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Movies 2014 (65) – Interstellar

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Jahr: 2014
Genre: Sci-Fi
Regie: Christopher Nolan
Drehbuch: Christopher Nolan, Jonathan Nolan

Worum geht’s?
Es ist eine Zeit gekommen, in der die Erde den Menschen nicht mehr das bieten kann, was sie brauchen. Nahrung und Güter sind knapp geworden. Mehrere Wissenschaftler haben es derweil geschafft, die immer wieder aufgegriffene Theorie von Wurmlöchern zu bestätigen und wollen sich nun auf die Reise begeben, um eine neue Heimat für die Menschheit im Universum zu finden. Dabei muss sich der Ingenieur Cooper entscheiden zwischen der Welt, so wie er sie kennt, und seiner Familie.

Darsteller:
Matthew McConaughey as Cooper
Mackenzie Foy as Murph (10 Yrs.)
Anne Hathaway as Brand
Michael Caine as Professor Brand
Jessica Chastain as Murph
Casey Affleck as Tom
Matt Damon as Mann
John Lithgow as Donald

„Interstellar“ hat einen langen Weg hinter sich. 2006 nahm Steven Spielberg das Projekt an und engagierte Jonathan Nolan und bat ihn, das Drehbuch zu schreiben. Doch Spielberg widmete sich anderen Filmen und fokussierte sich mehr auf „Robocalypse“ als auf Nolan‘ Skript. Dieser wiederum saß nicht rum und wollte diesen Film unbedingt realisieren. Daher stellte er das Projekt seinem Bruder, Christopher Nolan, vor, und dieser war begeistert von der Idee. Zum Glück hat Nolan die Regie übernommen, denn das Ergebnis spricht für sich. „Interstellar“ ist ein einmaliges Filmerlebnis, dass man so schnell nicht vergisst. Der Sci Fi Film lieferte Bilder, die einem den Atem rauben und erzählt dabei eine Geschichte, die einem das Herz bricht. „Interstellar“ ist ein Homerun in jeder Hinsicht.

Nichts gegen Steven Spielberg, der zu den besten Regisseuren aller Zeiten gehört, der mit Sicherheit ebenfalls einen wundervollen Film abgeliefert hätte. Aber wenn schon viele Szenen nicht auf der Erde stattfinden, dann sollte jemand das Steuer übernehmen, der visuell schon einige Kracher abgeliefert hat und mit Christopher Nolan hat man den perfekten Mann gefunden. Nolan zeigt wieder einmal, dass er zu den aktuell besten Regisseuren in Hollywood gehört und er ist auf dem Weg, sein Platz am Mount Rushmore der Regisseure zu verdienen. Seine Filmographie besitzt kein Schandfleck, all seine Filme sind gut bis hervorragend. Mit „Interstellar“ liefert er seinen zweitbesten Film ab (Es wird sehr schwer, „The Dark Knight“ vom Thron zu stürzen. Nicht unmöglich, aber fast unmöglich). „Interstellar“ lässt einen auch Tage nach dem Anschauen nicht mehr los und ist ein faszinierendes Werk. Nolan regt die Zuschauer zum Nachdenken an. Nicht jeder wird diesen Film lieben und die Meinungen werden sich teilen, aber meiner Meinung nach ist das Ergebnis brilliant.
Jonathan Nolan schrieb das Skript mit Chris um. Ich weiß nicht, inwieweit sich das Drehbuch der Nolan Brüder von Spielberg’s Version unterscheidet, aber diese Version ist klasse. Jeder, der auch nur annähernd an den Themen und Theorien interessiert ist, die der Film besitzt, wird jede Menge Spaß haben. Doch besonders überzeugend ist das Drehbuch auf der emotionalen Ebene. Der Film trifft mit größter Präzision das Herz und Emotionen überrollen den Zuschauer.

Matthew McConaughey spielt Cooper, ein Farmer, der die Welt mit Mais versorgt, denn die Menschheit beginnt langsam zu sterben, weil ihnen die Lebensmittel ausgehen. Als er zufällig auf ein geheimes Projekt der NASA stößt und die ihn auswählen, eine streng geheime Mission zu leiten, willigt Cooper ein, trotz dem Wissen, dass er seine Kinder vielleicht nie wieder sehen wird. Es ist unglaublich, was McConaughey in den letzten Jahren für Performanes raushaut. Ihn wird man so schnell nicht vergessen mit dieser Rolle als Familienvater und Held, denn er liefert wieder einmal eine herzzerreißende Leistung ab. Wenn er die Videos seiner Kinder anschaut, dann kommen einem schon Tränen in die Augen. Es ist erstaunlich, wie viele Emotionen McConaughey allein mit seiner Mimik ausdrücken kann. Er zeigt auch, dass er ein Blockbuster von solcher Größe mit Leichtigkeit alleine tragen kann. Anne Hathaway stellt Brand dar, die auch an der Mission teilnimmt und die Tochter des Leiters Professor Brand ist. Ihre Beziehung zunächst ist nicht gerade die innigste, doch mit der Zeit lernen beide den anderen zu schätzen. Anne Hathaway hat nach ihrem Oscargewinn für „Les Miserables“ nicht gerade viele Filme gedreht, daher war es schön zu sehen, dass sie wieder mit Nolan zusammenarbeitet, denn das hat ja schon in „The Dark Knight Rises“ super geklappt. Hathaway ist ebenfalls total überzeugend und kann in den emotionalen Szenen zeigen, was in ihr steckt. Ihre Szenen mit Cooper sind extrem stark. Mackenie Foy, die Cooper’s Tochter verkörpert, ist wunderbar und blüht regelrecht auf. Foy hat eine große Zukunft in dem Business. Jessica Chastain, die die ältere Murph spielt, ist wie immer souverän und holt aus ihrer kleinen Rolle alles raus. Gehört zu Recht zu den besten Schauspielerinnen in Hollywood. Die restliche Nebendarstellerriege ist prominent besetzt. Jeder, von Casey Affleck bis zu Michael Caine, der natürlich in einem Nolan Film nicht fehlen darf, liefert eine super Performance ab. Ein Cameo hat mich überrascht. Ich wusste zwar, dass dieser Schauspieler in dem Filme ist, aber dass seine Rolle ein solches Ausmaß hat, hätte ich nicht gedacht.

Das Jahr 2014 bot sehr viele gute Filme. Von gelungenen Popcornblockbustern wie „Guardians of the Galaxy“, „Captain America: The Winter Soldier“ und „Godzilla“ bis zu starken Dramen wie „Gone Girl“, für mich bisher der zweitbeste Film des Jahres und „Nightcrawler“. Doch Nolan’s neuestes Werk stellt alle Filme in den Schatten und ist der beste Film des Jahres. Kein Film ist ambitionierter, emotionaler und tiefgründiger als „Interstellar“. Dem Zuschauer gefallen zuallererst die grandiosen Bilder, die Nolan und DP Hoyte Van Hoytema, der Pfister ersetzt, abliefert. Die Kamerafahrten im Weltall sind spektakulär und ziehen das Publikum in einen Bann, dem man nur schwer entkommen kann. Auch die Planeten, die die Charaktere besuchen, sind wirklich toll designt und Hoytema kann auch hier klasse Aufnahmen einfangen. Hoytema hat sich für einen etwas dunkleren Ton entschieden, der perfekt zur Verzweiflung der Menschen auf der Erde passt. Doch „Interstellar“ sieht nicht nur schön aus, sondern der Film besitzt ebenfalls eine (Familien)Geschichte, die den Menschen tief im Herzen berührt, zudem beschäftigt er sich mit tiefgründigen Fragen wie: Was ist dir wichtiger, deine Familie oder die Menschheit? „Wie wird unsere Zukunft aussehen? Die hervorragende Mischung aus Emotionen und Ideen machen diesen Film aus. Physiker, Astrologen und viele andere aus diesem Bereich werden Nolan’s Ambition sicher respektieren und die Theorien, erstellt von Kip Thorne, anerkennen oder hinterfragen. Ich selber habe kein Interesse an Astrologie oder dergleichen, emfpand aber die Ideen, die der Film präsentiert, als sehr interessant und es hat mich neugierig gemacht. Wer mehr von Kip Thorne lesen will, sollte unbedingt sein Buch kaufen.
Doch „Interstellar“ ist nicht nur wegen seinen Schauwerten so überragend. Der emotionale Kern, der sich hinter all dieser Mission verbirgt, trifft den Zuschauer mit einer so großen Wucht, dass einem fast die Tränen kommen. Die Vater-Tochter Beziehung zwischen Cooper und Murphy ist klasse, sie besitzt viele wichtigen Szenen, die wirklich schön geschrieben sind und sie sind auch verantwortlich dafür, dass die Zuschauer diese Beziehung abkaufen und hoffen, dass Cooper seine Tochter irgendwann mal wiedersieht. Die Momente, in denen Cooper die Videos seiner Kinder, speziell Murphy anschaut und dann emotional wird, gehören zu den Highlight des gesamten Films. Der Anfang mit dem vermeintlichen Geist wird vielleicht einige Zuschauer verwirren, doch wenn man am Ende alles aufgelöst wird, dann bekommt man eine Gänsehaut, die lange andauert. So etwas passiert nur in ganz großen Filmen.
Die gesamte Komposition aus Bildern, Gefühlen und Musik ist hervorragend und sucht seinesgleichen. Hans Zimmer hat sich selbst übertroffen und einen Score komponiert, der Hoffnung verbreitet. Der Film ist auch extrem spannend und unvorhersehbar, mit vielen überraschenden Twists. Die Andockszene allein wirkt wie eine Adrenalinspritze. „Interstellar“ ist in jeder Hinsicht ein Meisterwerk.
10/10