss und ihren inneren Kampf. Katniss will unbedingt das Kapitol stürzen und will an der Seite der Rebellion kämpfen, doch Präsident Snow hält Peeta gefangen und foltert ihn. Noch nie haben wir eine schwächere Katniss gesehen, die von den Erlebnissen im zweiten Film regelrecht traumatisiert ist und nur schwer auf die Beine kommt. Das Hin und Her, der psychologische Aspekt des Films, ist sehr interessant gestaltet und alles andere als langweilig. Katniss überlegt sich oft, nicht das Gesicht der Rebellen zu sein, doch dann gibt es diese starken Szenen, in denen Katniss erinnert wird, dass das Kapitol ein Feind ist, der mit den Grausamkeiten nicht aufhören wird. Dieser Aspekt bringt auch die besten Momente des Films hervor. Wenn Katniss das Lied „Hanging Tree“ singt und andere Rebellen ihrem Beispiel folgen, daraus Motivation schöpfen und die Bösen angreifen, dann ist das schon ganz großes Kino. Natürlich ist der Film handlungstechnisch etwas dünn, denn man kommt mit der Handlung nur langsam voran. Es wird eher Vorarbeit für das ganz große Finale geleistet, indem sich beide Parteien auf den unausweichbaren Kampf vorbereiten.
Ein weiterer Aspekt des Films, der gelungen ist, ist die Darstellung der Medien und ihre Funktion. Medien lieben es, Nachrichten zu manipulieren, genauso wie es Snow im Film macht, indem man Lügen verbreitet. Aber auch die Rebellen benutzen die Medien, um Kämpfer für ihre Mission zu mobilisieren. Es ist interessant zu sehen, wie beide Parteien versuchen, auf unterschiedliche Art und Weise Unterstützer für ihr Vorhaben zu gewinnen.

Movies 2014 (45) – Zack and Miri Make a Porno

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Jahr: 2008
Genre: Komödie
Regie: Kevin Smith
Drehbuch: Kevin Smith

Worum geht’s?
Zack und Miri kennen sich seit Ewigkeiten und wohnen auch beinahe genauso lange als WG zusammen. Beide sind chronisch pleite und haben nicht nur deswegen schon eine Menge gemeinsam durchgemacht, aber so schlimm wie im Moment war es noch nie. Als man ihnen auch noch Strom und Wasser abstellt, ist das Maß voll. Geld muss her, und zwar schnell und am besten auch noch viel. Eine Idee zur Beschaffung desselben ist rasch gefunden: Die zwei beschließen, einen Pornofilm zu drehen. Nach Ladenschluss des Coffeeshops, in dem Zack jobbt, beginnen dort nun allabendlich die Dreharbeiten. Einige Freunde und ein paar eigens angeheuerte Profis machen sich mit Feuereifer an die Produktion. Auch Zack und Miri sollen vor der Kamera eine Liebesszene zum Besten geben. Das ist alles nur Sex, schwören sie sich vor Beginn der Dreharbeiten. Die Filmaufnahmen werden keinen Einfluss auf ihre Freundschaft haben. Doch was als kühl kalkulierte Geschäftsverbindung guter Kumpels beginnt, verändert sich im Lauf des Filmprojekts ziemlich heftig…

Darsteller:
Seth Rogen as Zack
Elizabeth Banks as Miri
Craig Robinson as Delaney
Katie Morgan as Stacey
Traci Lords as Bubbles
Justin Long as Brandon
Brandon Routh as Bobby Long

Die meisten Menschen waren sicher mal knapp bei Kasse, das ist menschlich (Außer du bist Marc Zuckerberg oder Bill Gates, aber vermutlich waren sogar diese beiden mal ohne Geld). Zack und Miri, die beiden Protagonisten und besten Freunde im Film, geht es genauso. Die Rechnungen häufen sich, und nach und nach entwickelt sich aus ihrer Wohnung eine Bruchbude, bis sie beschließen, einen Porno zu drehen. Klingt einfach, ist es aber nicht. „Zack and Miri Make a Porno“ ist ein toller Film mit viel Witz und Charme, der ohne Klischees auskommt.

Viele Filmfans vergessen ganz schnell, dass Kevin Smith eigentlich ein richtig talentierter Filmemacher ist. In letzter Zeit hat er aber mit seinen Kommentaren zum DC Cinematic Universe für Aufsehen gesorgt, man könnte glatt denken, dass WB ihn mit beauftragt hat, die Werbetrommel für den Film zu spielen. In letzter Zeit konnte er nicht mit seinen Film für Aufsehen erregen, kein Wunder also, dass er dies auf andere Weise erreichen will. „Red State“ hat die Kritiker gespalten und die meisten Zuschauer fanden auch „Cop Out“ nicht unterhaltsam. Dass er aber Talent besitzt, zeigt er der Welt mit der Komödie „Zack and Miri Make a Porno“. Der Film balanciert ohne Probleme die komödiantischen Elemente mit der gewissen Portion Drama, ohne das es unausgegoren wirkt. Zudem wird es einem nie langweilig, denn man schließt die Charaktere gleich ins Herz, weil sie so sympathisch sind. Großes Lob an Kevin Smith, der auch das Drehbuch schrieb und eine Liebesgeschichte präsentiert, die überzeugend ist, ohne den Fokus auf die Entwicklung zu legen.

Seth Rogen war der Schlüssel zur Realisierung des Films. Kevin Smith hat das Drehbuch geschrieben mit der Intention, die Hauptrolle Rogen zu vergeben. Hätte er abgelehnt, dann wäre der Film nicht entstanden. Rogen ist Zack, einen normalen Arbeiter in einem Coffeeshop, der mit Miri, gespielt von Elizabeth Banks, in einer Wohnung lebt. Sie sind seit Jahren die besten Freunde und schlagen sich mit Ach und Krach durchs Leben. Als sie einen neuen Tiefpunkt erreicht haben, beschließen sie, einen Porno zu drehen, um ihre Rechnungen zu bezahlen. Rogen’s Performance in diesem Film gehört zu seinen bisher besten Leistungen in seiner Karriere. Banks ist ebenfalls glaubwürdig und ihre Chemie mit Rogen ist natürlich und klasse. Craig Robinson, der Zack’s Kumpel Delaney verkörpert, kann mit seiner Mimik und Delivery für viele Lacher sorgen. Der Supporting Cast, bestehend aus einigen Pornodarstellerinen, erfüllen ihren Job auch ganz gut, und das Aussehen stimmt.

„Zack and Miri Make a Porno“ gehörte zu den positiven Überraschungen aus dem Jahre 2008. Ich war schon immer ein Fan von Seth Rogen, obwohl er einige Stinker gedreht hat. Diese Komödie gehört aber nicht dazu. Mit einer unglaublich lustigen Geschichte, Charaktere, die man auf Anhieb sympathisch findet und witzigen Dialogen gehört dieser Film zu den besten Komödien von 2008. Der Film vergedeutet nur wenig Zeit und nachdem die überzeugende Einführung erstmal vorbei ist, beginnt der richtige Spaß. Der Humor trifft genau meinen Geschmack, schön deftig, manchmal unter der Gürtellinie, aber ein Stück Wahrheit ist immer vorhanden. Die meisten Lacher verdankt der Film den Interaktionen zwischen den Charakteren. Die Dreharbeiten zu dem Porno sind extrem witzig. Besonders die Reaktionen der ganzen Leute, wenn mal eine Szene gedreht wird, sind super. Dieser Mittelteil wird nie langweilig und bietet immer eine amüsante Überraschung parat. Im Kern bietet der Streifen eine glaubwürdige Lovestory zwischen zwei Normalos, die einfach nur über die Runden kommen wollen. Der Film ist zwar vorhersehbar, das stört aber zu keiner Zeit. Unbedingt nach dem Film noch die Post-Credits Szenen anschauen, ein Comedyhighlight, wie auch der gesamte Film, der neben vielen lustigen Momenten auch Charaktere verspricht, die man sofort sympathisch findet. Anschauen.
8,5/10

Movies 2013 (83) – Die Tribute von Panem – Catching Fire

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Jahr: 2013
Genre: Fantasy
Regie: Francis Lawrence
Drehbuch: Michael Arndt, Simon Beaufoy

Worum geht’s?
Katniss und Peeta haben die Hungerspiele überlebt. Doch viel mehr: Sie haben dem mächtigen Kapitol die Stirn geboten. Ihr Beispiel ermutigt die unterdrückte Bevölkerung in den Distrikten zur Rebellion gegen das Regime. Doch dann ändert Präsident Snow kurzerhand die Spielregeln und lässt alle bisherigen Gewinner bei den anstehenden Hungerspielen noch einmal gegeneinander antreten. Auch Katniss und Peeta werden in die Arena geschickt und müssen sich erneut dem Kampf ums Überleben stellen. Und langsam wird ihnen klar, dass sie in Wirklichkeit Teil eines viel größeren Plans sind…

Darsteller:
Jennifer Lawrence as Katniss Everdeen
Elizabeth Banks as Effie Trinket
Liam Hemsworth as Gale Hawthorne
Josh Hutcherson as Peeta Mellark
Woody Harrelson as Haymitch Abernathy
Lenny Kravitz as Cinna
Stanley Tucci as Caesar Flickerman

Vor dem allerersten Film hatte ich noch nie was von der Buchreihe von Suzanne Collins gehört, anscheinend ist der Hype völig an mir vorbeigegangen, was eigentlich gar nicht passiert. Doch der Trailer und besonders Jennifer Lawrence haben mich überzeugt und ich habe den ersten Film mit Freunden im Kino angeguckt, und war sehr angetan. Die Welt, die Collins den Lesern/Zuschauern/ präsentiert, ist realitätsnah und erschreckend. Doch obwohl mir der erste Film gut gefiel, hatte ich den Anschein, dass das nur der Anfang etwas ganz großes war, und damit hatte ich recht. „Catching Fire“ ist noch düsterer, noch emotionaler und noch besser. Die Messlatte für die letzten beiden Verfilmungen ist hiermit ziemlich hoch gelegt.

Nachdem Gary Ross nicht auf dem Regiestuhl Platz nehmen konnte, wurden einige namhafte Regisseure für den Posten gehandelt. Alfonso Cuarón, Bennett Miller und Duncan Jones sind nur die wenigen Beispiele, doch letztendlich ging der Job an Francis Lawrence. Für so manch einen Kritiker ist Francis Lawrence nur ein durchschnittlicher Filmemacher, doch ich finde seine Werke allesamt erfrischend und unterhaltsam. Mit „Constantine“ und „I am Legend“ zeigte er, dass er mit Sci-Fi-Material gut auskommt und Emotionen auf die Leinwand übertragen kann. Mit diesem Film lässt er wohl endgültig alle Kritiker verstummen, denn er liefert eine fantastische Leistung ab. Trotz 146 Minuten Laufzeit fühlt sich der Film alles andere als lang an. Das Tempo stimmt zu fast jederzeit, die Aufnahmen in der Arena waren noch viel spannender als im ersten Film und er holt das beste aus seinen Darstellern raus. Doch besonders gelungen ist die Aufnahme der Stimmung der verschiedensten Distrikte. Das Drehbuch stammt von Michael Arndt und Simon Beaufoy, zwei Oscargewinner, die auch hier wieder überzeugende Arbeit abliefern. Doch so sehr das Skript auch gelungen ist, gibt es speziell in diesem Punkt ein, zwei kleine Schwächen, die mich an diesem großartigen Film störten. Doch die Charakter entwickeln sich konsequent weiter und wachsen glaubhaft über sich hinaus.

Jennifer Lawrence schlüpft wieder einmal in die komischen (aber toll aussehenden Kostüme) und spielt Katniss Everdeen, die Co-Siegerin der letzten Hungerspiele. Mit der Beeren-Aktion hat sie das Kapitol, besonders Präsident Snow, bis auf die Knochen blamiert und gegen sich aufgebracht. Denn dank ihr besitzen die Menschen wieder Hoffnung, Hoffnung auf bessere Tage. Denn wenn eine Person das Kapitol besiegen kann, was können dann ganze Distrikte veranstalten? Als Konsequenz muss Katniss ein weiteres Mal bei den Hungerspielen mitmachen, diesmal sind alle ihre Gegner ehemalige Gewinner. Jennifer Lawrence ist meine absolute Lieblingsschauspielerin. Nicht nur, weil sie bodenständig, humorvoll und cool drauf ist, sondern weil sie auch eine extrem talentierte Schauspielerin ist. Mit einem zarten Alter von 23 gehört sie jetzt schon zu den besten Schauspielerinnen in Hollywood. In diesem Film kann sie ihr ganzes Repertoire auspacken, denn sie wird hier physisch und emotional gefordert. Alle Gefühlslagen werden von ihr auf die Leinwand transportiert, von Wut bis zu Freude, von Verzweiflung bis zu Hoffnung, sie ist absolut überragend. Meistens braucht J.Law keine Wort, um sich auszudrücken. Ihre Gesichtsausdrücke drücken mehr aus, als Dialoge es je rüberbringen könnten. Aber auch der restliche Cast liefert ab. Josh Hutcherson als Peeta, der Katniss liebt und ansonsten niemanden hat, schafft es, eine Bindung zum Zuschauer aufzubauen. Im ersten Teil mochte ich ihn nicht, doch seine Darbietung in diesem zweiten Film änderte alles für mich. Ich weiß nicht, ob ich im Team Peeta oder Team Gale anschließen soll. Eigentlich war ich immer für letzteres, aber mal sehen. Woody Harrelson als Haymitch und Elizabeth Banks als Effie können auch in ihren Rollen brillieren und bekommen auch diesmal etwas mehr Profil, besonders Effie zeigt zum allerersten Mal Emotionen und realisiert, was da eigentlich abläuft. Alle Neuzugänge passen sich ebenfalls toll an. Am meisten gefiel mir Sam Claflin als Finnick, aus dem man nie schlau wurde, auch weil Claflin so gut performte. Jenna Malone sieht aus wie Kristen Stewart, ist aber eine viel bessere Schauspielerin als der Twilight-Star. Donald Sutherland ist herrlich böse und Philip Seymour Hoffman geht immer.

Seit Anfang des Jahres warte ich sehnsüchtig auf diesen Film. Ich versuche, nie Erwartungen an einen Film zu setzen, denn sonst wird man oft enttäuscht. Doch in diesem Fall waren meine Erwartungen sky high, und sie wurden sogar übertroffen. „Catching Fire“ ist in jeder Hinsicht besser als der erste Film, und der war schon gelungen. Der zweite Film knüpft da an, wo der erste Film aufgehört hat. Die Hungerspiele sind vorbei, und zum ersten Mal in der Historie gabs zwei Sieger. Man lässt sich im ersten und zweiten Akt, bevor es wieder in die Arena geht, sehr viel Zeit. Doch diese Zeit wird optimal genutzt, um die ganze Hoffnung, die in den Distrikten herrscht, aufzufangen. Die Auswirkungen der letzten Hungerspiele werden schonungslos und überzeugend dargestellt. Katniss ist zum Idol der einfachen Menschen geworden, damit muss sie selbst auch erstmal klarkommen. Dieser innere Konflikt, der in ihr herrscht, wird perfekt dargestellt. Damit beschäftigen sich auch die zwei Akte, nämlich das Symbol Hoffnung in Form von Katniss zu etablieren, was mit Leichtigkeit gelingt. Man positioniert Katniss gegen das Kapitol und Präsident Snow und man ahnt, dass egal was im in diesem Film passiert, die nächsten beiden Filme noch epischer werden; es ist nur der Anfang von etwas ganz großem. Die Arena-Szenen, die schon im ersten Film gut waren, sind hier noch besser, weil die Fallen einfach innovativer sind und das Setting mehr bietet. Vom Nebelgift bis zu den erschreckenden Affen, die Spannung ist hier nicht zu überbieten und der Zuschauer kommt gar nicht dazu, eine Pause einzulegen. Der Film ist sehr düster und realitätsnah, was die Szenen in der Arena und allgemein den Film noch besser machen. Optisch ist der Film klasse und man sieht das Budget deutlich. Im ersten Film hatte ich nicht dieses epische Gefühl, doch hier war es definitiv vorhanden. Doch es gibt kleinere Schwächen, die mich nicht groß gestört haben, aber vorhanden sind. Ich habe Katniss‘ Gefühle für Peeta nicht abgekauft. Sie hat von Anfang an alles nur gespielt, und dann plötzlich ist sie verliebt in ihn? Hier hat das Drehbuch gepatzt und man hätte das Tempo vielleicht verlangsamen sollen, um den Fokus auf diese Beziehung zu legen. Vielleicht ist das Buch in dem Aspekt besser und Collins liefert triftige Gründe ab, wieso es zu diesen Gefühlen kam, im Film kam es aber nicht überzeugend rüber. Aber da sich der Film primär um das System Panems dreht, störte mich dieser Aspekt nicht groß. Ich werde eh, bevor Mockingjay Part 1 erscheint, alle Bücher lesen, denn ich will vorbereitet sein. Noch ein kleiner Schwachpunkt: So sehr ich die Szenen in der Arena klasse fand und so packend die Action auch war, hier fühlte sich der Film etwas zu schnell an. Man stellt den Zuschauern all diese Gewinner vor, nur um sie dann sterben zu lassen, ohne dass die Zuschauer sie in Aktion sehen? Das war schade, der Film hätte ruhig länger dauern können, für mich wäre das überhaupt nicht schlimm gewesen. „Catching Fire“ ist großartig und gehört zu den besten Filmen des Jahres 2013. Nach dem Ende wollte ich unbedingt Mockingjay Part 1 anschauen, wie soll man da ein Jahr warten?! Die Bücher werden nun definitiv gelesen, damit meine Durst nach mehr Katniss gestillt wird.
9/10

Movies 2013 (72) – Was passiert, wenn’s passiert ist

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Jahr: 2012
Genre: Komödie
Regie: Kirk Jones
Drehbuch: Heather Hach, Shauna Cross

Worum geht’s?
Die TV-Fitness-Expertin Jules und Startänzer Evan sind zwar sehr glücklich über den Familienzuwachs, merken aber schnell, dass sich ihr hektisches VIP-Leben unmöglich mit den unberechenbaren Anforderungen der Schwangerschaft vereinbaren lassen. Die in Babys vernarrte Autorin Wendy muss erleben, wie sich ihre Ratschläge als militante Mutter­schafts­befür­worterin gegen sie selbst wenden, als die Schwanger­schafts­hormone ihren Körper zu tyrannisieren beginnen. Wendys Mann Gary bekommt Konkurrenz in der eigenen Familie, denn sein Alpha-Vater erwartet mit seiner sehr viel jüngeren Vorzeigefrau Skyler Zwillinge. Die Fotografin Holly will rund um die Welt reisen, um sich ein Adoptivkind auszusuchen, doch ihr Mann Alex zögert noch und versucht seine wachsende Panik in den Griff zu bekommen, indem er sich in einer Männergruppe von jungen Vätern erzählen lässt, was Elternschaft wirklich bedeutet. Und als die rivalisierenden Imbiss-Köche Rosie und Marco überraschend ein Paar werden, geraten sie in eine unerwartete Zwickmühle: Was passiert, wenn das erste Kind bereits vor dem ersten Date kommt?

Darsteller:
Cameron Diaz as Jules
Jennifer Lopez as Holly
Elizabeth Banks as Wendy
Anna Kendrick as Rosie
Ben Falcone as Gary
Chris Rock as Vic
Brooklyn Decker as Skyler

Schwanger sein ist nie einfach, das hört man von den meisten Frauen. Sie werden dicker, ihre Stimmungsschwankungen erreichen einen neuen Höhepunkt, und wer muss darunter leiden? Natürlich der Mann. Während einer Schwangerschaft gibt es also viele Probleme, die in der liebenswerten Komödie „Was passiert, wenn’s passiert ist“ thematisiert werden. Der Film ist eine Adaption des Schwangerschaftsführers What to Expect When You’re Expecting, ein Bestseller von Heidi Murkoff. Die Komödie ist gelungen und zeigt mit viel Herz und Humor die Höhen und Tiefen der Paare, die in einer Schwangerschaft stecken.

Man bemerkt sofort die Handschrift von Regisseur Kirk Jones, der drei Jahre nach seinem letzten Film „Everybody’s Fine“ endlich wieder auf dem Regiestuhl sitzt. Schon in dem Familiendrama bewies Jones, dass er einen angenehmen Touch besitzt, wenn es um Familienprobleme geht. Auch in seinem neuesten Film bespricht Jones Konflikte, die Paare haben, wenn es um das Thema Schwangerschaft geht. Dabei wirft er einen liebenswürdigen Blick auf die verschiedensten Paare und zeichnet ein realistisches Bild der Pärchen. Dabei bleibt er immer schön bodenständig und übertreibt es nicht mit den Darstellungen, auch wenn einige Momente natürlich überdreht sind, aber sogar die Parts funktionieren. Das Drehbuch funktioniert sehr gut als Hilfe-Ratgeber und besitzt viele sympathische Charaktere. Der episodenhafte Aufbau weiß zu gefallen, aber dennoch etwas uneben, was die Anteile anbelangt. Einige Charaktere hätten ruhig mehr Screen Time bekommen können.

Die Produzenten können eine Besetzung aufweisen, die sich wirklich sehen lässt, auch wenn andere Episodenfilme mit dem gleichen Stil wie „Happy New Year“ noch attraktivere Schauspieler casten konnte. In solchen Filmen ist es schwer, herauszustechen, denn man besitzt nur relativ wenig Screen Time, denn eigentliche sind hier alle Hauptdarsteller. Doch einige füllen ihre Rollen sehr gut aus, wie beispielsweise Elizabeth Banks, die als verrückte, schwangere Frau ziemlich amüsant ist und jeden Gag zünden lässt. Auch ihr Ehemann im Film, Ben Falcone, kann gut mit halten und beide geben überraschenderweise ein lustiges Pärchen ab. Die Männergruppe um Chris Rock kann ebenfalls mit ihren lustigen Geschichten punkten. Doch es gibt auch Reinfälle. Dennis Quaids Overacting nervt schon nach der ersten Minute und der Versuch, zwingend lustig zu sein, funktioniert nicht. Und wer immer sich die Konstellation mit der schönen Brooklyn Decker ausgedacht hat, sollte nie wieder einen Job bekommen. Rebel Wilson als Wendys Assistentin hat zwar nicht so viel Screen Time, aber ist jedesmal lustig, wenn sie erscheint.

Ja, „Was passiert, wenn’s passiert ist“ ist kein Meisterwerk und klappert sehr viele Klischees ab. Ja, die Dramaturgie ist nicht die stärkste und der Film besitzt einen simplen Aufbau. Aber all das, kombiniert mit der spielfreudigen Besetzung, ergeben eine unterhaltsame Komödie. Auf eine liebenswürdige Art und Weise präsentiert uns der Film die Schicksale verschiedenster Paare, verknüpft mit dem Thema Kinder bekommen. Sämtliche Situationen sind realistisch dargestellt, auch wenn einige Momente etwas überzeichnet wirken, aber die meisten dieser Szenen erfüllen ebenfalls ihren Zweck, nämlich den Zuschauer zum Lachen zu bringen. Nicht alle Geschichten haben mir gefallen, aber hier überwiegt der Anteil der Stories, die ich gut fand. Highlight des gesamten Films ist ganz klar der Schwangerschaftsstress, den Wendy erlebt und ihre Wut an Gary auslässt. Beide reißen jede Szene an sich und können die meisten Lacher aus dem Zuschauer hervorbringen. Auch auf emotionaler Ebene funktioniert der Film nicht immer, aber doch meistens. Wenn Holly in Äthiopien ihr Kind in die Arme nimmt, dann wird einem schon warm ums Herz. „Was passiert, wenn’s passiert ist“ ist eine sympathische Komödie mit einer tollen Besetzung und steht definitiv über viele andere Ensemble Comedies.
7/10

Movies 2013 (44) – Our Idiot Brother

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Jahr: 2012
Genre: Komödie
Regie: Jesse Peretz
Drehbuch: Evgenia Peretz, David Schisgall

Worum geht’s?
Hippie Ned Rochlin ist einfach zu gut für diese Welt. Da verkauft er aus lauter Menschenliebe einem uniformierten Polizisten Haschisch – und was ist der Dank? Er landet im Knast. Seine Freundin Janet behandelt ihn auch nicht besser. Nach gemütlichen Jahren auf ihrem Biobauernhof setzt sie Ned kaltschnäuzig vor die Tür und behält sogar seinen geliebten Hund. So viel Undank ist der Arme einfach nicht gewöhnt. Er flüchtet zu seiner Mutter nach Long Island. Beim wöchentlichen Familiendinner zeigen seine Schwestern Liz, Miranda und Natalie viel Mitgefühl, können es sich aber auch nicht verkneifen, den Unglücksraben aufzuziehen. Der Spaß hat ein Ende, als Ned bei Liz eine Ehekrise auslöst und auch das scheinbar geordnete Leben von Miranda und Natalie auf den Kopf stellt. So viel Arglosigkeit und bedingungslose Ehrlichkeit vertragen die Beziehungen seiner Schwestern und ihrer Freunde einfach nicht. Der Bruder wird von Liz über Miranda an Natalie weitergereicht und stürzt ihr Leben wieder und wieder ins Chaos. Und Bruder Ned ist natürlich an allem schuld…

Darsteller:
Paul Rudd as Ned
Zooey Deschanel as Natalie
Emily Mortimer as Liz
Elizabeth Banks as Miranda

Jeder hat ein Familienmitglied, der einen nervt oder mit dem man nur wenig anfangen kann. Er/Sie ist zwar ganz nett und witzig, aber der Nervfaktor ist einfach zu hoch und man will so wenig Zeit wie möglich mit diesem Familienmitglied verbringen. In „Our Idiot Brother“ spielt Paul Rudd den lieben Ned, der in seiner eigenen kleinen Welt lebt und in dem Film genau so ein Familienmitglied verkörpert. Das Ergebnis ist ein netter Independentfilm mit vielen guten Momenten.

Jesse Peretz hat bisher nur einen recht bekannten Film gedreht, und zwar „Dein Ex“ mit Zach Braff und Amanda Peet. Ansonsten dreht er viele Episoden für Comedyserien. Mit seinem zweiten guten Film bewirbt er sich für weitere Indie-Projekte. Er schafft es, trotz langsamer Erzählweise und ohne derbe Gags den Zuschauer zu unterhalten. Dabei sammelt er vor allem durch die Charakterdarstellungen Pluspunkte. Das Drehbuch wurde von seiner Schwester Evgenia Peretz geschrieben, und auch sie überzeugt mit ihrem gelungenen Skript. Nicht die Geschichte überzeugt, sondern vielmehr die vielen sympathischen Charaktere, insbesondere Ned, die liebevoll gezeichnet sind. Der Film hätte aber definitiv mehr Witz vertragen können.

Paul Rudd spielt Ned, ein Lebensmittelverkäufer, der in seiner eigenen Welt lebt. Er gehört nicht zu den klügsten Menschen auf der Erde, aber wenn es darum geht, Herz zu zeigen, kann ihm keiner das Wasser reichen. Als er auf der Straße landet, beschließt er, den engen Kontakt zu seiner Familie zu suchen. Doch diese, vor allem seine drei Schwestern, haben so ihre Probleme mit Neds Lebensstil. Paul Rudd war bisher eigentlich nur der Typ für komische Nebenrollen, doch in der Hauptrolle blüht er richtig auf und gibt einen perfekten gutherzigen Naivling ab. Die drei Schwestern werden verkörpert von Zooey Deschanel (Natalie), Elizabeth Banks (Liz) und Emily Mortimer(Miranda), die unterschiedlicher nicht sein könnten. Natalie ist lesbisch und kämpft gegen ihre Gefühle für einen Mann an, Liz ist auf ihre Karriere fokussiert und Miranda hat schon eine Familie gegründet. Alle dre Schauspielerinnen hinterlassen einen guten Eindruck, leider kratzen ihre Figuren nur an der Oberfläche.

„Our Idiot Brother“ ist ein netter kleiner Independentfilm, der über die gesamte Laufzeit zu unterhalten vermag. Der Streifen lebt von seiner Hauptfigur Ned. Die Geschichte konzentriert sich auf ihn. Alle anderen Nebenstorylines sind mit Ned verknüpft, er ist sozusagen der Dreh- und Angelpunkt der Komödie. Die Komödie besitzt aber keinen richtigen roten Faden, man sieht nur, wie Ned und seine Familie zurechtkommen, aber genau das ist das Schöne am Film, die Entwicklung der Familie. Ned ist am Endes des Films immer noch derselbe, aber seine Schwestern wissen ihn jetzt zu schätzen. Zum Glück konnte man Paul Rudd für den Film gewinnen, der hervorragend ist und eine gute Chemie mit den anderen Darstellerinnen besitzt. Der Film jongliert zwischen zwei verschiedenen Genres hin und her. Mal ist der Film witzig und im nächsten Moment ist eine dramatische Szene zu sehen. Das stört zwar nicht groß, aber eine klare Tendenz zu einem Genre wäre gut gewesen. Die komischen Szenen kommen zum Glück nicht zu kurz und sind das Ergebnis von Neds naivem Verhalten. Die Nebencharaktere hätten aber etwas mehr Profil vertragen können, und der Humor etwas präsenter sein können. Dennoch ist „Our Idiot Brother“ ein schöner Film, mit einem super Paul Rudd.
7/10

Movies 2013 (4) – Jungfrau (40), männlich, sucht…

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Jahr: 2005
Genre: Komödie
Regie: Judd Apatow
Drehbuch: Judd Apatow, Steve Carell

Worum geht’s?
Der 40-jährige Andy Stitzer führt ein schönes Leben mitsamt seiner Actionfigur-Sammlung und einem langweiligen Job in einem Elektrogeschäft. Doch da ist eine Sache, die ihm noch fehlt. Andy hatte noch nie Sex. Nicht einmal aus Versehen. Andy hat sich damit arrangiert, aber seine Kollegen können das nicht einfach auf sich beruhen lassen. Sie versuchen alles, um Andy aus seiner „Situation“ zu befreien, und treten damit eine Lawine von misslungenen Verabredungen los. Doch dann trifft Andy die alleinerziehende Mutter Trish, und alles deutet darauf hin, dass „es“ nun endlich passiert.

Darsteller:
Steve Carell as Andy
Catherine Keener as Trish
Paul Rudd as David
Romany Malco as Jay
Seth Rogen as Cal
Elizabeth Banks as Beth

Steve Carell gehört zu den vielseitigsten Schauspielern in Hollywood. Er begann seine Karriere als Korrespondent der satirischen Nachrichtensendung „Daily Show“ des US-Kabelkanals Comedy Central. 2005 beendete er sein Engagement und fokussierte sich auf seine Filmkarriere. Damals wurden die Stimmen laut, dass ein Mann in seinem Alter kein Filmstar mehr werden könne. Doch in demselben Jahr wollte Apatow, dass Carell die Hauptrolle in der Komödie „Jungfrau (40), männlich, sucht…“ übernimmt. Der akzeptierte und wurde über Nacht zum Filmstar, dessen Karriere bis heute noch andauert. Für seine Rolle des paranoiden Milliardärs John E. du Pont in Bennett Millers Filmdrama „Foxcatcher“ wurde er 2015 für den Golden Globe Award und den Oscar nominiert, als nächstes wird er in der Apple+ Serie „The Morning Show“ neben Jennifer Aniston und Reese Witherspoon zu sehen sein. Von Komödie bis Drama, der Mann kann alles. Und seine Karriere verdankt er dem Film „Jungfrau (40), männlich, sucht…“, eine extrem amüsante Komödie mit einer hohen Gagdichte. Hier kommt fast jeder Witz an, und Gefühle stehen ebenfalls an der Tagesordnung.

Judd Apatow, der vor diesem Film als Erfinder, Autor und Produzent von Serien arbeitete, konnte mit dieser Komödie endlich durchstarten. Bei einem Budget von 26 Millionen Dollar Kosten spielte der Film weltweit 177 Millionen Dollar ein. Handwerklich ist der Film einwandfrei inszeniert und man merkt Apatow gar nicht an, dass dies sein erster Film ist. Apatow hat mit Carell das Drehbuch geschrieben und dieses ist ebenfalls gut gelungen. Die Mischung der Gags ist schön abwechslungsreich, mal bekommt der Zuschauer derben Humor zu sehen, dann aber gibt es wieder Dialogwitz vom Feinsten. Vieles an dem Film ist improvisiert, was der Komödie sichtlich gut tut. Der Film kann mit einer unterhaltsamen Geschichte punkten, die über weite Strecken des Films amüsant ist. Des Weiteren hat man mit Andy einen Charakter, mit dem man mitfühlen kann, weil er einem ziemlich leidtut. Auch die Nebencharaktere sind extrem witzig und tragen zur Unterhaltung bei.

Steve Carell ist Andy, der einen langweiligen Job in einem Technikmarkt besitzt und ansonsten ein langweiliges Leben mit seinen Videospielen und Actionfiguren führt. Doch etwas fehlt: Sex. Seine Arbeitskollegen versuchen, Andy eine Frau zu besorgen. Aber irgendwie klappt es nicht so recht mit den Frauen und Andy, bis er auf Trish trifft. Steve Carrell füllt die Rolle mit seinem komödiantischen Talent sehr gut aus. Er ist witzig und weiß wie er die Gags rüberbringen muss, ein besseres Casting hätte man sich nicht vorstellen können. Sei es Situationskomik oder seine Mimiken, Carell ist einfach extrem talentiert. Dabei überzeugt er auch in den ruhigen Momenten mit Trish. Diese wird wunderbar dargestellt von Catherine Keener. Ihre Chemie mit Carell ist glaubwürdig und beide geben ein komisches und schönes Paar ab. Auch seine Arbeitskollegen wurden gut ausgewählt. Paul Rudd, Romany Malco und Seth Rogen haben allesamt ihre Momente und bringen die Zuschauer zum Lachen. Ich hätte den Jungs gerne noch länger dabei zugesehen, wie sie einen witzigen Spruch nach dem anderen raushauen. Leslie Mann hat eine kleine verrückte Gastrolle, die es in sich hat. Außerdem kann man einen jungen Jonah Hill und Kevin Hart bewundern, bevor sie groß rausgekommen sind.

Steve Carrell konnte mit dieser Komödie endlich in Hollywood durchstarten, und das zurecht, denn „The 40 Year Old Virgin“ gehört definitiv zu den lustigsten Komödien der letzten Jahre. Storytechnisch bewegt man sich nicht auf einem neuen Territorium, dennoch liegt es auch an dem aberwitzigen, bodenständigen Plot, dass der Film so amüsant ausgefallen ist, und die Besetzung ist gut genug um die Geschichte etwas aufzuwerten. Dabei benutzt man nicht nur eine Humorrichtung, sondern findet eine gute Balance zwischen Fäkalhumor, Situationskomik und Dialogwitz. Die improvisierten Szenen im Film kommen gut an und man sollte Apatow danken, dass er sie nicht rausgeschnitten hat. Carrell trägt den Film ohne Probleme und ohne ihn wäre der Film nur halb so gut ausgefallen. Trotz den Witzen auf Kosten der Jungfrau Andy ist der Film im Kern eine Liebesgeschichte, die wunderbar authentisch geschrieben ist mit pointierten Dialogen. Der Film funktioniert also auch als RomCom. Der Film an sich besitzt keinen richtigen Plot, aber das Fehlen eines echten Handlungsfadens führt zu einer Aneinanderreihung von einer amüsanen Szene nach der anderen, die alle das gleiche Thema variieren: Der verklemmte Andy muss aufgetaut werden. Sei es die Waxing-Szene oder der Pokerabend mit den Arbeitskollegen und Freunden, diese Situationen sind einfach komisch und bringen einen zum Lachen, und mehr kann man nicht von einer Komödie erwarten. Die lange Laufzeit macht sich nach einiger Zeit aber bemerkbar und die Komödie zieht sich gegen Ende. Auch gibt es Durststrecken, in denen überhaupt nichts lustiges passiert, aber diese kommen nicht so oft vor.

„The 40 Year Old Virgin“ verbreitet aber insgesamt gute Laune, die spielfreudige Besetzung weiß zu überzeugen und mit Steve Carell wurde ein Star geboren.
8/10

Bildqualität: Die Neuauflage bietet ein gutes Bild, auch wenn das Schwarz hätte besser sein können.

Tonqualität: Am Ton gibt es nichts zu bemängeln.

Bonusmaterial: Die Neuauflage bietet einen Audiokommentar von Judd Apatow & Seth Rogen, geschnittene Szenen und zahlreiche Featurettes. Für eine simple Komödie mehr als genug. Besonders der Audiokommentar ist extrem unterhaltsam. Wer den Film genauso mochte wie ich sollte ihn sich mal mit den Kommentaren von Apatow und Rogen anschauen, es ist erstaunlich, wie viel improvisiert worden ist. Zudem sind Hintergrundinformationen immer ganz cool. Die geschnittenen Szenen sind ebenfalls unterhaltsam.