Schlagwort-Archive: Ben Affleck

Movies 2014 (64) – Gone Girl

gone-girl

Jahr: 2014
Genre: Drama
Regie: David Fincher
Drehbuch: Gillian Flynn

Worum geht’s?
Wie gut kennt man den Menschen, den man liebt, wirklich? Diese Frage stellt sich Nick Dunne an seinem fünften Hochzeitstag, dem Tag, an dem seine schöne Frau Amy spurlos verschwindet. Unter dem Druck der Polizei und des wachsenden Medienspektakels, bröckelt Nicks Darstellung einer glücklichen Ehe. Durch seine Lügen, Täuschungen und sein merkwürdiges Verhalten stellt sich jeder bald dieselbe unheimliche Frage: Hat Nick Dunne seine Frau ermordet?

Darsteller:
Ben Affleck as Nick Dunne
Rosamund Pike as Amy Dunne
Carrie Coon as Margo Dunne
Neil Patrick Harris as Desi Collings
Tyler Perry for Tanner Bolt
Kim Dickens as Detective Rhonda Boney

Gillian Flynn gehört zurzeit zu den bekanntesten und erfolgreichsten Autorinnen auf der Welt. Ihre ersten beiden Bücher „Cry Baby“ und „Dark Places“ waren sehr gut und haben schon früh gezeigt, dass Flynn die düstere Welt mehr als nur gut kennt. Sie versteht es, den Leser stets auf die falsche Fährte zu führen, nur um ihn dann später zu überraschen. Mit „Gone Girl“ gelang ihr endgültig der Durchbruch. 2,7 Millionen Exemplare wurden verkauft, andere berühmte Autorinnen fanden auch nur Lob für ihr Buch. Als bekannt wurde, dass das Buch verfilmt wird und kein anderer als David Fincher sich dem Projekt annahm, konnte ich es gar nicht mehr erwarten, den Film zu sehen. Und dieser ist alles andere als enttäuschend. Er kommt zwar nicht ganz an die Intensität und Qualität des Buches ran, aber nichtsdestotrotz gehört „Gone Girl“ zu den besten Filmen des Jahres.

Düstere Projekte, das ist der Stoff, aus dem große Filme gemacht werden. Das ist wohl der Gedankengang von David Fincher, der zu den besten Regisseuren in Hollywood gehört. Wenn man sich mal seine Filmographie ansieht, dann erkennt man schnell, dass der Mann aus Denver sich Drehbüchern, die eine böse Seite an sich haben, hingezogen fühlt. Zum Glück führte Fincher Regie, denn er ist der perfekte Mann für diesen Film. Die Inszenierung ist großartig und die Laufzeit von 2,5 Stunden macht sich fast nicht bemerktbar. Fincher gelingt es problemos und meisterhaft, mehrere Themen anzusprechen und sie in einen Film zu verpacken. Die Spannungskurve steigt langsam, aber mit größter Präzision nach oben, bis der Höhepunkt erreicht ist. Das Timing von Fincher stimmt und er liefert einen klasse Thriller ab. Gillian Flynn hat das Drehbuch selber verfasst und im nachhinein war das eine kluge Entscheidung, denn wer kennt ein Buch besser als der/die eigene Autor(in)? Richtig. Flynn’s Skript ist genial. Sie wusste genau, welche Stellen nicht in den Film sollten und hat genau an den richtigen Stellen den Radiergummi verwendet. Die Erzählweise, die das Buch so besonders machte, und funktioniert auch im Film sehr gut. Ich war gespannt zu sehen, wie sie das hinbekommt, aber das Wechseln der Charakterperspektiven, um die Geschichte zu erzählen, ist brilliant und notwendig, um den Zuschauer zu verwirren bzw. sie auf die falsche Fährte zu locken.

Wenn Fincher dich in der Hauptrolle haben will, dann musst du anscheinend schauspielerisches Talent besitzen. Viele aber fragten sich, wieso ausgerechnet Ben Affleck die Hauptrolle bekam und kein anderer Schauspieler. Man muss den Film sehen, um diese Frage zu beantworten. Affleck ist ein sympathischer und bodenständiger Mann, aber es ist wahr, dass er auf dem ersten Blick vielleicht arrogant rüberkommen kann (Nicht meine Meinung). Genau so etwas war für die Rolle des Nick Dunne vonnöten. Affleck liefert die beste schauspielerische Performance seiner Karriere ab. Er spielt mit einer hohen Intensität und der Zuschauer weiß nie, was er von ihm halten soll. Ist er der arrogante Typ, so wie ihn die Medien darstellen, oder ist er doch ein guter Mensch? Affleck bringt beide Aspekte seines Charakters glaubwürdig auf die Leinwand. Alle Schauspielerinnen aus Hollywood wollten Amy Dunne spielen. Charlize Theron, Rooney Mara, Emily Blunt, Natalie Portman und Reese Witherspoon, um nur einige zu nennen. Doch letztendlich ging die Rolle an Rosamund Pike, die mit dieser Leistung endlich das Stardom erreicht. Ihre Performance ist so vielschichtig und es ist bemerkenswert, wie leichtfertig sie mit damit umgeht. Sie hantiert mit ihrer gesamten Emotionspalette und wechselt bravourös von liebenswürdig zu geheimnisvoll bis zu furchteinflössend und wieder zurück. Nicht jeder hätte die Amy Dunne so spielen können wie sie. Fincher beweist wieder einmal, dass er ein Gespür fürs Casting besitzt. Eine Oscarnominierung ist Pike sicher. Affleck hätte auch eine verdient, aber das Feld ist leider viel zu stark dieses Jahr. Ein weiteres Casting hat Hollywood aufmerksam gemacht. Viele wunderten sich, wieso ausgerechnet Tyler Perry in einem Film von Fincher mitspielen sollte. Doch auch er liefert eine fantastische Leistung ab, ebenfalls die beste seiner Karriere. Schlagfertig, charismatisch und direkt, Perry ist in jeder Hinsicht überzeugend. Die restliche Nebendarstellerriege ist ebenfalls klasse. Perfektes Casting.

Buchadaptionen haben es immer schwer. Ist die Vorlage gelungen, dann wird ein Vergleich gezogen, bei dem der Film oft den kürzeren zieht. Zugegeben, in diesem Fall ist das Buch von Gillian Flynn besser als der Film. Doch nichtsdestotrotz gehört die Verfilmung von Fincher zu den besten Filmen des Jahres und ist bisher mein persönliches Highlight von 2014. Der Film ist unglaublich spannend und er führt dich mit all seinen Wendungen stets in die falsche Fährte. Ich habe das Buch gelesen und dennoch habe ich jede Minute mitgefiebert. Fincher versteht es wie kein anderer Spannung aufzubauen. Er nimmt sich schön viel Zeit, um eine dichte Atmosphäre zu erschaffen und konzentriert sich auf die Charaktere, primär Nick Dunne. Der gesamte Thriller ist wie eine lange Episode einer Crime Show, nur mit viel besserem Writing und einem Regisseur, der es versteht, die Spannungskurve langsam ansteigen zu lassen, um dann im Klimax die Zuschauer vollkommen zu überrollen. Das war schon in „Verblendung“ so und hier ist es nicht anders.
Das Buch besitzt eine interessante Erzählstruktur; die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Zum einen von Nick, der in der Gegenwart ist, und zum anderen von Amy, die mit ihren Tagebucheinträgen ihr Leben und ihre Ehe mit Nick festhält. Dementsprechend war ich gespannt, wie Fincher und Flynn das umsetzen würden. Und das Ergebnis ist hervorragend. Fincher weiß genau, wie viel Informationen er in einem Erzählabschnitt preisgeben muss und durch das hervorragende Editing fühlt sich die Erzählstruktur schön smooth an.
Doch der Film ist mehr als nur ein spannender Thriller. Er zeichnet eine Ehe, in der nichts ist, so wie es scheint. Es ist lange her, dass das Kino eine solch abgefuckte Ehe gesehen hat. Zudem blickt er in menschliche Abgründe, die den Zuschauer schockieren werden. Der Film zeigt, wie weit ein Mensch gehen kann, um seine eigene Haut zu retten. Und als ob das nicht schon zu viel Stoff für einen Film wäre, haut Fincher noch einen drauf und kritisiert auf amüsante Art und Weise unsere Medien und ihr Problem. Das Problem ist, dass die Medien nicht mehr vernünftig recherchieren und sich gleich auf Behauptungen stürzt, nur um als erstes eine Story zu ergattern. Dass sie eventuell das Leben der Menschen im Mittelpunkt zerstören ist egal, Hauptsache die Quote stimmt. Hinzu kommt noch der chillige Score von Trent Reznor, der jede Szene noch zusätzliche Würze gibt. Es gibt keine unnötige Szene, alles ist handwerklich perfekt. Einziger Nachteil: Das Ende kam viel zu abrupt. Hier hätte sich der Film ruhig etwas mehr Zeit nehmen können, so wie das Buch. Aber ansonsten ist „Gone Girl“ ein fantastischer Film mit super Schauspielern, genialem Score und Editing. Fincher did it again.
9/10

Movies 2014 (54) – Runner Runner

runner-runner

Jahr: 2013
Genre: Thriller
Regie: Brad Furman
Drehbuch: Brian Koppelman, David Levien

Worum geht’s?
Als junger und fast mittelloser College-Student verdient sich Richie Furst beim Online-Pokern recht erfolgreich Geld für sein Studium dazu. Bis er eines Tages bei einem Spiel alles verliert. Richie ist sich sicher, dass er betrogen wurde und reist nach Costa Rica, um den Betreiber der Pokerseite zur Rede zu stellen. Als er jedoch auf Ivan Block und dessen Partnerin Rebecca Shafran trifft, muß Richie feststellen, dass das Charisma und die Macht von Ivan weiter reichen als gedacht. Ein gefährliches Spiel beginnt…

Darsteller:
Ben Affleck as Ivan Block
Justin Timberlake as Richie Furst
Gemma Arterton as Rebecca Shafran
Anthony Mackie as Agent Shavers
Oliver Cooper as Andrew Cornin

Früher wurde Ben Affleck wegen seiner Rollenauswahl und seinen schauspielerischen Qualitäten lustig gemacht, und wer tat das nicht? Wer Filme wie „Gigli“ dreht, der hat eigentlich auch nur Spott verdient. Doch in den letzten Jahren hat sich Ben Affleck zu den besten Regisseuren in ganz Hollywood gemausert. All seine drei Filme waren gut bis fantastisch und er ist jetzt der Goldjunge von Warner Bros. Das heißt, er kann drehen was er will. Die Tatsache, dass er auch Batman ist, hilft ihm auch. Nach all den anspruchsvollen Filmen wollte Affleck wohl einen entspannten Urlaub machen, in dem er auch noch leicht Geld verdienen konnte, sonst hätte er wohl „Runner Runner“ nicht gedreht. Der Film ist nicht schlecht, schöpft aber sein Potenzial nicht aus.

Dem Regisseur Brad Furman gelang erst im Jahre 2011 mit „Der Mandant“ der große Durchbruch. Dieser Film ist allen Filmfans ein Begriff, denn nicht nur war er ein unterhaltsamer Justizthriller, mit diesem Werk begann auch Matthew McConaughey’s McConaissance, der bis heute noch anhält und wahrscheinlich auch nicht mehr enden wird. Schon damals zeigte Furman den Zuschauern, dass er es versteht, die Spannung bis zum Höhepunkt anzuhalten. Davon ist aber in diesem Film nur wenig zu sehen. Das Thema erinnert an Filme wie „Rounders“ oder „21“, auch weil in diesen Streifen der Betrug thematisiert wird. Furman schafft es zwar, Onlinepoker dem Zuschauer, der damit nicht bekannt ist, näherzubringen, aber dem Film fehlt die nötige Substanz. An der Inszenierung ist aber nichts zu bemeckern, die Schwächen liegen in dem Skript. Koppelman und Levien, die zufälligerweise „Rounders“ schrieben haben sich einem Thema angenähert, welches nicht oft benutzt wird, um daraus einen Film zu machen, umso interessanter war das Konzept. Viele Menschen spielen Online Poker, doch nur wenige wissen, was sich hinter den Bildschirmen abspielt, wie das mit dem Geld geregelt wird. Den Konflikt zwischen Block und Furst hätte man intesiver schreiben können.

Justin Timberlake ist Richie Furst und studiert in Princeton. Er will das ganz große Geld und macht bei einem Online Pokerturnier mit, nur um sein ganzes Geld zu verlieren. Als er den Betreiber der Seite aufsucht, Ivan Block, um sein Geld zurückzuverlangen und auf den Betrug aufmerksam zu machen, bietet der ihm einen Job an. Von da an verdient Furst viel Geld und ist umzingelt von hübschen Frauen. Doch als Arbeiter von Block gibt es auch Schattenseiten. Timberlake gehört zu der Sorte Stars, die zwei Sachen richtig gut drauf haben. Er kann super singen und ist zudem ein solider Schauspieler. Er wird zwar kein neuer De Niro, aber in keinem seiner Filme ist er je negativ aufgefallen (Zur Info: Hab noch nicht alle Filme von ihm gesehen). Ben Affleck übt sich hier schon mal irgendwie als Bruce Wayne und gibt auf überzeugende Art und Weise einen skrupellosen Geschäftsmann ab. Schauspielerisch ist Affleck viel besser geworden und kann hier allein mit seiner Statur die Rolle glaubwürdig spielen. Gemma Arterton verkörpert die Kollegin von Block, Rebecca Shafran, und braucht ihr ganzes Talent nicht auszupacken, denn ihr Charakter bekommt nicht viel zu tun. Ihre Schönheit reicht hier vollkommen aus. Anthony Mackie spielt den FBI Agenten, der für Ordnung sorgen will und bekommt leider nur sehr wenig zu tun, was schade ist.

Ich habe mich schon immer für Poker interessiert und spiele auch gelegentlich mit meinen Freunden, aber ich bin jetzt kein Gambler. Umso gespannter war ich auf diesen Film, denn die Story hat mich interessiert und ich wollte schon immer wissen, wie es so ist, eine große Pokerseite mit Millionen von Mitgliedern zu leiten, denn das muss sicher schwierig sein. Dafür verdient man jede Menge Kohle, wie auch der Film zeigt. „Runner Runner“ sieht sehr schön aus und die Schauspieler hatten definitiv einen tollen Urlaub, doch leider ist der Film kein gelungener Thriller. Die Prämisse klang zwar interessant und man bekommt Einblicke in die Welt des Online Poker, doch dem Film fehlt es etwas an Substanz und Intensität. Auf den psychologischen Aspekt der Beziehung zwischen Ivan und Richie wurde nicht näher eingegangen und die Geschichte geht unglaubwürdige Wege ein und zerstört fast komplett den überzeugenden Beginn, dabei gehören aber die Szenen zwischen den beiden Protagonisten immer noch zu den Highlights des Films, auch weil Affleck einen wirklich guten Arschloch spielt. Die Charaktere hätten auch ruhig eine Schicht Tiefe verdient, denn sie bleiben alle ziemlich eindimensional. Was ebenfalls schade ist, ist die Tatsache, dass Gemma Arterton hier völlig verbraucht wird und nur in dem Film ist, um ihre Schönheit darzustellen. Dennoch hat „Runner Runner“ trotz vorhersehbarer Story einen gewissen Unterhaltungswert und es gibt genug gute Momente in dem Film, um aus ihm einen soliden Thriller zu machen.
6/10

Movies 2014 (25) – Gone Baby Gone

gone_baby_gone

Jahr: 2007
Genre: Drama
Regie: Ben Affleck
Drehbuch: Ben Affleck, Aaron Stockard

Worum geht’s?
Boston, die Stadt der US-Pilgerväter und der Kennedys, tougher Cops und knallharter Gangster. Patrick Kenzie (Casey Affleck) und Angela Gennaro (Michelle Monaghan), privat wie beruflich ein Paar, verdienen ihren Lebensunterhalt als Privatdetektive. Da verschwindet die vierjährige Amanda aus ihrer Wohnung im Arbeiterviertel Dorchester. Spurlos und ohne Lösegeldforderung. Kenzie und Gennaro übernehmen auf Drängen von Amandas Tante Beatrice McCready (Amy Madigan) den Fall. Gemeinsam mit den Detectives Broussard (Ed Harris) und Poole (John Ashton) sucht das Duo nach dem Mädchen. Zum Ärger von Police Chief Jack Doyle (Morgan Freeman), der von Amateurermittlern nichts hlät. Doch er muss bald seine Meinung ändern, denn Kenzie kennt sich aus in Dorchesters Unterwelt, er weiß sich zu bewegen und besitzt beste Kontakte. Bald stößt er auf erste Spuren. Die führen zum lokalen Drogenbaron Cheese (Edi Gathegi), für den Amandas süchtige Mutter Helene (Amy Ryan) immer wieder als Kurier arbeitete und die viel mehr weiß als sie zugeben will. Doch dies ist erst der Anfang einer erschreckenden Wahrheit, die niemand erahnen konnte…

Darsteller:
Casey Affleck as Patrick Kenzie
Michelle Monaghan as Angie Gennaro
Morgan Freeman as Jack Doyle
Ed Harris as Remy Bressant
Amy Ryan as Helene McCready

Ben Affleck galt nach „Gigli“ als die Lachnummer in Hollywood. In dem Film übernahm er mit seiner damaligen Freundin Jennifer Lopez die Hauptrollen und der Film hätte nicht schlimmer floppen können. Er spielte nur 7 Millionen Dollar, also nicht mal die Hälfte der 54 Millionen Dollar Kosten, zudem bekam er vernichtende Kritiken und konnte zusätzlich noch sechs Goldene Himbeeren mit nach Hause nehmen. Wie gesagt, schlimmer kann ein Film nicht empfangen werden. Doch nun gehört er zu den wichtigsten Regisseuren in ganz Hollywood. Wie hat das alles begonnen? Ganz einfach: Mit „Gone Baby Gone“.

Ben Affleck hat vor diesem Thriller eigentlich zwei weitere Filme gedreht, die aber nie veröffentlicht worden sind. Mit seinem Regiedebüt hat Affleck einen neuen Weg in seiner Karriere eingeschlagen. Warner Bros. tut alles, um ihn zu verwöhnen, sie wollen Affleck nicht verlieren. Affleck ist der neue Batman für WB, dafür darf er seine Traumprojekte realisieren. Ein fairer Deal. Der Gewinner? Die Zuschauer. Denn wenn Affleck weiter Topfilme abliefert, hat er eine großartige Zukunft, für mich gehört er zu den zurzeit besten Regisseuren in Hollywood, und das hat er in so kurzer Zeit geschafft. Mit „Gone Baby Gone“ liefert er einen vielschichtigen Thriller ab. Die Geschichte wurde clever konstruiert (Affleck war auch als Drehbuchautor an dem Film beteiligt), sie ist spannend inszeniert und man hat immer das Gefühl, dass in jedem Moment eine Überraschung platzen könnte. Zudem wirft der Film moralische Fragen auf, die einen auch nach dem Gucken beschäftigen. Schwachpunkt: Das Tempo.

Casey Affleck und Michelle Monaghan spielen das Pärchen Patrick und Angie, die zusammenleben und auch als Detektive arbeiten. Eines Tages werden sie beauftragt, ein entführtes Mädchen zu finden. Sie nehmen das Angebot an, aber je tiefer sie graben, desto gefährlicher wird es für die beiden. Michelle Monaghan bleibt etwas blass, kann aber in einigen erinnerungswürdigen Szenen ihr Talent zur Schau stellen. Der wahre Star ist Casey Affleck, der in seiner ruhigen und subtilen Emotionalität eine tolle Performance abliefert. Der Supporting Cast kann sich mit Ed Harris als brutaler Cop und Morgan Freeman als Captain ebenfalls sehen lassen. Besonders Harris überzeugt, aber wann tut er das denn nicht? Nennenswert ist noch Amy Ryan’s Darbietung als die Mutter der verschwundenen Tochter, für die sie verdient für einen Oscar nominiert wurde.

„Gone Baby Gone“ ist ein starkes Regiedebüt von Ben Affleck, der mit diesem Film zeigt, dass er das Zeug dazu hat, ein großer Regisseur zu werden. Mit seinem Debüt liefert Affleck einen guten Thriller ab, der mit einem spannend konstruierten Fall aufwartet. Auf der Oberfläche erscheint alles simpel und man meint, den Fall schon irgendwo, sei es in einer Folge der Dutzend CSI-Sendungen oder in einem Krimibuch, gesehen zu haben. Doch unter dieser Oberfläche brodelt es und nichts ist, so wie es scheint. Die Wendungen sieht man zwar kommen, aber sie sind immer noch glaubwürdig und wirken nicht hanebüchen. Nicht aber der interessante Fall oder die starken Schauspielerleistungen machen den Film so sehenswert, sondern die moralische Frage, die den Zuschauern gestellt wird. Am Ende des Films sitzt man noch da und denkt sich, ob man so gehandelt hätte wie Patrick oder nicht. Zerstört man die Zukunft eines Kindes, indem man das Richtige tut und sie der Mutter übergibt, obwohl man weiß, dass sie sich nicht ändern wird, oder überschreitet man die legale Grenze, um ihr eine rosige Zukunft zu schenken? Affleck hat den Film ebenfalls so realistisch wie möglich gestaltet. Die Inszenierung ist klasse, der Thriller wurde in Boston gedreht und Affleck hat aus der Stadt fast einen eigenen Charakter gemacht. Es wurden keine echten Schauspieler engagiert, sondern ganz normale Menschen, die in diesen hinterlassenen Gegenden leben. Im Mittelteil haben sich aber einige langatmige Momente eingeschlichen, die die Erzählung dämpfen. Aber alles in allem ist „Gone Baby Gone“ ist ein super Debüt von Affleck.
7,5/10

Movies 2013 (85) – Spurwechsel

spurwechsel

Jahr: 2002
Genre: Thriller
Regie: Roger Michell
Drehbuch: Chap Taylor, Michael Tolkin

Worum geht’s?
„Spurwechsel“ erzählt von einem ganz normalen Tag in New York, als ein junger Anwalt und ein Mann, der gerade auf dem Weg zum Gericht ist, weil er um das Sorgerecht seines Sohnes kämpfen will, in einen Verkehrsunfall verwickelt werden. Eigentlich ist es nur ein Blechschaden, aber dennoch dramatisiert sich die Situation enorm.

Darsteller
Ben Affleck as Gavin Banek
Samuel L. Jackson as Doyle Gipson
Toni Collette as Michelle
Sydney Pollack as Stephen Dolano
Richard Jenkins as Walter Arnell
Amanda Peet as Cynthia Delano Banek

Ein ganz normaler Tag. Du musst nur eine Anhörung besuchen, um den Fall und Ansehen in der Firma zu gewinnen. Doch dann kommt dir ein Autounfall in die Quere und du ziehst dir den Zorn eines einsamen Vaters auf dich. Dein Leben, wie es war, kannst du vergessen. „Spurwechsel“ besitzt eine interessante Prämisse und eine namhafte Besetzung. Doch das Potential wird nicht ausgeschöpft, was bleibt ist leider nur ein solider Thriller.

Der südafrikanische Regisseur Roger Michell schuf mit „Notting Hill“ einen romantischen Film, der beim Publikum und auch bei den Kritikern sehr gut ankam. Nun wagt er sich an unbekanntes Terrain und versucht, mit Spannung und etwas Action die Zuschauer zu begeistern. Sein erster Thriller ist nicht gerade ein Meisterwerk, bietet aber dank einer routinierten Inszenierung solide Unterhaltung. Der Blick in die menschliche Psyche ist aber gelungen und regt die Zuschauer zum Nachdenken an. Das Drehbuch wartet mit einer Geschichte auf, die man schon oft in anderen Filmen in anderer Verpackung gesehen hat. Überzeugen kann das Skript eher mit der Charakterzeichnungen von Gavin und Doyle. Doch das Duell der beiden hätte man intensiver schreiben können.

Ben Affleck spielt den erfolgreichen Anwalt Gavin Banek, der einen wichtigen Gerichtstermin wahrnehmen muss, um die Karriereleiter aufzusteigen. Ein wichtiges Dokument abgeben und die Sache ist gegessen. Doch wie das Schicksal so will, kreuzen sich seine Wege mit dem verzweifelten Vater Doyle Gipson und es beginnt ein Katz-und-Maus-Duell zwischen den beiden. Ben Affleck hat schon in so einigen Stinkern mitgespielt, hier liefert er eine feine Leistung ab und stellt die komplexe Figur mit viel Glaubwürdigkeit dar. Samuel L. Jackson ist aber der klare MVP als Vater, der dank Gavins Aktion alles verloren hat. Er spielt mit einer solchen Hingabe, der Zuschauer fiebert die ganze Zeit mit ihm mit und er hat alle Sympathien auf seiner Seite. Ohne die beiden wäre der Film nur halb so gut. Die Legende Sydney Pollack kann als skrupelloser Chef von Gavin ebenfalls in einer kleinen Rolle überzeugen. Das Talent von Richard Jenkins wird aber leider vergeudet, da er nicht so viel Material bekommt.

„Spurwechsel“ ist ein solide gemachter Thriller mit sehr guten Schauspielerleistungen. Auf dem ersten Blick wirkt es so, als ob man alles schon gesehen hat und das stimmt auch. Das stimmt zwar auch, aber dieser Film ist etwas mehr als nur ein stinknormaler Thriller. Hier können besonders die dramatischen Elemente überzeugen. Regisseur Roger Michell blickt in die menschliche Psyche rein und welche Motivation ein Einzelner besitzt, um die Taten, die im Film dargestellt werden, zu begehen. Das Spiel mit der Moral ist ziemlich gut ausgestaltet und sehr reizend. Was dagegen nicht überzeugen kann ist die Story. Sie wirkt zu konstruiert, um Spannung zu entfalten. Zwar ist das Interesse des Zuschauers da, weil man wissen möchte, wie der Film ausgeht, doch die Wendungen wirken teilweise aus den Haaren herbeigezogen, andere wiederum sind aber gelungen. Es gibt auch Momente im Film, in denen die Handlung stagniert und der Zschauer gelangweilt vor dem Fernseher sitzt und darauf wartet, dass das Tempo sich wieder steigert. „Spurwechsel“ bleibt daher nur als solider Thriller in der Erinnerung zurück, der zwar interessante Ideen besitzt, diese aber nicht weiterverfolgt.
6/10

Movies 2013 (35) – Argo

argo-kinoplakat

Jahr: 2012
Genre: Thriller
Regie: Ben Affleck
Drehbuch: Chris Terrio

Worum geht’s?
Auf dem Höhepunkt der iranischen Revolution wird am 4. November 1979 die US- Botschaft in Teheran gestürmt – militante Studenten nehmen 52 Amerikaner als Geiseln. Doch mitten in diesem Chaos gelingt es sechs Amerikanern, sich davon zu schleichen und in das Haus des kanadischen Botschafters zu fliehen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Verbleib der sechs bekannt wird – ihr Leben steht auf dem Spiel. Deshalb entwirft der auf das „Ausfiltern“spezialisierte CIA-Agent Tony Mendez einen riskanten Plan, um die Flüchtlinge außer Landes und in Sicherheit zu bringen. Dieser Plan ist so unglaublich, dass er sich nur im Kino abspielen kann…

Darsteller:
Ben Affleck as Tony Mendez
Bryan Cranston as Jack O’Donnell
Alan Arkin as Lester Siegel
John Goodman as John Chambes

Oscarverleihungen sind immer für Überraschungen gut, das zeigte auch die diesjährige Verleihung. Wohl nur wenige hatten „Argo“ auf dem Zettel, und obwohl Ben Affleck gesnubbed wurde, bekam der Film drei wichtige Preise (Bestes adaptiertes Drehbuch, Bester Schnitt und natürlich Bester Film). Sowas kommt eigentlich ganz selten vor, dass ein Regisseur nicht nominiert wird, aber der Film dennoch die Königsklasse gewinnt. Aber „Argo“ ist auch kein gewöhnlicher Streifen, sondern ein packender Polithriller, der zu den besten Filmen des Jahres gehört.

Wir alle wissen, was für eine Evolution Ben Affleck durchgemacht hat. Als Schauspieler wurde er oft kritisiert, keiner nahm ihn ernst. Erst durch seine Leistungen in der Regie bekam er die Anerkennung, die er verdiente. Mit „Argo“ geht er den nächsten Schritt und gehört jetzt schon zur A-Liga der besten Regisseure Hollywoods. Sein neuester Film vollgepackt mit Spannung, und Affleck liefert eine mitreißende Geschichtsstunde ab. Der Film besticht durch eine dichte Atmosphäre, die zur jederzeit die aktuelle Lage perfekt widerspiegelt. Die Bilder sind schön in einem interessanten Grauton gehalten, passend zur aktuellen Filmsituation. Und mit Fingerspitzengefühl verarbeitet er die dramatischen Momente. Leider wurde Ben Affleck bei der Oscarverleihung total übergangen, dafür bekam er den Preis für den „Besten Film“. Chris Terrio ist dank seinem Drehbuch wohl endgültig in Hollywood angekommen. Gleich mit seinem ersten großen Werk konnte er den Goldjungen mit nachhause nehmen, und das auch völlig verdient. Die Spannungskurve geht stetig nach oben, bis es einfach keinen Platz mehr gibt und der Film mit dem Ende das passende i-Tüpfelchen bekommt. Die Charaktere sind auch gut gezeichnet. Was aber besonders gut gelungen ist, ist die Tatsache, dass das Drehbuch die Operation nicht vollständig durchleutet, sondern nur die Rahmenbedingungen erläutert, so ist der Film nicht trocken und langweilig.

Ben Affleck spielt den CIA-Agenten Tony Mendez, der sich mit seiner Arbeit von familiären Problemen ablenken will. Während der iranischer Revolution stürmten Hunderte Iraner die amerikanischer Botschaft, sechs Angestellte konnten fliehen und fanden Zuflucht beim kanadischer Botschafter. Mendez hat den Plan, in Iran einen fiktionalen Film zu drehen und so die Landsleute zu retten. Leichter gedacht als getan.. Neben der genialen Regie liefert Ben Affleck auch eine gute Performance als willensstarker CIA-Mann, der alles für die Mitarbeiter tut, um sie zu retten. Der restliche Ensemble ist ebenso bärenstark. Alan Arkin gibt einen wahnsinnig witzigen Filmproduzenten ab, und wurde zurecht mit einer Oscarnominierung belohnt. John Goodman fügt seiner glorreichen Filmographie eine weitere super Rolle hinzu, der Mann macht aus jeder Rolle wirklich das beste. Interessante Anekdote: Die letzten Gewinner der Königsklasse der Oscars hatten allesamt John Goodman in der Besetzung. Ein gutes Omen für „The Monuments Men“? Bryan Cranston besitzt zwar nur einen kleinen Auftritt, beweist aber wieder, dass er jede Rolle mit genug Präsenz füllen kann.

„Argo“ is fucking great, und zum Glück sah das auch die Academy so. Was den Film so faszinierend macht ist seine unglaubliche Geschichte. Würde man nicht wissen, dass sich der Film auf wahre Begebenheiten stützt, hätte ich Chris Terrio große Kreativität vorgeworfen. Der Plot steht für echte Dramatik. Die Story ist mit viel Tempo erzählt, somit wird der Film auch selten langweilig, trotz zwei Stunden Laufzeit. Das Setting ist sehr gut gewählt und verleiht dem Film die nötige Authentizität. Affleck baut den Film geschickt auf bis zu dem finalen Showdown, der einfach ausgezeichnet ist. Obwohl man das Ergebnis kennt, fiebert man mit den Figuren mit. Die letzten 30 Minuten sind wirklich großes Kino. Als ich den Film guckte, konnte ich mich nicht mehr halten und habe die ganze Zeit mit den Charakteren gebibbert und gebangt. Aber hier wird nicht nur die Schokoladenseite der Geschichte aufgezeigt. Die Konflikte zwischen den Figuren sind gut gezeichnet; die Dynamik stimmt. Zudem wird hier auch die USA kritisiert, was bei amerikanischen Filmen oft nicht passiert. Um dem Film noch mehr Würze zu verleihen, gibt es auch genügend humorvolle Momente, vor allem wenn John und Lester auftauchen, die einen sarkastischen Spruch nach dem anderen raushauen. Manche Momente hätte man aber nicht zeigen müssen und strecken unnötig die Story, aber ansonsten: „Argo“ is fucking great. Wollen wir hoffen, dass Affleck mit seinem nächsten Film nicht lange auf sich warten lässt.
9/10