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Movies 2015 (7) – Panic Room

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Jahr: 2002
Genre: Thriller
Regie: David Fincher
Drehbuch: David Koepp

Worum geht’s?
Ein brutaler Einbruch in ihr frisch bezogenes Sandsteinhaus in New York treibt die geschiedene Meg Altman (Jodie Foster) und ihre Tochter Sarah (Kirsten Stewart) in den Panic Room des Gebäudes, ein gepanzertes und mit allen denkbaren High-Tech-Geräten ausgestattetes Refugium, das die Bewohner vor jedweden Eindringlingen schützen soll. Die beiden können nicht ahnen, daß ausgerechnet dieser Panic Room das Ziel des genau geplanten Einbruchs von Burnham (Forest Whitaker), Raoul (Dwight Yoakam) und Junior (Jared Leto) ist. Und sie werden vor nichts Halt machen, bis sie bekommen, wonach sie suchen.

Darsteller:
Jodie Foster as Meg Altman
Kristen Stewart as Sarah Altman
Forest Whitaker as Burnham
Jared Leto as Junior
Dwight Yoakam as Raoul

Der Film hatte mit einigen Problemen zu kämpfen und fast wäre er überhaupt nicht entstanden. Eigentlich wurden Nicole Kidman & Hayden Panettiere für die Charaktere Meg und Sarah Altman gecastet, doch Fincher fand, dass Panettiere nicht die richtige Schauspielerin für die Rolle ist. Kidman war zwar einige Tage auf dem Set, konnte aber wegen einer Knieverletzung nicht weiterdrehen. Fincher war der Meinung, die Produktion komplett zu beenden, doch das Stduio wollte die Dreharbeiten fortführen. Kurzfristig konnte man Jodie Foster für die Hauptrolle gewinnen, die eigentlich schon in „The Game“ mit Fincher zusammenarbeiten sollte. Am Ende wurde der Film nach vier Monaten zu Ende gedreht und man kann glücklich sein, dass das Studio die Produktion nicht abbrechen wollte. „Panic Room“ ist ein klasse Film, der aus seinem Setting viel herausholt und aus einem simplen Konzept einen spannenden Thriller macht.

David Fincher ist für seine extrem anspruchsvollen Dreharbeiten bekannt. Dank mehreren Takes für eine Szene versucht er jede Szene zu perfektionieren und gehört nicht nur deshalb zu den besten Regisseuren in Hollywood. Seine visuellen Neigungen sowie seine Vorliebe für dunkle Stories sind bekannt und nach „Fight Club“ und „The Game“ nahm er ein weiteres Projekt mit dem selben Ton an und liefert wieder einmal einen makellosen Film an. Handwerklich ist der Film perfekt und es macht Spaß, einem Regisseur wie Fincher bei der Arbeit zuzuschauen. Er legt Wert auf die Details und das ist bemerkbar. Zudem ist es beeindruckend, wie viel Fincher aus dem Konzept herausholt. Er schöpft jede Möglichkeit aus und nutzt dabei alles aus, um Spannung aufzubauen. Besonders die Kamera ist dabei hilfreich und durch die zahlreichen Kamerafahrten entwickelt sich beim Zuschauer ein beklemmendes Gefühl und man fragt sich, wie man selbst in dieser Situation agieren würde. David Koepp, der das Drehbuch in sechs Tagen schrieb und dafür vier Millionen Dollar bekam, hat ebenfalls seine Hausaufgaben gemacht. Solche Konzepte überleben nur mit guten Ideen und genau die besitzt Koepp, der das Setting ausnutzt und sich dabei viele Szenarien ausgedacht hat. Er lässt die Zuschauer die Klaustrophobie regelrecht spüren und er schafft es, dass die Zuschauer mit den Protagonisten sympathisieren.

Jodie Foster spielt Meg Altman, die sich von ihrem reichen Mann hat scheiden lassen und nun nach einem neuen Heim Ausschau hält. Sie sucht sich ein riesiges Haus in New York aus, der auch einen Panic Room besitzt. Ein abgeschotteter Raum, der durch massive Stahlwände geschützt wird und dadurch im schlimmsten Fall Kriminelle abhalten soll, die versuchen, in diesen Raum einzudringen. Als dieses Worst-Case-Szenario eintritt, kann Meg sich mit ihrer Tochter ganz knapp in diesen Raum einschließen und versucht, gegen die Kriminellen standzuhalten. Foster ist hervorragend in diesem Film und kann die Verzweiflung, die ihr Charakter besitzt, glaubwürdig darstellen. Gleichzeitig ist auch determiniert, die Verbrecher zu stellen und diese Mischung ergibt eine fesselnde Performance. Kristen Stewart, die ihre Tochter Sarah verkörpert, überrascht mit einer reifen Leistung. Man hat das Gefühl, dass sie schon sehr lange im Business ist. Das Verbrechertrio besteht aus Forest Whitaker, der die Idee zum Raum hatte, Jared Leto, der ebenfalls das Geld möchte und Dwight Yoakam, der helfen möchte. Die wohl beste Performance des Trios bietet Whitaker, der trotz seines Charakters und seinem Vorhaben die Sympathien des Zuschauers gewinnen kann. Er ist zwar derjenige mit Ideen, versucht aber trotzdem immer die Opfer nicht zu verletzen. Jared Leto overacted in diesem Film und das ist teilweise ziemlich komisch, ist aber immer noch glaubwürdig in der Rolle. Dwight Yoakam ist eher der ruhigere der dreien, aber auch derjenige, der sich nicht davor scheut, harte Gewalt anzuwenden. Sein Charakter ist sehr geheimnisvoll und das stellt er gut dar.

Wer Lust auf einen sehr gut gemachten Thriller hat, sollte sich schleunigst „Panic Room“ anschauen. Der Film bietet alles, was das Thrillerherz begehrt: Eine simple Geschichte, die aber durch viele Ideen aufgepeppt wird, Charaktere, mit denen man mitfiebert und eine Spannungskurve, die stetig nach oben geht. Man muss erstmal darauf kommen, einen normalen Sicherheitsraum zu nehmen und drumherum eine gut erzählte Geschichte zu entwickeln. Fincher versteht es, eine beklemmende Atmosphäre zu schaffen und damit die Zuschauer in den Bann zu ziehen. Die Geschichte ist von Anfang an mitreißend, denn man hat so etwas noch gar nicht im Kino gesehen, auch wenn die Story dem Film „Warte, bis es dunkel ist“ aus dem Jahre 1967 gleicht. Dass der Film in Echtzeit abläuft, trägt zur Spannung bei. Die Kamera ist großartig und bewegt sich wie ein Tier, sie fängt die Atmosphäre sehr gut ein und erzeugt durch die komplexen Kamerafahrten ein beengendes Gefühl, so als ob man selbst in dem Panic Room eingesperrt ist. Der Konflikt zwischen Meg und den Kriminellen hätte ganz schnell langweilig werden können, doch Fincher und Koepp wissen, wie man die Handlung interessant hält und es entwickelt sich ein regelrechter Schlagabtausch zwischen den beiden Parteien. Denn Meg schafft es, trotz dem Panic Room und dem wenigen Platz, den sie besitzt, mit ihren Ideen den Männern das Leben zur Hölle zur machen. Es ist ein Hin und Her, größtenteils zwischen Meg und Burnham. Es ist überraschend, dass Burnham stets Pläne entwickelt, um den beiden zu zeigen, dass er es ernst meint, denn er ist der einzige, der Mitgefühl zeigt, was ihn am Ende auch runterzieht. Der Verlauf der Geschichte ist zwar vorhersehbar, der Film hätte ebenfalls auch etwas kürzer sein können, aber das alles fällt nicht groß auf, denn „Panic Room“ ist ein spannender Thriller mit guten Performances. Gehört definitiv zu Fincher’s underrated Filmen neben „Zodiac“.
7,5/10

Movies 2014 (64) – Gone Girl

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Jahr: 2014
Genre: Drama
Regie: David Fincher
Drehbuch: Gillian Flynn

Worum geht’s?
Wie gut kennt man den Menschen, den man liebt, wirklich? Diese Frage stellt sich Nick Dunne an seinem fünften Hochzeitstag, dem Tag, an dem seine schöne Frau Amy spurlos verschwindet. Unter dem Druck der Polizei und des wachsenden Medienspektakels, bröckelt Nicks Darstellung einer glücklichen Ehe. Durch seine Lügen, Täuschungen und sein merkwürdiges Verhalten stellt sich jeder bald dieselbe unheimliche Frage: Hat Nick Dunne seine Frau ermordet?

Darsteller:
Ben Affleck as Nick Dunne
Rosamund Pike as Amy Dunne
Carrie Coon as Margo Dunne
Neil Patrick Harris as Desi Collings
Tyler Perry for Tanner Bolt
Kim Dickens as Detective Rhonda Boney

Gillian Flynn gehört zurzeit zu den bekanntesten und erfolgreichsten Autorinnen auf der Welt. Ihre ersten beiden Bücher „Cry Baby“ und „Dark Places“ waren sehr gut und haben schon früh gezeigt, dass Flynn die düstere Welt mehr als nur gut kennt. Sie versteht es, den Leser stets auf die falsche Fährte zu führen, nur um ihn dann später zu überraschen. Mit „Gone Girl“ gelang ihr endgültig der Durchbruch. 2,7 Millionen Exemplare wurden verkauft, andere berühmte Autorinnen fanden auch nur Lob für ihr Buch. Als bekannt wurde, dass das Buch verfilmt wird und kein anderer als David Fincher sich dem Projekt annahm, konnte ich es gar nicht mehr erwarten, den Film zu sehen. Und dieser ist alles andere als enttäuschend. Er kommt zwar nicht ganz an die Intensität und Qualität des Buches ran, aber nichtsdestotrotz gehört „Gone Girl“ zu den besten Filmen des Jahres.

Düstere Projekte, das ist der Stoff, aus dem große Filme gemacht werden. Das ist wohl der Gedankengang von David Fincher, der zu den besten Regisseuren in Hollywood gehört. Wenn man sich mal seine Filmographie ansieht, dann erkennt man schnell, dass der Mann aus Denver sich Drehbüchern, die eine böse Seite an sich haben, hingezogen fühlt. Zum Glück führte Fincher Regie, denn er ist der perfekte Mann für diesen Film. Die Inszenierung ist großartig und die Laufzeit von 2,5 Stunden macht sich fast nicht bemerktbar. Fincher gelingt es problemos und meisterhaft, mehrere Themen anzusprechen und sie in einen Film zu verpacken. Die Spannungskurve steigt langsam, aber mit größter Präzision nach oben, bis der Höhepunkt erreicht ist. Das Timing von Fincher stimmt und er liefert einen klasse Thriller ab. Gillian Flynn hat das Drehbuch selber verfasst und im nachhinein war das eine kluge Entscheidung, denn wer kennt ein Buch besser als der/die eigene Autor(in)? Richtig. Flynn’s Skript ist genial. Sie wusste genau, welche Stellen nicht in den Film sollten und hat genau an den richtigen Stellen den Radiergummi verwendet. Die Erzählweise, die das Buch so besonders machte, und funktioniert auch im Film sehr gut. Ich war gespannt zu sehen, wie sie das hinbekommt, aber das Wechseln der Charakterperspektiven, um die Geschichte zu erzählen, ist brilliant und notwendig, um den Zuschauer zu verwirren bzw. sie auf die falsche Fährte zu locken.

Wenn Fincher dich in der Hauptrolle haben will, dann musst du anscheinend schauspielerisches Talent besitzen. Viele aber fragten sich, wieso ausgerechnet Ben Affleck die Hauptrolle bekam und kein anderer Schauspieler. Man muss den Film sehen, um diese Frage zu beantworten. Affleck ist ein sympathischer und bodenständiger Mann, aber es ist wahr, dass er auf dem ersten Blick vielleicht arrogant rüberkommen kann (Nicht meine Meinung). Genau so etwas war für die Rolle des Nick Dunne vonnöten. Affleck liefert die beste schauspielerische Performance seiner Karriere ab. Er spielt mit einer hohen Intensität und der Zuschauer weiß nie, was er von ihm halten soll. Ist er der arrogante Typ, so wie ihn die Medien darstellen, oder ist er doch ein guter Mensch? Affleck bringt beide Aspekte seines Charakters glaubwürdig auf die Leinwand. Alle Schauspielerinnen aus Hollywood wollten Amy Dunne spielen. Charlize Theron, Rooney Mara, Emily Blunt, Natalie Portman und Reese Witherspoon, um nur einige zu nennen. Doch letztendlich ging die Rolle an Rosamund Pike, die mit dieser Leistung endlich das Stardom erreicht. Ihre Performance ist so vielschichtig und es ist bemerkenswert, wie leichtfertig sie mit damit umgeht. Sie hantiert mit ihrer gesamten Emotionspalette und wechselt bravourös von liebenswürdig zu geheimnisvoll bis zu furchteinflössend und wieder zurück. Nicht jeder hätte die Amy Dunne so spielen können wie sie. Fincher beweist wieder einmal, dass er ein Gespür fürs Casting besitzt. Eine Oscarnominierung ist Pike sicher. Affleck hätte auch eine verdient, aber das Feld ist leider viel zu stark dieses Jahr. Ein weiteres Casting hat Hollywood aufmerksam gemacht. Viele wunderten sich, wieso ausgerechnet Tyler Perry in einem Film von Fincher mitspielen sollte. Doch auch er liefert eine fantastische Leistung ab, ebenfalls die beste seiner Karriere. Schlagfertig, charismatisch und direkt, Perry ist in jeder Hinsicht überzeugend. Die restliche Nebendarstellerriege ist ebenfalls klasse. Perfektes Casting.

Buchadaptionen haben es immer schwer. Ist die Vorlage gelungen, dann wird ein Vergleich gezogen, bei dem der Film oft den kürzeren zieht. Zugegeben, in diesem Fall ist das Buch von Gillian Flynn besser als der Film. Doch nichtsdestotrotz gehört die Verfilmung von Fincher zu den besten Filmen des Jahres und ist bisher mein persönliches Highlight von 2014. Der Film ist unglaublich spannend und er führt dich mit all seinen Wendungen stets in die falsche Fährte. Ich habe das Buch gelesen und dennoch habe ich jede Minute mitgefiebert. Fincher versteht es wie kein anderer Spannung aufzubauen. Er nimmt sich schön viel Zeit, um eine dichte Atmosphäre zu erschaffen und konzentriert sich auf die Charaktere, primär Nick Dunne. Der gesamte Thriller ist wie eine lange Episode einer Crime Show, nur mit viel besserem Writing und einem Regisseur, der es versteht, die Spannungskurve langsam ansteigen zu lassen, um dann im Klimax die Zuschauer vollkommen zu überrollen. Das war schon in „Verblendung“ so und hier ist es nicht anders.
Das Buch besitzt eine interessante Erzählstruktur; die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Zum einen von Nick, der in der Gegenwart ist, und zum anderen von Amy, die mit ihren Tagebucheinträgen ihr Leben und ihre Ehe mit Nick festhält. Dementsprechend war ich gespannt, wie Fincher und Flynn das umsetzen würden. Und das Ergebnis ist hervorragend. Fincher weiß genau, wie viel Informationen er in einem Erzählabschnitt preisgeben muss und durch das hervorragende Editing fühlt sich die Erzählstruktur schön smooth an.
Doch der Film ist mehr als nur ein spannender Thriller. Er zeichnet eine Ehe, in der nichts ist, so wie es scheint. Es ist lange her, dass das Kino eine solch abgefuckte Ehe gesehen hat. Zudem blickt er in menschliche Abgründe, die den Zuschauer schockieren werden. Der Film zeigt, wie weit ein Mensch gehen kann, um seine eigene Haut zu retten. Und als ob das nicht schon zu viel Stoff für einen Film wäre, haut Fincher noch einen drauf und kritisiert auf amüsante Art und Weise unsere Medien und ihr Problem. Das Problem ist, dass die Medien nicht mehr vernünftig recherchieren und sich gleich auf Behauptungen stürzt, nur um als erstes eine Story zu ergattern. Dass sie eventuell das Leben der Menschen im Mittelpunkt zerstören ist egal, Hauptsache die Quote stimmt. Hinzu kommt noch der chillige Score von Trent Reznor, der jede Szene noch zusätzliche Würze gibt. Es gibt keine unnötige Szene, alles ist handwerklich perfekt. Einziger Nachteil: Das Ende kam viel zu abrupt. Hier hätte sich der Film ruhig etwas mehr Zeit nehmen können, so wie das Buch. Aber ansonsten ist „Gone Girl“ ein fantastischer Film mit super Schauspielern, genialem Score und Editing. Fincher did it again.
9/10