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Movies 2015 (6) – The Monuments Men

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Jahr: 2014
Genre: Drama
Regie: George Clooney
Drehbuch: George Clooney, Grant Heslov

Worum geht’s?
Eine Sondereinheit der Allierten wird während des Zweiten Weltkriegs von US-Präsident Franklin D. Roosevelt beauftragt, die größten Meisterwerke der Kunst aus den Händen der Nationalsozialisten zu befreien und an ihre rechtmässigen Besitzer zurückzugeben. Es ist eine schier unmögliche Mission: Die Kunstwerke befinden sich hinter den feindlichen Linien, die deutsche Armee hat den strikten Befehl alles zu zerstören, sollte das Dritte Reich untergehen. Wie kann die Gruppe von sieben Museumsdirektoren, Kuratoren und Kunsthistorikern, die sich alle mehr mit Michelangelo als mit einem M-1 Sturmgewehr auskennen, überhaupt auf Erfolg hoffen? In einem Wettlauf mit der Zeit sind die Monuments Men – wie man sie nannte – bereit, ihr Leben zu riskieren, um jahrhundertealte Kultur vor der Zerstörung zu bewahren.

Darsteller:
George Clooney as Frank Stokes
Matt Damon as James Granger
Bill Murray as Richard Campbell
Cate Blanchett as Claire Simone
John Goodman as Walter Garfield
Jean Dujardin as Jean Claude Clermont
Hugh Bonneville as Donald Jeffries

George Clooney mit einer Oscarnominierung? Nichts neues für den zweimaligen Oscargewinner. Und die meisten Experten waren sich sicher, dass Clooney mit „The Monuments Men“ eine weitere Nominierung absahnen könnte, denn was sprach gegen diese Aussage? Nichts. Ein Release Date im Herbst, der zweite Weltkrieg als Hintergrund und eine Besetzung, von der die meisten Regisseure nur träumen können. Alles Indizien für einen langen Run in der Awards Season. Doch dann wurde der Start verschoben und man wunderte sich. Ist der Film doch schlechter als gedacht und hatte man nur unnötige hohe Erwartungen an den Film? Nach der Sichtung steht fest, dass „The Monuments Men“ definitiv keine Oscarnominierungen erhalten hätte. Der Film ist nicht schlecht, hätte aber so viel besser sein können.

Nicht viele Schauspieler sind für den Regieposten geeignet. George Clooney ist einer der wenigen Schauspieler, die auch Regie führen können, wobei viele Kritiker der Meinung sind, dass er ein besserer Schauspieler ist und ich stimme ihnen da zu. „The Monuments Men“ gehört nicht zu seinen stärksten Regiearbeiten. Der Film hat seine starken Momente, in dramatischer und komödiantischer Hinsicht, doch leider ist der Ton unausgewogen und wechselt sich ständig. Mal versucht der Film, eine Komödie zu sein, und im nächsten Moment versucht er sich als WW2-Drama zu präsentieren. Clooney findet nie die richtige Balance. Zudem schaut der Film zwar hübsch aus, aber die Inszenierung kann nicht so ganz überzeugen. Clooney hat mit seinem guten Freund Heslov ebenfalls das Drehbuch geschrieben und auch das Skript kann nicht ganz überzeugen. Die Geschichte wird auf übertriebene Art und Weise erzählt und interessante Nebencharaktere werden vernachlässigt (Richard Campbell und Preston Savitz). Die faszinierende Story hätte es verdient gehabt, mit Ernsthaftigkeit behandelt zu werden. Dennoch schafft es der Film, den Kern der Geschichte gut darzustellen und besitzt viele gute Momente.

George Clooney übernahm auch die Hauptrolle und spielt Frank Stokes, ein Kunsthistoriker. Die Kunst ist sein Leben, daher bittet er den Präsidenten Roosevelt, Soldaten für die Rettung bedeutender Kunstwerke einzustellen. Dieser lehnt ab und Frank beschließt, eine eigene Truppe zu organisieren. Dabei greift er auf alte Freunde zurück, die deutlich älter sind und das erschwer natürlich die Aufgabe. Clooney ist der Kapitän der Gruppe. Er hält sie zusammen, verteilt die Aufträge und alle anderen müssen ihm antworten. Das kauft man Clooney sofort ab und er überzeugt auch in der Rolle. Zu seinem Nachteil ist die Rolle alles andere als showy und er wird oft von den anderen Schauspielern in den Schatten gestellt. Eine Performance, die besser ist, kommt von Bill Murray, der Richard Campbell verkörpert. Immer wenn er auftaucht stiehlt er jede Szene und kann mit seinem trockenen Humor das Publikum zum Lachen bringen. Die Idee, ihn mit Bob Balaban, der Preston Savitz darstellt, zu paaren, war genial. Denn beide ergänzen sich prächtig und ihre kleinen Konflikte sind lustig. Aber es gibt auch emotionale Momente, die wirklich sehr gut platziert sind und auch den Zuschauer treffen. Matt Damon ist James Granger, der von allen die undankbarste Rolle bekommen hat. Er wird leider weggeschickt und muss versuchen Claire Simone, gespielt von Cate Blanchett, davon zu überzeugen dass sie ihnen vertrauen kann, doch die bleibt skeptisch. Die Beziehung zwischen den beiden ist zwar ganz interessant, weil beide so unterschiedlich sind. Dennoch kauft man den beiden nie die romantische Seite der Beziehung ab. Und Matt Damo funktioniert am besten, wenn er mit den anderen aus der Gruppe unterwegs sind. Des Weiteren fand ich den Akzent von Cate Blanchett nicht gerade überzeugend, aber beide Performances waren ganz solide.

„The Monuments Men“ hält leider nicht das, was er verspricht. Die Geschichte ist faszinierend und von großer Bedeutung und hätte eine Adaption, die seiner würdig ist, verdient gehabt. Stattdessen ist das Endprodukt etwas unausgereift ausgefallen. Das Hauptproblem des Films ist ganz klar der Ton. Clooney entschied sich für einen Ton, der immer wieder wechselt. Mal setzt er auf komödiantische Elemente, um im nächsten Moment wieder auf ernst zu tun. Das kann zwar funktionieren, fühlt sicher aber hier in diesem Fall nicht natürlich an. Clooney findet nie die richtige Balance, sodass diese Mischung aus Komödie und Drama nicht ganz funktioniert. Ich hätte mir gewünscht, dass Clooney ein reines Drama gedreht hätte, dann hätten auch die ernsten Momente eine größere Wirkung auf den Zuschauer und der Film hätte so besser funktioniert. Dennoch ist der Film alles andere als ein Totalausfall. Durch die Solomissionen der Soldaten gibt es genügend unterhaltsame Momente, besonders die älteste Paarung, Richard und Preston, harmonieren prächtig miteinander und liefern die schönsten Szenen ab, aus komödiantischer und emotionaler Hinsicht. Ich hätte mir gewünscht, dass man mehr von den beiden gezeigt hätte. Im Vergleich dazu ist Matt Damon’s Arc nicht ganz so stark, denn er bekommt ziemlich wenig zu tun und sein Charakter besitzt nicht viel Substanz. Außerdem kauft man seine Beziehung zu Claire nicht ganz ab. Dennoch ist es interessant, einen Blick zurück auf diesen Aspekt der Geschichte zu werfen, der von den Medien nie erwähnt wird. Aber die Geschichte hätte eine bessere Verfilmung verdient gehabt. „The Monuments Men“ ist solide mit einigen starken Momenten, mehr aber auch nicht.
6,5/10

Movies 2015 (4) – Birdman (oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)

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Jahr: 2014
Genre: Komödie
Regie: Alejandro González Iñárritu
Drehbuch: Alejandro González Iñárritu, Nicolás Giacobone, Alexander Dinelaris, Armando Bo

Worum geht’s?
Riggan Thomson erhofft sich durch seine Inszenierung eines ambitionierten neuen Theaterstücks am Broadway, neben anderen Dingen, vor allem eine Wiederbelebung seiner dahin siechenden Karriere. Zwar handelt es sich um ein ausgesprochen tollkühnes Unterfangen – doch der frühere Kino-Superheld hegt größte Hoffnungen, dass dieses kreative Wagnis ihn als Künstler legitimiert und jedermann, auch ihm selbst, beweist, dass er kein abgehalfterter Hollywood-Star ist.
Doch während die Premiere des Stücks unaufhaltsam näher rückt, wird Riggans Hauptdarsteller durch einen verrückten Unfall bei den Proben verletzt und muss schnell ersetzt werden. Auf den Vorschlag von Hauptdarstellerin Lesley und auf das Drängen seines besten Freundes und Produzenten Jake hin engagiert Riggan widerwillig Mike Shiner – ein unberechenbarer Typ, aber eine Garantie für viele Ticketverkäufe und begeisterte Kritiken. Bei der Vorbereitung auf sein Bühnendebüt muss er sich nicht nur mit seiner Freundin, Co-Star Laura, und seiner frisch aus der Entzugsklinik kommenden Tochter und Assistentin Sam auseinandersetzen, sondern auch mit seiner Ex-Gattin Sylvia, die gelegentlich vorbeischaut, um die Dinge in ihrem Sinn zu richten.

Darsteller:
Michael Keaton as Riggan Thomson
Emma Stone as Sam
Zach Galifianakis as Jake
Naomi Watts as Lesley
Edward Norton as Mike
Andrea Riseborough as Laura

Michael Keaton war der große Star in den 90er Jahren. Schon vor seinem ersten „Batman“-Film kannten und liebten ihn die Zuschauer. Seine Auftritte in „Beetlejuice“ und „Night Shift“ sind unvergesslich. Doch in den letzten Jahren hatte man das Gefühl, dass er untergetaucht ist. Keaton war nur noch in Nebenrollen zu sehen, seine letzte Hauptrolle liegt schon sechs Jahre zurück und in „The Merry Gentleman“ übernahm er auch die Regie, von daher ist das nicht besonders überraschend. Und auch sonst bekam er nur wenige Rollen mit Substanz. Nachdem man „Birdman“ gesehen hat, kann man nicht anders als die Karrieren von Keaton und seinem Charakter im Film, Riggan Thomson, zu vergleichen. Beide haben einen Superhelden gespielt und konnten seitdem ihren Erfolg mit anderen Projekten nicht wiederholen. Während Thomson kein richtiges Comeback erlebt, schwebt Keaton auf zurzeit Wolke sieben. Keaton ergattert eine begehrte Filmrolle nach der anderen, demnächst wird er in „Kong: Skull Island“ und „The Founder“ zu sehen sein, zwei Prestigeprojekte. Dem Mann ist aber der Erfolg zu gönnen, denn er liefert in „Birdman“ die beste Performance seines Lebens ab. Und auch der Film an sich ist ein Meisterwerk. den man unbedingt gesehen haben muss.

Der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu gehört zu meinen Lieblingsregisseuren. Seine bisherigen Filme waren allesamt gut bis fantastisch. All seine Filme haben eins gemeinsam und damit meine ich nicht die einzigartige Handschrift, die Iñárritu jedem seiner Werke mitgibt. Seine Filme haben sich bis dato nur mit schweren Themen beschäftigt, von heiteren Momenten keine Spur. Umso gespannter war ich auf seinen ersten Filmen mit komödiantischen Elementen. „Birdman“ ist zuallererst ein Drama, wird aber aufgelockert durch die vielen lustigen Szenen und Interaktionen der Charaktere. „Birdman“ ist ein unglaublich mutiger Film, dem alles, was er ausprobiert, auch gelingt. Iñárritu nimmt auf intelligente Art und Weise das Showbusiness auf den Arm und die Superheldenfilme, die in der heutigen Zeit so beliebt sind, werden mit einer Ohrfeige in die Schranken gewiesen. Das Drehbuch, an dem auch Iñárritu beteiligt war, ist clever, gefüllt mit intelligenten Dialogen und vielen starken Momenten. Die Charakterzeichnungen der Nebencharaktere lassen aber leider etwas zu wünschen übrig.

Michael Keaton ist Riggan Thomson. Einst ein gefeierter Filmstar, der durch seine Hauptrolle in dem Superheldenfilm Birdman alles hatte, was er sich nur zu wünschen vermochte. Doch diese Glanzzeiten sind vorbei, sein Ruhm ist nicht mehr so groß wie in seinen alten Tagen. Da beschließt er, mit einer Broadwayproduktion all seine Kritiker nochmal zu begeistern und für sich zu gewinnen. Doch die Rechnung hat er ohne sein zweites Ich, Birdman, der immer mal mit ihm kommuniziert, gemacht. Michael Keaton gibt mit diesem Film eins seiner besten Performances ab, vielleicht sogar seine beste. Ihm gelingt es, seinen Charakter als Arschloch darzustellen, mit dem man trotz alldem sympathisieren kann. Man feuert ihn regelrecht an, ein Comeback zu schaffen. Dabei gibt Keaton Riggan viel Tiefgang und bedient sich der Emotionspalette. So gut hat man Keaton lange nicht mehr gesehen. Und treffender hätte man Michael Keaton nicht casten können, denn Thomson’s Karriere ähnelt seiner Laufbahn. Die Parallelen sind vorhanden, man könnte fast denken, dass Keaton in seiner eigenen Biographie spielt. Emma Stone spielt seine Tochter Sam, die von ihrem Vater oft vernachlässigt wurde und zu Drogen griff. Nun ist sie Riggan’s Assistent und immer noch drogenabhängig, doch sie findet einen guten Freund in Mike. Stone zeigt einmal mehr, dass sie zu Hollywoods besten Jungsschauspielerinnen gehört. Sehr einfühlsame Performance und die Szene, in der sie ihrem Vater die Meinung geigt, ist perfekt gespielt. Mike wird verkörpert von Edward Norton, der einen Schauspieler in Riggan’s Theaterstück ersetzt, nachdem er von einer Lampe verletzt wurde. Endlich bekommt Norton eine Rolle, die seinem Talent gewachsen ist. Seine Performance ist klasse und fast so gut wie Keaton, doch seine Screen Time macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Die Szenen mit Riggan sind genial, mehr wäre besser gewesen. Naomi Watts gibt eine weitere Darstellerin im Ensemble ab und ist ebenfalls überzeugend, genauso wie Andrea Riseborough und Zach Galifianakis, der zeigt, dass er mehr kann als nur den Dummen zu spielen.

„Birdman“ ist einer der besten Filme des Jahres und definitiv in meinen Top 3 meiner Lieblingsfilme (Da er in Deutschland erst dieses Jahr erschienen ist, zähle ich den Film als 2015 Release). Der Streifen ist auf so vielen Ebenen einfach fantastisch. Handwerklich meisterhaft gedreht, schauspielerisch brilliant, jongliert der Film mehrere Genres mit Bravour. Iñárritu und Kameramann Emmanuel Lubezki haben den Film so konstruiert, dass man den Eindruck bekommt, als ob der Film aus einem Shot besteht, ohne Schnitte. Natürlich ist das nicht der Fall, denn Schnitte sind vorhanden. Doch sie wurden so präzise platziert, dass man sie fast gar nicht mitbekommt. Eine Meisterleistung. Nicht viele DPs hätten das geschafft und Chivo hat einmal mehr gezeigt, dass er zu den besten DPs Hollywoods gehört. Die Art und Weise, wie der Film gedreht wurde, dient natürlich auch einem Zweck. Die Kamera verfolgt die Charaktere, speziell Riggan, und zeichnet so ein intimes Porträt eines gebrochenen Mannes, der versucht, seinen alten Ruhm wiederzuerlangen. Des Weiteren zieht der Film den Zuschauer durch die langen Kamerafahrten in seinen Bann. „Birdman“ spielt mit Elementen und lässt den Zuschauer oftmals fragen, was Realität ist und was nicht. Zudem nimmt er das Showbusiness herrlich auf den Arm und zeigt die dunkle, häßliche Seite der Industrie. Der Film spielt auch fast nur an einem Ort, nämlich einem Theater in New York. Des Weiteren ist der Score von Antonio Sanchez fantastisch. Der Drum Score passt perfekt zum Film und ist ein Spiegelbild für die Hektik, die im Theater herrscht und für das chaotische Innenleben der Charaktere. Außerdem kann man den Score mit dem Theaterleben vergleichen, das ebenfalls chaotisch ist. All diese Aspekte schaffen eine klasse Atmosphäre.
Ein weiterer besonderer Aspekt des Films ist die Tatsache, dass Keaton Birdman ist. Mit der Hauptrolle in Batman hat er seinen Karriehöhepunkt erreicht und spielte seitdem nur in wenigen guten Filmen mit. Dank „Birdman“ steht er aber wieder im Rampenlicht und ist gefragter denn je. Diese Parallelen sind faszinierend, der Zuschauer könnte fast meinen, die Biografie von Keaton anzuschauen. „Birdman“ ist ein handwerklich überragender Film, der fast alles richtig macht und Iñárritu hat zu Recht drei Oscars gewonnen.

Movies 2015 (2) – Das Schicksal ist ein mieser Verräter

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Jahr: 2014
Genre: Drama
Regie: Josh Boone
Drehbuch: Michael H. Weber, Scott Neustadter

Worum geht’s?
Hazel und Gus sind zwei außergewöhnliche junge Menschen, die den gleichen Humor und die Abneigung gegen Konventionelles teilen und sich ‚unsterblich‘ ineinander verlieben. Ihre Beziehung ist so einzigartig und wundervoll, dass die beiden es furchtlos mit ihrem gemeinsamen schonungslosen Schicksal aufnehmen. Gus macht Hazels großen Traum wahr: Gemeinsam fliegen sie nach Amsterdam, um dort Peter Van Houten zu treffen, den Autor von Hazels absolutem Lieblingsbuch. Eine Reise, die das Leben der beiden entscheidend verändern wird. Eine faszinierende, poetische und zutiefst bewegende Liebesgeschichte über den Mut zu leben und zu lieben und die Kunst das Schicksal zu meistern.

Darsteller:
Shailene Woodley as Hazel Grace
Ansel Elgort as Augustus
Laura Dern as Frannie
Sam Trammell as Michael
Nat Wolff as Isaac
Willem Dafoe as Peter Van Houten

John Green’s Karriere machte einen Sprung von 0 auf 100, nachdem er sein erstes Buch mit dem Titel „Eine wie Alaska“ veröffentlichte. Das Buch heimste viele Preise ein und machte ihn zu einem Star unter den Autoren. Er ist vor allem bei den Jugendlichen sehr beliebt, besonders die Mädchen stehen auf seine Bücher. Endgültigen Ruhm erreichte er 2014, als die Verfilmung seines Buches „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ seinen Weg in die Kinos fand. Ohne Erwartung habe ich mir den Film angeschaut, obwohl ich ein großer Fan von Shailene Woodley bin. Aber kitschige Romanverfilmungen für Jugendliche sind nicht so mein Ding (*Twilight*). Doch „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist alles andere als kitschig und berührt den Zuschauer und verbreitet Gänsehaut. Taschentücher bereithalten, das gilt auch für das starke Geschlecht.

Josh Boone konnte mit seinem Regiedebüt schon zeigen, dass er ein Händchen für das romantische Genre besitzt. Doch sein erster Film „Stuck in Love“ war jetzt nicht gerade ein großer Box Office Hit. Man nehme aber ein Bestseller, starke Schauspieler und einen fähigen Regisseur und voila, man hat einen Überraschungshit am Box Office und einen fantastischen Film, der jeden Penny verdient. Boone schafft es, das Publikum, egal ob Mann oder Frau, zu berühren. Dabei setzt er nicht auf Klischees, die andere Filme aus demselben Genre besitzen, sondern inszeniert einen Film, der sich natürlich anfühlt. Damit sind die Emotionen gemeint, die nicht künstlich wirken, sondern einfach nur ehrlich, genau wie das Leben. Diese Leistung ist auch den Drehbuchautoren zu verdanken. Die Charaktere sind wundervoll geschrieben, wie auch die Beziehung zwischen Hazel Grace und Augustus. Die Dialoge sind toll. Die Zuschauer fühlen mit den beiden mit. Es ist auch schön, dass der Fokus auf die Beziehung gerichtet ist und kein Subplot die Aufmerksamkeit haben will, obwohl ein Aspekt etwas störend war.

Shailene Woodley spielt Hazel Grace, die an einer seltenen Form von Krebs erkrankt ist. Ihre Mutter möchte, dass sie zu einer Selbsthilfegruppe geht, denn sie kann es nicht ertragen, ihre depressive Tochter in dem Zustand zu sehen. Dort lernt sie Augustus Waters kennen und damit beginnt die schönste Phase ihres Lebens, voller Höhen und Tiefen. Shailene Woodley spielte zwar fünf Jahre lang in der Serie „The Secret Life of the American Teenager“ mit, ihren Durchbruch schaffte sie aber mit „The Descendants“. Seitdem bin ich ein großer Fan von ihr und sie gehört zu den besten jungen Schauspielerinnen in Hollywood. Warum? Das zeigt sie in diesem Film. Sie schafft es, jede Rolle und noch so jede Emotion so natürlich wie möglich zu verkörpern, ohne das es gezwungen wirkt. Bei ihr wirkt alles so leicht. Ihre Darstellung der Hazel Grace ist wundervoll und gehört definitiv zu den besten Leistungen des Jahres 2014 von einer Frau. Augustus Waters wird verkörpert von Newcomer Ansel Elgort, der ebenfalls eine schwere Krankheit durchleiden musste, aber noch mit einem blauen Auge davongekommen ist. Ansel Elgort spielt den lässigen Gus, der ein großes Herz besitzt, mit Bravour, wird aber von Woodley an die Wand gespielt. Gegen Ende kann er aber auch einige Emotionen zeigen, die er glaubwürdig rüberbringt. Laura Dern überzeugt ebenfalls als Mutter von Hazel und Nat Wolff als bester Kumpel von Gus kann ebenfalls für heitere Momente sorgen.

Ich bin ja jemand, der bei Filmen nur sehr selten weint. Das letzte Mal im Kino geweint habe ich bei „Sieben Leben“ mit Will Smith, doch seitdem hat mich kein Film so richtig emotional mitgenommen. Klar gab es viele Filme, die einen berührt haben, aber geweint? Fehlanzeige. Dies hat sich aber mit „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ geändert. Der Film gehört zu den großen positiven Überraschungen des Kinojahres 2014 und zeigt, dass man auch ohne altbekannte Klischees eine herzergreifende Geschichte erzählen kann. Wie viele andere Filme, die unbedingt mit einem Happy End und den Zuschauern ein falsches Bild der Realität zeigen wollen, schlägt TFiOS einen anderen Weg ein und bleibt seiner Vorlage treu. Fans des Buches sollten mit der Verfilmung mehr als zufrieden sein, denn die wichtigsten Momente wurden beibehalten. Der Film ist ehrlich und verschönert nicht die Geschichte. Getragen wird der Streifen von einer fantastischen Shailene Woodley, die neben Jennifer Lawrence und einigen anderen jungen Schauspielerinnen in Zukunft Hollywood erobern wird (Wobei man bei J. Law sagen kann, dass sie schon an der Spitze angelangt ist). Es ist schön erfrischend, dass das Hauptaugenmerk auf die Lovestory gerichtet ist. Unnötige Subplots, die der Mainstoryline nichts vernünftiges beitragen, gibt es nicht. Am Anfand fand ich den Besuch bei dem Autor van Houten nicht gerade sinnvoll, storywise, doch am Ende ergibt alles einen Sinn. Das Schicksal von Hazel und auch Gus lässt kein Auge trocken und berührt jeden, denn die Emotionen wirken nicht künstlich oder erzwungen. „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist ein toller Film, den man gesehen haben sollte.
/8,510

Movies 2014 (69) – Noah

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Jahr: 2014
Genre: Drama
Regie: Darren Aronofsky
Drehbuch: Ari Handel, Darren Aronofsky

Worum geht’s?
Da die Welt verkommen ist, will Gott eine Sintflut auf die Erde schicken. Einzig Noah wurde von ihm erwählt und gewarnt. Er erhält den Auftrag, eine Arche zu bauen, um damit sich und seine Familie, bestehend aus acht Personen, sowie zwei Tiere von jeder Spezies der Erde vor der Apokalypse zu retten. Doch auch viele finstere Gesellen wollen einen Platz auf dem rettenden Schiff und schrecken dafür auch nicht vor Mord zurück.

Darsteller:
Russell Crowe as Noah
Jennifer Connelly as Naameh
Ray Winstone as Tubal-Cain
Anthony Hopkins as Methuselah
Emma Watson as Ila
Logan Lerman as Hem
Douglas Booth as Shem

Es gibt immer neue Trends, die Hollywood erreichen. Manche sind langhaltend (Comicbuchverfilmungen wird es auch die nächsten 15 Jahre geben und auch Found Footage Horrorfilme sind billig und spielen für die Studios viel Geld ein), andere sind zum Glück ausgestorben. Diesmal sind Geschichten aus der Bibel wieder in und gleich zwei erfolgreiche Regisseure widmeten sich zwei Prestigeprojekten. Ridley Scott’s „Exodus: Gods & Kings“ kommt zu Weihnachten raus, während Darren Aronofsky’s „Noah“ im Frühling veröffentlich wurde. Welcher Film besser ist, kann man noch nicht sagen. Eins steht fest: „Noah“ baut nach einer starken ersten Hälfte genauso stark ab und kann letztendlich nur durch seine visuellen Effekte , der grandiosen Optik und den starken schauspielerischen Leistungen punkten.

Darren Aronofsky’s Filme sind geprägt von einem einzigartigen, visuellen Stil und auch bekannt dafür, provozieren zu wollen. Von „Pi“ bis „Black Swan“, es gibt Momente in jedem Film, die von der einen Seite auf Ablehnung stoßen und von einer Hälfte für diesen Mut bewundert wird. Doch bevor der Film veröffentlicht wurde, gab es viel Krach hinter den Kulissen. Wegen der sensiblen Thematik hat Paramount drei verschiedene Versionen des Films getestet, ohne das Einverständnis von Aronofsky. Das hat ihn natürlich stinksauer gemacht. Alle drei Testversionen kamen bei den Zuschauern nicht gut an, also ruderte Paramount zurück und versicherte Aronofsky, dass sie beim Filmrelease seinen Cut verwenden werden, der wirklich gut ist. Obwohl der Zuschauer Noah’s Geschichte schon kennt, so ist Aronofsky’s Version etwas anders, er gibt der Story seinen eigenen Feinstrich mit. Dies funktioniert auch, bis zum Qualitätsabfall in der Mitte. Dennoch kann die Optik des Films überzeugen und es ist schade, dass The Academy die visuellen Effekte honoriert. Die Tiere, die erschaffen wurden, sehen fantastisch aus, ebenso die Landschaften. Alles wirkt sehr realistisch und man fühlt sich wirklich in die Vergangenheit zurückgesetzt. Optisch ist der Film also wirklich herausragend. Das Drehbuch, ebenfalls von Aronofsky geschrieben, beschäftigt sich mit mehreren Themen, die aber alle unterschiedlich gut ankommen. Die Dynamik zwischen den Charakteren ist intensiv, doch nicht jeder wird Gefallen an dem Film finden. Während andere das Skript für provokant halten werden, werden andere wiederum die Ambition in dem Drehbuch erkennen und auch schätzen.

Russell Crowe ist Noah, der davon träumt, wie die Welt untergeht. Damit die Menschheit nicht komplett ausradiert wird, baut Noah mit seiner Familie und anderen Helfern eine riesengroße Arche, um Platz für die Tiere zu schaffen, damit sie am Ende eine neue Existenz aufbauen können. Doch König Tubal Cain und auch andere Menschen wollen auf die Arche, um sich selber vor der großen Flut zu retten. Es beginnt ein Kampf auf Leben und Tod, in der Noah an seiner Mission zweifelt. Wenn man Russell Crowe für seinen Film engangieren kann, dann tut man das auch, denn er gehört zu den besten Schauspielern auf der Welt. Ich kann mich an keinen Film erinnern, in denen er schlecht war und „Noah“ bildet hier keine Ausnahme. Crowe ist immer in seinem Element, wenn er so intensiv aufspielen kann wie in „Gladiator“ oder auch in diesem Film. Crowe erlaubt es mit seiner Darbietung den Zuschauern, in das innere Leben von Noah einzublicken und in die Konflikte, mit denen er zu kämpfen hatte. Jennifer Connelly spielt seine Frau Naameh. Sie wurde perfect gecastet und beide ergänzen sich toll. Man merkt, dass die beiden schon mal miteinander gearbeitet haben (A Beautiful Mind). Emma Watson ist in ihrer kleinen Rolle ebenfalls stark und Logan Lerman zeigt, dass er zu den stärksten Jungschauspielern zählt.

„Noah“ ist ein bildgewaltiges Epos. Die Geschichte ist ebenfalls faszinierend, doch sie besitzt auch einige Schwächen, die den Film runterziehen. Doch dank den Special Effects ertrinkt der Film nicht im Wasser. Das Epos sieht atemberaubend aus. Island ist ein tolles Land und erfreut sich bei Filmemachern immer größerer Beliebtheit. Nach Ridley Scott ist auch Darren Aronofsky auf die wunderschönen Landschaften aufmerksam geworden und hat sie für seinen Film genutzt. Man hat die damalige Zeit so realistisch wie möglich dargestellt. Die Arche sieht überragend aus wie auch die Wächter im Film. Aronofsky hat außerdem einige Kreaturen entwickelt, die interessant ausschauen und dem Film eine kreative Note mitgeben. Es gibt eine fantastische Stop-Motion-Sequenz, die unglaublich gut ist und der Film allein deswegen eine Erwähnung von der Academy verdient hätte, doch der Film hat nicht einmal in die Shortlist der „Best Visual Effects“ Kategorie geschafft. Auch plottechnisch überzeugt der Film bis zur zweiten Hälfte. Noah’s Bemühung, die Arche so schnell wie möglich zu bauen, wird glaubwürdig dargestellt. Es wurde auch interessant dargestellt, wie Noah die Arche gebaut hat. Die Tiere, die einen Platz in der Arche fanden, sahen auch extrem realistisch aus, auch wenn sie nicht ganz so stark waren wie der Rest der Effekte. Doch nach der großen Flut nimmt die Qualität des Films stark ab. Zwar ist der innere Konflikt von Noah, der dargestellt wird, interessant, aber man hat zu wenig daraus gemacht und das Interesse flacht ebenfalls schnell ab. Die Charaktere sind in der Arche „gefangen“, es bleibt wenig Raum für spannende Momente. Der Konflikt mit Tubal-cain wird viel zu schnell aufgelöst, das Drehbuch bietet ihm nicht besonders viel Material, um sich zu entfalten. Ich hätte gerne etwas mehr Fokus auf die Kinder gesehen, besonders das Schicksal von Ham hätte etwas mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt. Doch die Nebencharaktere haben nicht so viel zu tun, leider. Allgemein fehlt dem Film der Fokus auf einen Weg. Mal hält sich Aronofsky an die Bibel, an anderen Stellen wiederum interpretiert der Regisseur etwas rein und schlägt einen anderen Weg. Insgesamt gesehen ist „Noah“ ein solider Film, der dank seiner visuelle Meisterhaftigkeit ein sehenswerter Film ist, obwohl die Geschichte seine Makel hat.
6,5/10

Movies 2014 (67) – Training Day

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Jahr: 2001
Genre: Thriller
Regie: Antoine Fuqua
Drehbuch: David Ayer

Worum geht’s?
Der junge Polizist Jake Hoyt hat seinen ersten Tag beim LAPD und wird von dem erfahrenen Drogenfahnder Alonzo Harris in den knochenharten Job eingeführt. Alonzo Harris ist seit 13 Jahren dabei und hat für den täglichen Umgang mit den Kriminellen der Großstadt seine eigenen Methoden und Rituale entwickelt. Der idealistische Jake kann sich mit Alonzo’s Einstellung nicht ganz anfreunden und so geraten die beiden heftig aneinander.

Darsteller:
Denzel Washington as Det. Alonzo Harris
Ethan Hawke as Jake Hoyt
Scott Glenn as Roger
Cliff Curtis as Smiley

Denzel Washington gehört zu den besten Schauspielern aller Zeiten. Keiner soll sich von seinem Fokus auf harte, brutale Thriller blenden lassen, der Mann hat besonders in seiner Anfangszeit ein Drama nach dem anderen gedreht. Und auch in seinen Thrillern liefert er jedes Mal eine hervorragende Performance ab und fügt seinem Charakter stets Tiefgang hinzu, etwas, dass andere Schauspieler nicht machen können bzw. nicht willig sind, zu tun. Wenn ich seinen Namen irgendwo lese oder höre, muss ich sofort an eine Paraderolle denken: Alonzo Harris. Laut, intensiv, furchteinflößend. So kann man seinen Charakter und Performance beschreiben. Nicht nur liefert er in „Training Day“ die vielleicht beste Leistung seiner Karriere ab, der Film selbst zeichnet ein düsterer Portrait der Cops in Los Angeles und ist Fuqua’s bester Film.

Antoine Fuqua hat in seiner Karriere gezeigt, dass er eine Vorliebe für düstere (Cop)Geschichten hat. Mit „Training Day“ stellt er schonungslos dar, wie es innerhalb der LAPD aussieht. Natürlich sind nicht alle Cops korrupt wie Harris, doch der Rampart-Skandal hat gezeigt, dass die Korruption innerhalb der LAPD tief verzwurzelt ist. Mit kalten Bildern und einer dichten Atmosphäre ist seine Inszenierung mehr als gelungen, der Fokus auf die Beziehung Harris-Hoyt ist klasse und lässt den Film sehr intim wirken. Dass die Geschichte des Films sich in Echtzeit abspielt, macht den Film umso spannender. Diese Tatsache ist auch dem Drehbuchautoren David Ayer zu verdanken. Ayer, der sich primär für Polizeigeschichten interessiert, beweist mit seinem Skript eindrucksvoll, dass er auch weiß, wovon er spricht/schreibt. Die Spannungskurve steigt stetig nach oben bis zum unausweichlichen Klimax. Der Plot ist alles andere als vorhersehbar, der Zuschauer kann nicht erraten, wie die Geschichte weitergehen oder sogar enden wird, alles ist möglich. Die Dialoge sind realistisch und intensiv, wie auch der Rest des Films.

Denzel Washington ist Alonzo Harris, ein korrupter Cop, wie er im Buche steht. Er schert sich einen Dreck um Vorschriften und moralische Grundsätze und zieht sein eigenes Ding durch. Als er einen neuen Partner bekommt, zeigt er ihm seine Welt und Ansichten. Es liegt an Hoyt zu entscheiden, ob er genauso enden will wie Alonzo oder ob er sich dagegen wehrt. Denzel Washington liefert hier eine One Man Show ab, die seinesgleichen sucht. Der gute Mann, der zu den besten Schauspielern aller Zeiten gehört, hat schon einige eindrucksvolle Performances auf seinem Resüme, doch wenn es um die Frage der Paraderolle geht, dann kommt nur Alonzo Harris in Betracht. Vom ersten Moment an elektrisiert er das Publikum mit seiner Intensität und Charisma. Der Zuschauer fürchtet sich vor ihm, weil er so unbekümmert und furchtlos agiert. Ethan Hawke als Hoyt ist alles andere als schlecht und liefert ebenfalls eine überzeugende Performance ab. Allein mit seiner Mimik kann er mehr Emotionen verkörpern als so manch anderer Schauspieler, seine Leistung ist subtil und auch klasse. Der Rest der Nebendarsteller ist solide, bekommen aber wenig zu tun, weil sich der Film auf Harris und Hoyt fokussiert. Eine Erwähnung hätte noch Cliff Curtis verdient, der in seiner kleinen Rolle als Krimineller sehr gut ist.

„Training Day“ fesselt den Zuschauer von der ersten Minute an und lässt einen nicht mehr los. Die meisten Filme führen in der Anfangsphase alle wichtigen Charaktere ein und etablieren den Plot und die Konflikte, doch hier ist das nicht der Fall. Man verschwendet keine Zeit mit der Einführung, sondern man lässt die Geschichte ihren Freiraum, um sich zu entfalten. Je länger der Film läuft, desto mehr erfährt man über die Charaktere und ihren Background. Auf diese Art und Weise will der Zuschauer immer mehr Informationen über Harris und auch Hoyt erfahren, das Interesse bleibt konstant auf einem hohen Niveau. Des Weiteren läuft der Film in Echtzeit ab, es gibt keine Zeitsprünge, die Zuschauer wissen genau so viel wie die Charaktere. Das macht den Film unvorhersehbar und auch spannend. Der Thriller hat etwas von einem Psychoduell. Harris will Hoyt unbedingt das korrupte Leben schmackhaft machen, während dieser mit sich kämpft und unentschlossen ist. Einerseits will er Harris nicht wütend machen, denn sein Job ist abhängig von seiner Bewertung. Andererseits ist Hoyt alles andere als korrupt, er ist ein guter Mensch und kann Harris‘ Verhalten nur schwer mit seinem Gewissen vereinbaren. Der Film besitzt von Anfang an eine hohe Intensität und sie nimmt auch nicht ab. Die Dialoge zwischen Harris und Hoyt packen den Zuschauer, sie erinnern an einen fesselnden Schlagabtausch zwischen zwei Boxern. Es hilft, dass die Dialoge so gut geschrieben sind und beide Schauspieler, speziell Washington, sie so stark rüberbringen. Die Kamera liefert kalte Bilder von Los Angeles ab, die zur gesamten Atmosphäre des Films passt. Der Film endet nicht mit einer Moralpredigt, sondern überlässt dem Zuschauer seine eigenen Schlüsse zu ziehen. „Training Day“ ist ein Must See Film für jeden Cineasten. Allein für Washington’s überragende One Man Show ist ein Blick wert.
9/10

Movies 2014 (64) – Gone Girl

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Jahr: 2014
Genre: Drama
Regie: David Fincher
Drehbuch: Gillian Flynn

Worum geht’s?
Wie gut kennt man den Menschen, den man liebt, wirklich? Diese Frage stellt sich Nick Dunne an seinem fünften Hochzeitstag, dem Tag, an dem seine schöne Frau Amy spurlos verschwindet. Unter dem Druck der Polizei und des wachsenden Medienspektakels, bröckelt Nicks Darstellung einer glücklichen Ehe. Durch seine Lügen, Täuschungen und sein merkwürdiges Verhalten stellt sich jeder bald dieselbe unheimliche Frage: Hat Nick Dunne seine Frau ermordet?

Darsteller:
Ben Affleck as Nick Dunne
Rosamund Pike as Amy Dunne
Carrie Coon as Margo Dunne
Neil Patrick Harris as Desi Collings
Tyler Perry for Tanner Bolt
Kim Dickens as Detective Rhonda Boney

Gillian Flynn gehört zurzeit zu den bekanntesten und erfolgreichsten Autorinnen auf der Welt. Ihre ersten beiden Bücher „Cry Baby“ und „Dark Places“ waren sehr gut und haben schon früh gezeigt, dass Flynn die düstere Welt mehr als nur gut kennt. Sie versteht es, den Leser stets auf die falsche Fährte zu führen, nur um ihn dann später zu überraschen. Mit „Gone Girl“ gelang ihr endgültig der Durchbruch. 2,7 Millionen Exemplare wurden verkauft, andere berühmte Autorinnen fanden auch nur Lob für ihr Buch. Als bekannt wurde, dass das Buch verfilmt wird und kein anderer als David Fincher sich dem Projekt annahm, konnte ich es gar nicht mehr erwarten, den Film zu sehen. Und dieser ist alles andere als enttäuschend. Er kommt zwar nicht ganz an die Intensität und Qualität des Buches ran, aber nichtsdestotrotz gehört „Gone Girl“ zu den besten Filmen des Jahres.

Düstere Projekte, das ist der Stoff, aus dem große Filme gemacht werden. Das ist wohl der Gedankengang von David Fincher, der zu den besten Regisseuren in Hollywood gehört. Wenn man sich mal seine Filmographie ansieht, dann erkennt man schnell, dass der Mann aus Denver sich Drehbüchern, die eine böse Seite an sich haben, hingezogen fühlt. Zum Glück führte Fincher Regie, denn er ist der perfekte Mann für diesen Film. Die Inszenierung ist großartig und die Laufzeit von 2,5 Stunden macht sich fast nicht bemerktbar. Fincher gelingt es problemos und meisterhaft, mehrere Themen anzusprechen und sie in einen Film zu verpacken. Die Spannungskurve steigt langsam, aber mit größter Präzision nach oben, bis der Höhepunkt erreicht ist. Das Timing von Fincher stimmt und er liefert einen klasse Thriller ab. Gillian Flynn hat das Drehbuch selber verfasst und im nachhinein war das eine kluge Entscheidung, denn wer kennt ein Buch besser als der/die eigene Autor(in)? Richtig. Flynn’s Skript ist genial. Sie wusste genau, welche Stellen nicht in den Film sollten und hat genau an den richtigen Stellen den Radiergummi verwendet. Die Erzählweise, die das Buch so besonders machte, und funktioniert auch im Film sehr gut. Ich war gespannt zu sehen, wie sie das hinbekommt, aber das Wechseln der Charakterperspektiven, um die Geschichte zu erzählen, ist brilliant und notwendig, um den Zuschauer zu verwirren bzw. sie auf die falsche Fährte zu locken.

Wenn Fincher dich in der Hauptrolle haben will, dann musst du anscheinend schauspielerisches Talent besitzen. Viele aber fragten sich, wieso ausgerechnet Ben Affleck die Hauptrolle bekam und kein anderer Schauspieler. Man muss den Film sehen, um diese Frage zu beantworten. Affleck ist ein sympathischer und bodenständiger Mann, aber es ist wahr, dass er auf dem ersten Blick vielleicht arrogant rüberkommen kann (Nicht meine Meinung). Genau so etwas war für die Rolle des Nick Dunne vonnöten. Affleck liefert die beste schauspielerische Performance seiner Karriere ab. Er spielt mit einer hohen Intensität und der Zuschauer weiß nie, was er von ihm halten soll. Ist er der arrogante Typ, so wie ihn die Medien darstellen, oder ist er doch ein guter Mensch? Affleck bringt beide Aspekte seines Charakters glaubwürdig auf die Leinwand. Alle Schauspielerinnen aus Hollywood wollten Amy Dunne spielen. Charlize Theron, Rooney Mara, Emily Blunt, Natalie Portman und Reese Witherspoon, um nur einige zu nennen. Doch letztendlich ging die Rolle an Rosamund Pike, die mit dieser Leistung endlich das Stardom erreicht. Ihre Performance ist so vielschichtig und es ist bemerkenswert, wie leichtfertig sie mit damit umgeht. Sie hantiert mit ihrer gesamten Emotionspalette und wechselt bravourös von liebenswürdig zu geheimnisvoll bis zu furchteinflössend und wieder zurück. Nicht jeder hätte die Amy Dunne so spielen können wie sie. Fincher beweist wieder einmal, dass er ein Gespür fürs Casting besitzt. Eine Oscarnominierung ist Pike sicher. Affleck hätte auch eine verdient, aber das Feld ist leider viel zu stark dieses Jahr. Ein weiteres Casting hat Hollywood aufmerksam gemacht. Viele wunderten sich, wieso ausgerechnet Tyler Perry in einem Film von Fincher mitspielen sollte. Doch auch er liefert eine fantastische Leistung ab, ebenfalls die beste seiner Karriere. Schlagfertig, charismatisch und direkt, Perry ist in jeder Hinsicht überzeugend. Die restliche Nebendarstellerriege ist ebenfalls klasse. Perfektes Casting.

Buchadaptionen haben es immer schwer. Ist die Vorlage gelungen, dann wird ein Vergleich gezogen, bei dem der Film oft den kürzeren zieht. Zugegeben, in diesem Fall ist das Buch von Gillian Flynn besser als der Film. Doch nichtsdestotrotz gehört die Verfilmung von Fincher zu den besten Filmen des Jahres und ist bisher mein persönliches Highlight von 2014. Der Film ist unglaublich spannend und er führt dich mit all seinen Wendungen stets in die falsche Fährte. Ich habe das Buch gelesen und dennoch habe ich jede Minute mitgefiebert. Fincher versteht es wie kein anderer Spannung aufzubauen. Er nimmt sich schön viel Zeit, um eine dichte Atmosphäre zu erschaffen und konzentriert sich auf die Charaktere, primär Nick Dunne. Der gesamte Thriller ist wie eine lange Episode einer Crime Show, nur mit viel besserem Writing und einem Regisseur, der es versteht, die Spannungskurve langsam ansteigen zu lassen, um dann im Klimax die Zuschauer vollkommen zu überrollen. Das war schon in „Verblendung“ so und hier ist es nicht anders.
Das Buch besitzt eine interessante Erzählstruktur; die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Zum einen von Nick, der in der Gegenwart ist, und zum anderen von Amy, die mit ihren Tagebucheinträgen ihr Leben und ihre Ehe mit Nick festhält. Dementsprechend war ich gespannt, wie Fincher und Flynn das umsetzen würden. Und das Ergebnis ist hervorragend. Fincher weiß genau, wie viel Informationen er in einem Erzählabschnitt preisgeben muss und durch das hervorragende Editing fühlt sich die Erzählstruktur schön smooth an.
Doch der Film ist mehr als nur ein spannender Thriller. Er zeichnet eine Ehe, in der nichts ist, so wie es scheint. Es ist lange her, dass das Kino eine solch abgefuckte Ehe gesehen hat. Zudem blickt er in menschliche Abgründe, die den Zuschauer schockieren werden. Der Film zeigt, wie weit ein Mensch gehen kann, um seine eigene Haut zu retten. Und als ob das nicht schon zu viel Stoff für einen Film wäre, haut Fincher noch einen drauf und kritisiert auf amüsante Art und Weise unsere Medien und ihr Problem. Das Problem ist, dass die Medien nicht mehr vernünftig recherchieren und sich gleich auf Behauptungen stürzt, nur um als erstes eine Story zu ergattern. Dass sie eventuell das Leben der Menschen im Mittelpunkt zerstören ist egal, Hauptsache die Quote stimmt. Hinzu kommt noch der chillige Score von Trent Reznor, der jede Szene noch zusätzliche Würze gibt. Es gibt keine unnötige Szene, alles ist handwerklich perfekt. Einziger Nachteil: Das Ende kam viel zu abrupt. Hier hätte sich der Film ruhig etwas mehr Zeit nehmen können, so wie das Buch. Aber ansonsten ist „Gone Girl“ ein fantastischer Film mit super Schauspielern, genialem Score und Editing. Fincher did it again.
9/10

Movies 2014 (63) – Das schnelle Geld

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Jahr: 2005
Genre: Drama
Regie: D.J. Caruso
Drehbuch: Dan Gilroy

Worum geht’s?
Nach einer schweren Knie-Verletzung ist Brandon Langs glänzende Karriere als Football-Profi vorbei. Doch sein einzigartiges Insiderwissen bringt ihn wieder ganz nach oben – in der äußerst lukrativen Welt der Sportwetten. Bald entdeckt ihn Walter Abrams, der Brandon zu seinem Nachfolger an der Spitze eines exklusiven Wettunternehmens erzieht. Dort gilt nur eine Regel: Je größer das Risiko, desto größer der mögliche Gewinn. Während Brandon mit dem Geld seiner Kunden riesige Vermögen erwettet, verfällt Abrams einem zerstörerischen Lebensstil, vor dem ihn nicht einmal die Liebe seiner Frau Toni Morrow bewahren kann. Aber auch Brandon gerät in höchste Gefahr: Seine unersättliche Gewinnsucht führt ihn direkt in kriminelle Zockerkreise, aus denen es für ihn scheinbar kein Entkommen mehr gibt.

Darsteller:
Al Pacino as Walter
Matthew McConaughey as Brandon
Rene Russo as Toni
Jeremy Piven as Jerry

Matthew McConaughey gehört heute zu den größten und besten Schauspielern der Welt. In jedem Film liefert er eine packende Performance ab, und auch die Filme selbst sind gut bis fantastisch. Das war aber nicht immer so. Vor einigen Jahren drehte McConaughey nur RomComs und sammelte seine Paychecks ein, ohne sich groß anzustrengen. Aber in der Zeit nahm er hin und wieder auch eine anspruchsvolle Rolle an, wie zum Beispiel in „Das schnelle Geld“. Hier konnte er der Welt zeigen, dass er eigentlich immenses Talent besitzt, auch wenn Pacino ihn im Film um Längen schlägt. Das Drama selbst ist bis zum dritten Akt ganz interessant, nimmt dann aber die vorhersehbare Route und endet nicht ganz so stark wie der Beginn dies vermuten lässt.

Regisseur D.J. Caruso hat mit seinen letzten ersten beiden Filmen bewiesen, dass er ein Händchen für gute Geschichten besitzt. Nun knüpft er sich die Welt der Sportwetten vor und konnte gleich auch zwei große Stars für sein Unterfangen gewinnen. Seine überzeugende Inszenierung kann den Film vor der Oberflächlichkeit nicht retten, obwohl er stark dagegen ankämpft. Die schnellen Schnitte passt zum Film und der Thematik, und auch der Look des Films weiß zu gefallen. Nach 11 Jahren Pause gab Dan Gilroy sein Comeback mit diesem Drehbuch. Der Blick in die Welt eines Sportwettenmoguls und seine Arbeiter ist ganz interessant und man lernt vieles dazu. Doch den Charakteren fehlt es an Tiefe und Gilroy schafft es nicht, aus der vielversprechenden Beziehung zwischen Walter und Brandon mehr rauszuholen. Gegen Ende des Films nimmt das Skript an Intensität zu, doch da ist der Moment schon verflogen. Die Ähnlichkeit zu Oliver Stone’s „Wall Street“ ist nicht zu leugnen. Nur eine Feststellung, keine Schwäche des Films.

Matthew McConaughey verkörpert Brandon Lang, ein ehemaliger Quarterback mit immensem Talent. Er galt als sicherer Profi, doch eine Knieverletzung zwingte ihn die Karriere an den Nagel zu hängen. Als er sein Talent für Sportwetten entdeckt, wird er von Walter engagiert und gefördert. Doch Lang ahnt nicht, dass diese Welt auch seine Schattenseiten hat und man nicht immer richtig legen kann. McConaughey hätte schon viel früher anfangen sollen, solche Filme zu drehen. Jahrelang hat er sein großes Talent vergeudet. Hier gibt er eine grundsolide und überzeugende Performance ab. Man kauft ihm jede Emotion ab und auch die zwei Seiten seiner Persönlichkeit werden gut dargestellt. Bei den Beratungen könnte er nicht lebendiger sein. Sein Boss Walter wird gespielt von Al Pacino. Er will nur das beste für sich und seine Mitarbeiter, doch er ist nicht ganz der nette Kerl und besitzt so seine dunklen Geheimnisse. Al Pacino zeigt in diesem Film, dass er einfach ein klasse Schauspieler ist, einer der besten aller Zeiten. An seine Klasse kommt in diesem Film niemand ran, jeder verblasst neben seiner starken Präsenz. Er zeigt Emotionen und durchlebt in diesem Film mehr Emotionen als eine Frau in einer Woche. Knapp an der Grenze vom Overacting, ist Pacino der MVP des Films. Rene Russo als Ehefrau von Salter bekommt leider nicht so viel zu tun, hinterlässt als Stützpunkt Walter’s aber eine gute Figur.

Wer gerne mal wettet oder einen Blick hinter die Kulissen einer Sportwettenfirma werfen möchte, dem wird „Das schnelle Geld“ gefallen. Der Film widmet sich einem interessanten Thema, welches in Hollywood nicht allzu oft in den Mittelpunkt gerät. Ich bin kein Fan von Sportwetten, wollte aber schon immer mal wissen, wie die Beratung im Business gehandhabt wird. Der Film hat viele Antworten und ist in dem Aspekt definitv interessant. Der Film selbst lebt von der Dynamik zwischen Walter und Brandon. Ihre Beziehung ähnelt einer Vater-Sohn Beziehung und ist ziemlich intensiv. Immer wenn beide aufeinandertreffen, spürt man förmlich den Machtkampf und die Gefühle der Protagonisten, die den Raum elektrisieren. Nach einem starken Beginn stagniert der Film etwas, es geht nicht so recht mit der Handlung voran. Die Szenen, in der Brandon mit seinen Tipps schwächelt, wiederholen sich und mit der Zeit hat auch der dümmste Zuschauer verstanden, dass Brandon tief in der Scheiße steckt. Wenn Brandon aber all in geht und die Situation noch retten will, steigt die Dramatik und hier wird das Tempo wieder angezogen. Man hätte locker 10-15 Minuten schneiden können und das Endprodukt wäre knackiger gewesen, oder die 15 Minuten hätte man einfach besser verwenden können. Des Weiteren fehlt dem Film der Tiefgang. Wenn Brandon’s Misere immer schlimmer wird, fokussiert sich der Film mit schnellen Cuts auf Walter’s Reaktion und Innenleben, anstatt Brandon näher zu beobachten, es bleibt oberflächlich. Das Liebesdreieck hätte auch nicht sein müssen, bedient nur das Klischee solcher Filme. Interessanter wäre es gewesen, wenn die Frau eine Art Femme Fatale wäre. Insgesamt ist „Das schnelle Geld“ ein mehr als solides Drama, das mit zwei hochklassigen Schauspielern aufwartet. Ohne die konventionelle Linie wäre hier sicherlich mehr drin gewesen.
7/10

Movies 2014 (58) – Außer Kontrolle

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Jahr: 1996
Genre: Action
Regie: Andrew Davis
Drehbuch: J.F. Lawton, Michael Bortman

Worum geht’s?
Der Student Eddie Kasalivich (Reeves) entwickelt mit einer Team von Wissenschaftlern eine alternative Energiequelle auf Wasserstoff-Basis. Das gefällt einigen Leuten von der Regierung allerdings gar nicht, und so wird kurzer Hand ein Professor ermordet, das Labor in die Luft gesprengt und alles dem armen Eddie in die Schuhe geschoben. Daraufhin ist er für den Rest des Filmes vor Polizei, FBI und den Gangstern auf der Flucht.

Darsteller:
Keanu Reeves as Eddie Kasalivich
Morgan Freeman as Paul Shannon
Rachel Weisz as Dr. Lily Sinclair
Brian Cox as Lyman Earl Collier

Keanu Reeves hat in seiner Karriere schon einige gute Filme gedreht. Wenn man seinen Namen hört, denkt man sofort an „Matrix“. Die meisten halten ihn für einen hölzernen Schauspieler und das mag auch so sein, dennoch hat er in seiner Karriere schon ganz solide Leistungen gezeigt, wie beispielsweise in „Im Auftrag des Teufels“. Es ist aber auch nicht zu leugnen, dass Reeves auch in schlechten Filmen mitgewirkt hat. „Außer Kontrolle“ steht genau in der Mitte, kein guter Film, der aber auch kein Reinfall ist. Ein durchschnittlicher Actionfilm eben.

Regisseur Andrew Davis kennt sich im Actiongenre bestens aus und hat schon einige ordentliche Werke abgeliefert. „Auf der Flucht“ ist ein packender Thriller mit tollen darstellerischen Leistungen, während „Alarmstufe: Rot“ ein ordentlich inszenierter Thriller ist. Unterm Strich will ich damit sagen, dass Davis Talent besitzt. Mit „Außer Kontrolle“ kann er nicht an seine früheren starken Leistungen anknüpfen. Dafür baut der Film nicht genügend Spannung auf und verliert oft den Fokus, sodass der Zuschauer ständig das Interesse verliert, nur um dann durch einige gelungene Sequenzen wieder eingenommen zu werden. Das Drehbuch schafft es nicht, aus einer interessanten Prämisse einen gelungenen Film zu machen. Alle Charaktere außer Eddie sind dem Zuschauer egal, man findet einfach keine Bindung zu ihnen. Dennoch gibt es einige gute Momente und die ganzen Locationwechsel halten das Tempo auf einem hohen Niveau.

Keanu Reeves spielt Eddie, ein Student, der sehr viel Ahnung von Technik hat. Er arbeitet mit einer Crew an einem Projekt, dass die Welt verändern könnte. Als das Labor durch eine Explosion zerstört wird, gilt er als Hauptverdächtiger. Mit Lily macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit. Keanu Reeves gibt eine überzeugende Performance ab und schafft es, dass der Zuschauer mit ihm sympathisiert. Seine Partnerin in crime wird dargestellt von Rachel Weisz, die zwar solide ist, aber eigentlich nur verbraucht wird. Wenn man schon eine talentierte Schauspielerin wie Weisz an Bord holt, dann sollte sie auch mehr zu tun bekommen. Morgan Freeman als der Boss der beiden und der Chef des gesamten Projekts gibt die beste Leistung in dem Film ab und ist der MVP. Man wird aus seinem Charakter nie schlau und das verdankt man der Performance von Freeman, der weiß, wie man sich geheimnisvoll verhält. Die restliche Besetzung erledigt seinen Job ziemlich gut, aber keiner sticht heraus.

Bei dieser Besetzung hat sich der Zuschauer bestimmt einen packenden Thriller erhofft, doch „Außer Kontrolle“ pendelt sich im soliden Mittelmaß ein und schafft es auch nicht, das ganze Potenzial auszuschöpfen. Das Konzept ist nicht gerade originell und erinnert stark an sein besseres Vorbild „Auf der Flucht“, doch im Gegensatz zu diesem Film besitzt dieser Streifen nicht mal annähernd so interessante Charaktere. Eine weitere Schwäche des Films ist das nicht ausgeklügelte Drehbuch. Oftmals verliert der Film seinen Fokus und es gibt Momente, in denen die Handlung nicht vorangeht bzw. stagniert, sodass der Zuschauer das Interesse verliert. Vor allem der Anfang zieht sich und es dauert eine Weile, bis der Fahrt aufnimmt. Nervig sind Trotz all diesen negativen Kommentaren besitzt der Film einen gewissen Unterhaltungswert. Das Publikum fiebert mit Eddie und Lily, die Idee der neuen Technologie ist interessant, auch wenn sie bisschen unlogisch ist und die Fakten nicht gerade der Wahrheit entsprechen. Trotz vorhersehbaren Twists ist auch der Charakter Paul Shannon ziemlich interessant und er ist der einzige Charakter, der vielschichtig ist. Alles in allem ist „Außer Kontrolle“ ein solider Thriller, der dank seiner Schauspieler und Actionsequenzen überzeugt.

Movies 2014 (57) – Life of Pi

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Jahr: 2012
Genre: Drama
Regie: Ang Lee
Drehbuch: David Magee

Worum geht’s?
Pi Patel ist der Sohn eines indischen Zoodirektors. Eine Katastrophe führt dazu, dass er mitten auf dem Ozean, abgeschnitten von der Außenwelt, in einem Rettungsboot dahintreibt. Dieses teilt er sich mit dem einzigen anderen Überlebenden: einem furchteinflößenden bengalischen Tiger namens Richard Parker, zu dem er eine wundersame und unerwartete Verbindung aufbaut.
Pi nutzt seinen ganzen Einfallsreichtum, um den Tiger zu trainieren, seinen Mut, um den Elementen zu trotzen, und schlussendlich seinen Glauben, um die Kraft aufzubringen, sie beide zu retten. Die schicksalhafte Reise des Teenagers wird dabei zunehmend ein episches Abenteuer voller gefährlicher Entdeckungen und Erlebnisse.

Darsteller:
Suraj Sharma as Pi Patel
Irrfan Khan as Adult Pi Patel
Rafe Spall as Writer
Gérard Depardieu as Cook

Die Verfilmung von „Life of Pi“ war eine schwere Geburt. Bevor Ang Lee den Regiejob annahm, wurden M. Night Shyamalan, Alfonso Cuarón und Jean-Pierre Jeunet für den Regieposten behandelt. Des Weiteren wurde Tobey Maguire für die Rolle des Autoren gecastet. Seine Szenen hat er auch abgedreht, doch Ang Lee entschied sich dafür, einen eher unbekannten Schauspieler zu nehmen. Maguire „sei zu berühmt gewesen und hätte nur abgelenkt.“ Wie auch immer, zum Glück wurde Ang Lee engagiert, denn er gehört zu den besten Regisseuren auf der Welt. Und das Endergebnis kann sich sehen lassen: „Life of Pi“ ist ein visuelles Meisterwerk – berührend, humorvoll, dieser Film besitzt alles.

Wie oben schon geschrieben, gehört meiner Meinung nach Ang Lee aktuell zu den besten Regisseuren in Hollywood. Er legt sich nie auf ein Genre fest, sonden liebt es, in jedes Genre einzutauchen. Hier eine Romanze zwischen zwei schwulen Männern, da eine Suoperheldenverfilmung. Des Weiteren ist seine einzigartige Handschrift in jedem seiner Filme erkennbar. Der Roman Schiffbruch mit Tiger von Yann Mantal galt als unverfilmbar, aber das hielt Lee nicht davon ab, es zumindest zu versuchen. Das Werk ist nicht nur akzeptabel geworden, sondern es verdient sogar das Prädikat Ausgezeichnet. Der Film erzählt nicht nur eine inspirierende Geschichte, sondern überzeugt auch visuell. Die Effekte sind großartig und lassen den Film extrem realistisch wirken. Allein der Tiger und die Szenen auf dem Meer werden die Zuschauer zum Staunen bringen. Ang Lee’s Auge für Details ist auch in diesem Film erkennbar. David Magee, der schon in „Finding Neverland“ bewies, dass er tolle Geschichten schreiben kann, hat ein eindrucksvolles Drehbuch geschrieben. Er fokussiert sich auf das innere Leben des Hauptcharakters und holt dabei fast alles raus. Die Dialoge sind brilliant, die Lehren, die der Zuschauer daraus ziehen kann, sind groß.

3000 Jugendliche wollten Pi Patel spielen, am Ende bekam Suraj Sharma die Rolle, und das, obwohl er dafür überhaupt nicht vorsprechen wollte. Sein Ziel war es eigentlich, seinen Bruder zu unterstützen, der diese Rolle bekommen wollte. Schicksal. Sharma spielt Patel, einen klugen Jungen, der es im Leben nicht leicht hatte. Sein Vater hat ihn ständig unter Druck gesetzt, doch auf seine Mutter konnte er immer zählen. Als er nach einem Schiffsunglück auf einem Boot mit einem Tiger treibt, ändert sich sein gesamtes Leben. Ich habe vor diesem Film nichts von Sharam gehört, doch dieser Film wird ihm alle Türen in Hollywood öffnen. Er spielt unglaublich gut und kann eine ganze Palette von Emotionen abrufen. Von Verzweiflung bis hin zur Freude, jede Emotion wird von ihm überzeugend verkörpert. Der Zuschauer baut sofort eine Bindung zu ihm auf und fiebert mit ihm mit. Irrfan Khan, der den älteren Patel spielt, strahlt eine solche Ruhe aus, die wirklich bewundernswert ist. Khan ist immer verlässlich und liefert immer eine glaubwürdige Performance ab. Die restlichen Schauspieler machen ihre Sache ebenfalls gut und sind überzeugend.

Ich habe lange nicht mehr so einen Film wie „Life of Pi“ gesehen – magisch, inspirierend, emotional, witzig. Er hat einfach alles, was das Filmherz begehrt. Die Buchvorlage galt als unverfilmbar, aber da ich das Buch nicht kenne (Steht aber auf jeden Fall auf meiner Leseliste), kann ich nur den Film beurteilen und der hat mich auf jeder Ebene überzeugt. Die Reise, auf die uns Lee mitnimmt, ist unvergesslich. Zunächst muss man die Erzählweise loben. Pi Patel erzählt dem Autoren, dessen Namen wir nicht kennen, seine Lebensgeschichte. Das ist clever, denn genauso wie der Autor bekommen wir die Geschichte zu hören, und die ist unglaublich. Die Story von Patel ist voller Höhen und Tiefen, Weisheiten, die der Zuschauer mitnimmt und nicht so schnell vergisst. Doch die Geschichte wäre ohne die spektakulären Effekte nur halb so fesselnd. Optisch ist der Film ein Augenschmaus. Die Effektschmiede „Rhythm & Hues Studios“ hat ganze Arbeit geleistet und zurecht den Oscar gewonnen. Der Zoo und die Tiere sehen realistisch aus, man könnte glatt, dass die Produzenten echte Tiere benutzt haben. Besonders die Sequenzen auf dem Meer können sich sehen lassen. Wenn Patel gegen die Wellen kämpft und sich gegen Peter Parker behaupten muss, dann sieht das einfach fantastisch aus. Das Farbenspiel und die tolle Kontraste sehen einfach super aus. Peter Parker, der Tiger, sieht extrem gut aus. Das Zusammenspiel aller Effekte hat den Oscar einfach verdient, CGI wurde lange nicht mehr so gut eingesetzt. Ich bin kein Fan von 3D, aber es gibt einige Filme, die diesen Effekt einfahc komplett ausnutzen können, wie zum Beispiel „Avatar“ und auch „Life of Pi“.
Deshalb liebe ich Filme.

Movies 2014 (53) – Blue Jasmine

blue-jasmine

Jahr: 2013
Genre: Drama
Regie: Woody Allen
Drehbuch: Woody Allen

Worum geht’s?
Jasmine liebt ihr komfortables Leben sehr, bevor sie es durch die Trennung von ihrem wohlhabenden Mann Hal entrissen bekommt. Sie muss nun tiefer stapeln und sich neu in ihrem Leben orientieren. Doch statt einer frischen Perspektive sucht Jasmine zunächst nur den Streit, denn der neue Freund ihrer Schwester will ihr so gar nicht gefallen und auch ihr Job in einer Zahnarztpraxis scheint keine Erlösung zu bringen.

Darsteller:
Cate Blanchett as Jasmine
Sally Hawkins as Ginger
Alec Baldwin as Hal
Bobby Cannavale as Chili

Woody Allen ist ein unglaublicher Regisseur. Er gehört zu den wenigen Filmemachern, die jedes Jahr einen Film veröffentlichen und das schon seit 1982. Nur 1981 kam kein Film von ihm raus, um „Eine Sommernachts-Sexkomödie“ vorzubereiten, der aber nicht sehr gut ankam. Die letzten Monate haben ihm aber nicht gut getan und ihm wurde vorgeworfen, dass er seine Adoptivtochter Dylan Farrow missbraucht habe. Dies waren nicht die ersten Anschuldigungen. Man kann also von ihm halten was man will (cih persönlich mochte ihn nie), eins kann man aber nicht abstreiten, nämlich die Tatsache, dass er ein talentierter Regisseur ist. Dies zeigt auch „Blue Jasmine“, der eine Glanzleistung von Cate Blanchett besitzt, die für ihre Darbietung zurecht einen Oscar gewann.

Woody Allen hat einen komischen Sinn für Humor und seine Filme leben immer von seinen pointierten Dialogen. Allen, wie immer für die Regie und das Drehbuch verantwortlich, setzt in diesem Film den Fokus auf das Dramatische. Seine letzten Werke waren eher Feel Good-Filme, vor allem „Midnight in Paris“ war von einer gewissen Leichtigkeit gekennzeichnet, die den Film so unterhaltsam gemacht hat. „Blue Jasmine“ fokussiert sich auf eine Frau, die ihr wohlhabendes Leben hinter sich lassen muss und mit dieser Erkenntnis nicht klarkommt. Nicht oft bekommt man so eine präzise Charakterstudie zu sehen, wie sie Allen den Zuschauern präsentiert. Er trifft mit seinem Porträt den Nagel auf den Punkt und man kann leicht Vergleiche zur heutigen Oberschicht ziehen. Das Drehbuch gehört zu den stärksten Skripts, die Allen in den letzten Jahren verfasst hat und ihm gelingt es mit Leichtigkeit, dem Drama durch humorvolle Momente Abwechslung mitzugeben, ohne das es unpassend wirkt. Die Dialoge sind der stärkste Aspekt und sind scharf geschliffen und kommen an.

Cate Blanchett spielt Jasmine, die oberflächlich gesehen eine wundervolle Ehe mit dem reichen Hal besaß, bevor alles den Bach runter ging. Sie fand heraus, dass ihr Mann sie mit dutzenden Frauen betrogen hat und zudem mit dem Geld anderer Leute gewettet hat mit der Folge, dass er das Geld dieser Menschen verloren hat. Nun lebt Jasmine mit ihrer Halbschwester zusammen und muss sich an einen niedrigeren Lebensstandard gewöhnen. Die Leistung von Blanchett gleicht einer Tour de Force und ist wahnsinnig stark. Sie bedient sich der Emotionspalette und kann von Freude bis zur Verzweiflung und Hass jede Gefühlslage überzeugend darstellen. Es ist außerdem erstaunlich, wie leicht sie von einer Gefühlslage zur anderen springen kann. Ihre Vielseitigkeit kommt hervorragend zur Geltung und sie hat auch verdient den Oscar gewonnen. Ihre Halbschwester Ginger wird verkörpert von Sally Hawkins, die neben Blanchett zwar nicht glänzen kann, aber dennoch eine feine Performance abliefert und auch zurecht eine Nominierung einheimste. Ihre Leistung ist nicht showy, aber immer noch ziemlich gut. Bobby Cannavale mimt ihren neuen Freund und sorgt für den Humor mit seiner amüsanten Performance. Der Rest der Besetzung ist ebenfalls überzeugend.

„Blue Jasmine“ gehört zu Woody Allen’s stärksten Filmen. Ich habe noch nicht alle Filme von ihm gesehen, doch dieses Drama spielt mit Sicherheit in der ersten Liga mit. Allen porträtiert in dieser Dramedy eine Frau, die dank ihrem (Ex)Mann ganz oben war, nur um dann später ganz tief zu fallen. Sie bekam alles von ihrem Mann geschenkt, und vergaß dabei auf ihre Umwelt zu achten, denn sonst hätte sie mitbekommen, dass ihr Mann sie mit dutzenden Frauen betrogen hat. Der Film wäre ohne Blanchett’s Performance nur halb so gut. Der Rest des Streifens ist klasse, aber hervorsticht primär die Tour de Force Performance von Blanchett. Doch auch ohne das fantastische Drehbuch von Allen wäre der Filmnicht das, was er ist, nämlich ein überzeugende Charakterstudie. Die Dialoge sind brilliant geschliffen und Allen wechselt ohne Mühe stetig das Genre. Das wirkt in vielen Filmen oft aufgezwungen, aber hier fühlt es sich sehr natürlich an. Der Film ist zynisch und konsequent in seiner Darbietung über die High Society, aber an der Dramedy mangelt es ebenfalls nicht an witzigen Momenten. Bobby Cannavale beispielsweise gibt dem Film genug Humor mit und heitert die Atmosphäre auf. Der Film besitzt kein Happy End, sodass die Studie noch eindringlicher wirkt. „Blue Jasmine“ ist großartig und sollte man gesehen haben.
8/10